Der ehemalige Direktor von Human Rights Watch (…) sieht Israel kurz davor, eine "neue Runde der ethnischen Säuberungen" durchzuführen. Selbst wenn die Gaza-Bewohner die Chance hätten, nach Ägypten zu fliehen (…) machten sie sich (…) Sorgen, dass der (…) Übergang nach Ägypten "nur in eine Richtung funktioniert – dass ihre Flucht eine Wiederholung der Nakba oder übersetzt 'Katastrophe' von 1948 darstellt".
Dabei wurden 700.000 Palästinenser aus ihren Häusern vertrieben. Die Gebiete zählen heute zu Israel. Die Palästinenser durften nie wieder zurückkehren.
Die populäre Erzählung, die Juden hätten sich im ansonsten arabischen Palästina festgesetzt und 1948 die Vertreibung aller Araber aus Israel beschlossen, hat nichts mit den Fakten zu tun.
Was dabei an erster Stelle unerwähnt bleibt, ist die jüdische Naqba: Ab den 1920ern breitete sich in allen arabischen Ländern Ländern der Nationalismus aus. In allen diesen Ländern sowie in Persien lebten Juden seit Hunderten von Generationen. Arabische Nationalisten betrachteten diese Juden als Fremdkörper, denn es zu entfernen galt.
Eine der ersten dieser "Säuberungen" fand sogar in Palästina statt: das Hebron-Massaker 1929. Eine Fluchtwelle aus dem Irak wurde 1941 durch die Farhud ausgelöst, eine weitere aus Libyen durch das Massaker von 1945 usw. Zwischen damals und 1970 wurden die hunderttausende Juden, die in arabischen Ländern wie Algerien, Ägypten, Irak, Libanon, Libyen, Syrien, Tunesien, Jemen und Marokko lebten, nahezu vollständig vertrieben.
Was ebenfalls unter den Teppich gekehrt wird: 1947 wurde der UN ein Teilungsplan vorgelegt, der einen jüdischen und einen arabischen Staat auf palästinensischem Boden vorsah. Unter Anderen Ägypten, Syrien, Jordanien, der Libanon, Saudi-Arabien und der Irak unterlagen mit ihrer Gegen-Forderung, dass Palästina ein einziger, arabischer Staat werden sollte.
Sofort nach der Verkündung des Teilungsplans kam es bereits zu gewaltsamen Konflikten, da arabische Nationalisten in Palästina den Teilungsplan nicht anerkannten. Wer den ersten Stein warf, ist heute schwer nachzuvollziehen. Die ersten Opfer nach der Annahme des Teilungsplans waren Juden, die im November 1947 bei Feuerüberfällen von Arabern auf Busse starben. Doch dies sollen Vergeltungsmorde für die Morde an angeblichen Denunzianten durch jüdische Paramilitärs gewesen sein.
Jedenfalls war klar, dass Juden und Araber nicht zusammenleben konnten, wie die UN-Mehrheit das vorgesehen hatte - weder jeweils in ihren eigenen Staaten, noch als Nachbarn. Und so schaukelte sich die gegenseitige Gewalt auf: arabische Paramilitärs schnitten die Jüdischen Viertel Jerusalems von der Außenwelt ab, andere wie die Arab Liberation Army griffen Kibbutze an, die zunächst nur von dort lebenden jüdischen Siedlern verteidigt wurden und besetzten den Juden zugesprochene Gebiete im Norden.
Unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung Israels 1948 erklärten Ägypten, Syrien, Jordanien, der Libanon, Saudi-Arabien und der Irak dem neuen Staat den Krieg. Erklärtes Kriegsziel: "Die Juden ins Meer treiben."
Arabische Zivilisten flohen teils vor den Gefechten, teils wurden sie von der israelischen Armee aktiv vertrieben, einige wurden ermordet. Die Flüchtlinge sammelten sich in Jordanien, im Libanon - und in der Stadt Gaza. Dort saßen sie fest, nachdem Israel den Krieg gewonnen hatte.
Und schließlich unerwähnt bleibt, dass 160.000 Araber nach der Gründung Israels im Jahr 1948 blieben und die israelische Staatsbürgerschaft annahmen. Heute sind es 1,7 Millionen, das sind knapp 20 Prozent der israelischen Bevölkerung. Israelische Araber sind sogar als Richter am Gerichtshof (Khaled Kabub), israelische Diplomaten (Ali Yahya, Rasha Atamny) usw. tätig.
In allen arabischen Ländern zusammen sind ca. 5000 Juden übrig geblieben.
Seit Jahrzehnten begehen westliche Kommentatoren und leider auch Entscheider immer wieder den Fehler, den Menschen im Nahen Osten unsere Maßstäbe zu unterstellen - trotz besseren Wissens, allein aufgrund naiven Wunschdenkens. Gleichzeitig und paradoxerweise denken sie aber nicht daran, zB an Hamas die gleichen Erwartungen wie an Israel zu stellen und von diesen Respekt des "humanitären Völkerrechts" zu verlangen.
Wer fordert, Israel müsse Raketen-, Mörser- und Terrorangriffe aus Gaza dulden, gar alle von palästinensischen Flüchtlingen abstammenden Araber nach Israel "zurückkehren" lassen, muss sich fragen lassen: Wie, wenn nicht in einem entweder langsamen Ausbluten oder einer Vernichtung der Juden, soll das enden?