Mal abgesehen davon, dass die Programme von Parteien schon am Abend des Wahlergebnisses das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt wurden - der lieben Regierungsbeteiligung zuliebe - sind diese derzeit eher von untergeordneter Bedeutung.
Die AFD ist ja ein gutes Beispiel dafür, dass viele diese Partei wählen/wählen wollten, weil sie die Projektionsfläche für ihre Gegenpositon zur vorherrschenden Politik darstellt: Kritik an der Flüchtlingspolitik, der Klimapolitik mit ihren Gesetzen, allgemeiner Unzufriedenheit. (Meine Erfahrung mit AFD-Wählern ist, das nur sehr wenige wirklich ein Programm gelesen haben, noch daran interssiert sind).
Mit der Wagenknecht-Partei bietet sich nun eine weitere Partei an, die diese Projektionsfläche von einer anderen Position heraus anbietet: Fokus auf soziale (Wirtschafts-)Politik, eine Aussenpolitik, die nicht auf noch mehr Konfrontion setzt und die die realen Probleme vieler Menschen in den Mittelpunkt stellen will.
Und wie man schon in ersten Umfragen sieht, wechseln jene Wähler, die sich z.B. mit dem Neo-Nazi-Flügel um Höcke Unwohl fühlen, zu dieser Partei - plus jene, die genau deshalb nie eine AFD wählen würden.
Als eine weitere Partei, die dies von einer bürgerlich-konservativen Position aus bietet, sind die Freien Wähler, die ja ebenfalls deutlich Zuwachs verzeichnen.
Das weder AFD, noch BSW noch Freie Wähler ein konkretes Programm aufweisen, wie sie ihre Politik umsetzten wollen bzw. überhaupt könnten, spielt deshalb erst einmal keine Rolle. Auf deshalb, weil die wahlpolitischen Versprechen der regierenden Parteien kaum etwas mit der tatsächlichen Politik zu tun haben (man schaue sich nur die Wahlkampfplakate der Grünen zur letzen BTW an).
Bleibt es bei der derzeitigen politischen Großwetterlage und Politik, dürften alle diese Parteien weiterhin auf großen Zuspruch hoffen.