cracy horse schrieb am 11.04.2019 19:37:
Fataler als microbiologische Feinde sind Inkompatibilitäten der Weltsicht, der Religionen. Blutrache, Ehrenmorde, extremes Clanverhalten, Rassismus, fehlende Weltoffenheit und Toleranz usw. verhindern jede friedliche Vermischung. Man braucht sich nur einmal die oft angeführten multikulturellen Gesellschaften anschauen. Tatsächlich leben die Volksgruppen wieder für sich, getrennt in selbstgeschaffenen Ghettos.
Klar gibt es Clans und "Ghettos". Die fallen natürlich besonders auf. Aber gleichzeitig und in höherem Masse gibt es Vermischung. Die fällt weniger auf, weil sie im Alltag untergeht. Einige Friesen gehören zu meinen besten Freunden ;) , obwohl sich die Buten-Ostfreesen gerne in der Fremde hauptsächlich mit sich selbst umgeben. Meine Familie ist ein Konglomerat von Ostpreußen mit lettisch-holländischer Abstammung, Nord-West-Franzosen, seit Generationen ansässigen Polen aus dem Ruhrgebiet, und Bayern, die, wie wir heute wissen, früher eigentlich zum großen Teil aus der Levante eingewandert sind. Einer der Familienzweige kommt allerdings aus der Gegend um den Harz, wo er - genetisch nachgewiesen - seit mehr als 4000 Jahren lebte.
Wo diese Trennung nicht möglich ist, finden sich die Konflikte der Welt ein.
Nein. Die Empirie spricht dagegen. Es gibt auch Konflikte, z.B. zwischen völkisch verblödeten Einzelnen(!) in Sachsen und den Sorben. Jahrzehntelang hat es diese Konflikte nicht gegeben. Erst durch die aktiv wiederbelebte völkische Ideologie werden sie erzeugt.
In weiten Teilen Mittel- und Südamerikas und der Karibik spielt die Hautfarbe aller Tönungen im täglichen Leben des sogenannten einfachen Volkes bisher keine besondere Rolle. Die hierarchischen Unterschiede in der Gesellschaft spielen allerdings eine Rolle. Erst wenn Leute wie dieser Bolsonaro kommen, der eine weiße Oberschicht wieder als gottgegeben verteidigt und diese von "falschem Blut" reinigen will, dann wird auch wieder der Keim für Kämpfe zwischen Menschen vermeintlich europäischer, afrikanischer, asiatischer und indianischer Abstammung gelegt. Obwohl sich der größere Teil längst nach allen Richtungen vermischt hat und es nur noch mendelscher Zufall ist, ob sich beim Individuum die Gene für mehr oder weniger Pigmente, runde oder mandelförmige Augen, glattes oder krauses Haar durchsetzen.
Verschiedene Weltsichten und Religionen sind meist nicht die Ursache für Konflikte. So wie der "Religionskrieg" zwischen nordirischen Katholiken und Protestanten kein Religionskrieg war, sondern einer um Besitz und Macht. Genau so der 30-Jährige Krieg. Dass diese Kriege entlang von Religionsgrenzen geführt wurden, half nur, die Krieger bei der Stange zu halten, weil damit der Gegner automatisch der Böse war, den man als selbst "Guter" mit Gottes Segen vernichten darf.
Eine Stadt spiegelt am Ende den Planeten.
In Berlin gibt es schon Schwabenviertel!
Es ist daher zu empfehlen, dass sich die microbiologische Abhärtung besser im Urlaub vollzieht.
Zu spät. Die Welt ist längst überall nicht nur zu Gast bei Freunden. So wie wir Deutschen aus unterschiedlichsten Stämmen und Himmelsrichtungen zusammengewürfelt sind, so wird bald auch das ganze Europa mehr oder weniger vermischt sein. Menschen bewegen sich dahin, wo sie für sich bessere Bedingungen finden. In der hier von den Deutschen mehrheitlich leider gewünschten Marktwirtschaft regelt eben diese die Wanderbewegungen der Arbeitskräfte. Da wandern dann eben nicht nur Europäer innerhalb Europas, sondern auch Menschen aus weiter entfernten Ländern hier her, die hier ihr in den Herkunftsorten nicht erreichbares Glück suchen wollen.
Dass da manchmal der fundamentalistische Katholizismus der Polen ganz schön nerven kann ("Inkompatibilitäten der Religionen"), nehmen wir in der Regel achselzuckend hin.