Hassbürger schrieb am 29.07.2021 13:47:
Du solltest deinen Satz einfach umformulieren:
Wer angesichts einer Pandemie seine Grundrechte ohne Abwägung der Folgen und der Wechselwirkungen seines Handelns auf sich und andere, innerhalb unserer Gesellschaft, über die Bekämpfung dieser Pandemie setzt, handelt asozial.
Das würde ich unterschreiben:-D
Ich glaube, das ist grob das, was ich meinte plus eines ganz wesentlichen Zusatzes, der unsere Meinung darüber unterschiedlich macht:
In dieser Ausnahmezeit zeigt sich ganz deutlich, wer hier nach Abwägung und nach klaren Vorgaben und unter gesetzlich festgelegten Bestimmungen im Sinne des Grundrechts Teile davon einschränken darf und wer nicht: Der Staat!
Es ist noch gefährlicher im Sinne des GG und für unsere Gesellschaft, wenn wir diese Verantwortung den Bürgern übergeben. Das unsere Gesellschaft so etwas nicht solidarisch schafft, haben die letzten Monate ziemlich gut gezeigt und kannst du hier auf Telepolis in mehr als jeden 2. Beitrag zum Thema anschaulich sehen... ...abgesehen davon, dass es zudem auch un- bis kontraproduktiv bei der Bekämpfung der Pandemie ist, ist das asozial!
Das dass Ganze gesundheitlich, gesellschaftlich und politisch seit 17 Monaten kein Kindergeburtstag ist, ist uns wohl beiden klar. Und ich bin voll bei dir, angesichts der Beispiele, wie Politiker einen Kompromiss zwischen ihrem Machtkalkül und der Pandemiebekämpfung versuchen. Ich sehe allerdings auch, dass sich unser Staat im Grunde vergleichsweise viele Gedanken zum Thema Grundrechtseinschränkung und Verhältnismäßigkeit macht. Ich sehe auch, dass die Kontrollgremien unseres Staates vergleichsweise gut funktionieren und Politiker die eigentlich streng genommen wegen Meineids bzgl. ihrer Vereidigung angeklagt gehören wenigstens zurückpfeifen.
Und was ich auch ganz klar habe. Wir werden diese Pandemie nicht in den Griff bekommen, wenn Leute, die kein Vertrauen mehr in die Politik haben, meinen sie könnten daraufhin die Grundrechtseinschränkungen/ -foderungen eigenmächtig anders auslegen. Das verbieten übrigens auch das GG und die dazugehörigen Strafgesetzparagraphen ganz explizit. Und bei aller Enttäuschung und allem Misstrauen gegenüber unseren Politikern, die ich durchaus mit dir teile... ...ich sehe nicht, dass unsere Gesellschaft ihren Part in der Pandemie grundsätzlich besser erledigt hätte, als unsere Politik, auch wenn sich auf beiden Seiten der Großteil den Arsch aufgerissen hat.
Vielleicht guckst du mal darauf, was Gesellschaft und Politik geleistet haben, um den gemeinsamen "Feind" zu bekämpfen und nicht einseitig, wer, warum welchen Fail begangen hat?
Und wenn ich mich global so umschaue, dann bin ich grundsätzlich froh, dass ich die Pandemie hier und nicht anderswo bekämpen darf.
Und mal abgesehen davon, wieder zurück zur Impfskepsis/Impfgegner:
Ich gehöre zu einer der Berufsgruppen, denen eine Impfpflicht bzw. Benachteiligung als Ungeimpfter droht und ich sag dir:
Mindestens ca. 95% meiner Kollegen würden diese Einschränkung voll unterstützen, weil es in ihren Augen definitiv asozial wäre, wenn ein Impfskeptiker die Gleichbehandlung unter Kollegen einfordern würde. Und das liegt garantiert nicht daran, dass die Impfskepsis in unserem Berufskreis unterdurchschnittlich gering wäre... ...im Gegenteil.
Ich traue dir zu, dass du Impfskepsis, dein Grundrecht und deine Verantwortung für die Gesellschaft durchaus abwägen kannst und dich derart begründet gegen eine Impfung entscheidest... ...hier auf dem Forum bist du der Erste, dem ich das zutraue aber ich glaube nicht, dass wir unserer Gesellschaft insgesamt das in dem Maße zutrauen können... ... so traurig ich diese Erkenntnis der letzten 17 Monate auch finde...
Ich möchte jedenfalls die Bestimmung über das Grundrecht 99,5% der hier mit grün bewerteten keinesfalls lieber in die Hände geben, als irgendeinen derzeit verantwortlichen Politiker ... ...u.a. auch in Ermangelung von Alternativen.