Zitat des Artikels:
"Erstmals seit den 1980er Jahren hat Deutschland der Stationierung von drei US-Raketentypen (unter US-Kommando) auf seinem Territorium ab 2026 zugestimmt: dem Tomahawk Block 4 Marschflugkörper mit einer Reichweite von knapp über 1600 Kilometern, der Standard Missile-6 (SM-6) mit einer Reichweite von 370 Kilometern, die vor allem für die Luftverteidigung vorgesehen ist, und einer noch in der Entwicklung befindlichen Langstrecken-Hyperschallwaffe (LRHP) mit einer Reichweite von über 2900 Kilometern."
Die Stationierung dieser Fernlenkwaffen soll eine befristete Lösung sein.
Deutschland, Frankreich, Italien und Polen haben während des NATO-Gipfels in Washington in diesem Jahr ihre Absicht erklärt, selber Mittelstreckenraketen zu entwickeln und zu produzieren.
Selbstverständlich werden diese Fernlenkwaffen dann gegen Rußland in Stellung gebracht.
Zitat des Artikels:
"Die Stationierung von Tomahawks und LRHPs verstößt gegen den INF-Vertrag (Intermediate-Range Nuclear Forces) von 1987, der die Stationierung landgestützter Raketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5000 Kilometern verbietet. Die Trump-Administration zog sich 2019 aus dem INF-Vertrag zurück, und Russland setzte daraufhin seine eigene Einhaltung aus."
Hier habe ich ganz andere Informationen.
Richtig ist, daß die Trump-Administration den INF-Vertrag gekündigt hat.
Richtig ist, daß Rußland daraufhin die Einhaltung des INF-Vertrages aussetzte (Moratorium).
Doch der Autor Herr Lieven sollte die ganze Geschichte erzählen und nicht die Hälfte davon verschweigen:
2019 hat Moskau den INF-Vertrag dann ebenfalls gekündigt.
Die Stationierung der nuklearfähigen Iskander-Raketen in Kaliningrad wurde bis 2013 durch Rußland durchgeführt und ist abgeschlossen worden. Das ist der Bruch des INF-Vertrages. 6 Jahre später, 2019, wurde dieser Vertrag daraufhin durch Präsident Trump gekündigt.
Und sollten jetzt die Einwände folgen, daß die Iskander mit einer Reichweite von 500 km eine Kurzstreckenwaffe ist: Es gibt drei Versionen von diesem Waffensystem: Iskander-M, Iskander-E und Iskander-K. Die Konstruktion der Marschflugkörper-Version K beruht auf die russische Fernlenkwaffe Kalibr, ebenfalls ein Marschflugkörper aber mit einer Reichweite bis zu 2.600 km.
Zudem: Eine Kurzstreckenrakete, die eine Reichweite von exakt 500 km erreicht und mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden kann, wie beispielsweise die Iskander-M, wird durch den INF-Vertrag erfaßt! Ihre Stationierung wäre ein Verstoß gegen den INF-Vertrag.
Moskau hat gegen den INF-Vertrag verstoßen. Moskau ist verantwortlich für das Scheitern dieses Vertrages.
Zitat des Artikels:
"Kurioserweise, so scheint es heute, trug der (teilweise gewalttätige) Widerstand gegen die Stationierung der Pershings wesentlich zum Aufstieg der deutschen Anti-Atomkraft-Partei der Grünen bei, die heute, 40 Jahre später, zu den stärksten Befürwortern der Tomahawk-Stationierung zählt."
Mit Jutta Ditfurth traten 1991 fast alle "Fundis" aus der Partei "Die Grünen" aus.
Die sogenannten "Realos" stellt seitdem innerhalb der Partei die Mehrheit.
Zitat des Artikels:
"... da die sowjetische Führung, wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion veröffentlichte Dokumente zeigen, nicht die geringste Absicht hatte, die NATO anzugreifen, und sogar befürchtete, dass die NATO einen Angriff auf die UdSSR plante."
Richtig!
Und ich kann das exakte Datum sogar nennen: es war am 23. Oktober 1983.
An diesem Tag wurden die nuklearen Streitkräfte der Sowjetunion in höchste Alarmstufe versetzt. Die Bomber der Warschauer-Pakt-Streitkräfte starteten an diesem Tag zu ihrem finalen Flug.
Und was tat US-Präsident Reagan, der ab diesem Tag einem großen NATO-Manöver beiwohnen wollte? Er ließ sich zu seiner "Rancho del Cielo" mitsamt eines Kamera-Teams eines US-amerikanischen Fernsehsenders fahren und bei Gesprächen und Gesellschaftsspielen durch das Fenster hindurch vom Kamera-Team filmen - die ganze Zeit, stundenlang.
Ich habe diesen Mann gehaßt von Anfang an (kann mich heute noch an die Schlagzeile meiner lokalen Zeitung über seinen Wahlsieg erinnern, kurz bevor ich mich auf den Weg in die Fachoberschule machte), doch diese Größe, im entscheidenden Moment exakt das Richtige zu tun, die hatte ich nicht von ihm erwartet. Wegen jener Tage nach dem 23. Oktober 1983 schreibe ich heute: US-Präsident Ronald Reagan ist ein feiner und verantwortungsvoller Mensch gewesen!
Doch diese Ereignisse zu diskutieren, gehört in einen anderen Artikel: einem TP-Artikel über den islamisch-militanten Extremismus.
Zitat des Artikels:
"Der einzig sinnvolle Grund, Tomahawks und Hyperschallraketen in Deutschland zu stationieren, ist, sie im Rahmen eines neuen nuklearen Abrüstungsabkommens mit Russland wieder abzugeben. Dies war schließlich das einzige positive Ergebnis der Stationierung von Pershing II-Raketen in Westdeutschland in den 1980er Jahren."
Auch hier habe ich ganz andere Informationen.
Der NATO-Doppelbeschluß führte eben nicht zu Abrüstungsverhandlungen zwischen NATO und Warschauer Pakt. Von dieser Tatsache war Helmut Schmidt extrem enttäuscht, denn genau das war ja der Grund, warum er dem Doppelbeschluß zugestimmt hat und warum diese Aufrüstung der NATO-Streitkräfte in Europa als Doppel-beschluß bezeichnet worden ist.
Die Abrüstung - übrigens ganzer Waffensysteme - erfolgte erst nach dem 11. und 12. Oktober 1986, als sich Reagan und Gorbatschow in Reykjavík getroffen hatten. Das war eine unmittelbare Folge der Ereignisse, die dem 23. Oktober 1983 folgten.
***
Die Demilitarisierung der Bundeswehr durch die Regierungen Schröder und Merkel trieben so manchem friedensbewegten Bundesbürger die Gückstränen in die Augen. Mit dem Moratorium der Wehrpflicht im März 2011 war das Glück dann perfekt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.09.2024 17:38).