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  • Obersinn

120 Beiträge seit 04.10.2016

Nachtrag zu dem Kommentar „Wer ein wenig Zeit hat....“

Der Text von Ralf Krämer heißt "Neue Partei von Sahra Wagenknecht: Welches Programm sie sich geben sollte".

Wenn ich mich zu konkreter, praktischer und aktueller Wirtschafts- und Sozialpolitik äußere, können selbst ordoliberale Ansätze á la Ludwig Erhard durchaus pragmatische Lösungen für Probleme sein. Erich Fromm hat in "Wege aus einer kranken Gesellschaft" einen ganzen Katalog von Einzelmaßnahmen aufgeführt, welche die gesellschaftliche Lage der Lohnarbeiter deutlich verbessern - nicht nur materiell. Viele dieser Maßnahmen können auch aus ordoliberalen Grundsätzen heraus abgeleitet werden

Auf einer grundsätzlichen theoretischen Ebene geht meiner Ansicht nach allerdings langfristig kein Weg daran vorbei, die warenförmige Organisation der Gesellschaft mit den Basiskategorien Ware, Wert und Geld aufzuheben, wenn die Menschheit tatsächlich alle Verhältnisse umwerfen will, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.

"Die Freiheit im Reich der Naturnotwendigkeit kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden", sagt Marx. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und wenn erste Schritte dahin durchgesetzt werden, indem man sich auf Ludwig Erhard beruft, ist das taktisch klug. Und nicht grundsätzlich zu kritisieren.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube Andreas Wehr hat die Tage folgendes geschrieben:

»„An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die Befreiung aller ist.“ Was bedeutet, daß erst dann alle wirklich frei sind, wenn ein jeder – also auch das letzte Mitglied der Gesellschaft – frei ist.

Ein wunderbares Versprechen der Solidarität sowohl für national verfasste Gesellschaften wie gegenüber der gesamten Menschheit! Zwar kann dieses Versprechen heute auch nur annähernd realisiert werden, doch mit diesem wird dem Geschichtsprozeß ein klares, der humanen Entwicklung entsprechendes Ziel gegeben. Die trostlose Alternative dazu ist der dem Liberalismus eigene, ewige „Krieg aller gegen alle".«

Auch dieses Gedankengut sollte in einer neuen Partei, wenn sie denn erfolgreich sein will, ihren Platz finden.

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