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  • hdwinkel

mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.2012

Re: Szenarien wie es weitergehen könnte

Arutha schrieb am 06.07.2024 16:12:

hdwinkel schrieb am 06.07.2024 15:58:

Dass sich Russland auf einen langen Krieg in der Ukraine vorbereitet, liegt vermutlich daran, dass dieser Krieg noch lange andauern wird.
Was sind denn die Szenarien für einen weiteren Kriegsverlauf?
In der FR wurden vor ein paar Monaten einige dieser Szenarien vorgestellt:

Szenario I – Ukrainische Offensive: Ein ukrainischer Durchbruch im Kriegsgeschehen ist kurz- und mittelfristig laut Driedger „hoch unwahrscheinlich“

Szenario II – Russische Offensive: Sollte sich die westliche Hilfe der Ukraine nicht verändern oder nur moderat reduzieren, glaubt Driedger nicht, dass es den russischen Truppen gelingt, nennenswerte Gebiete zu erobern

Szenario III – Militärische Patt-Situation: Das für Driedger wahrscheinlichste Szenario ist eine festgefahrene Front, in der zwar immer wieder kleinere Veränderungen zu verzeichnen sind und auch Positionen im Hinterland weiter angegriffen werden. „Die Frage ist nur, ob weiter intensiv gekämpft wird oder ob es – auch ohne Absprache – zu Situationen kommt, in denen man sich zwar kampfbereit gegenübersteht, aber niemand mehr schießt.

Szenario IV – Waffenstillstand oder Frieden: Das Problem bei Thema Verhandlungen ist, dass beide Kriegsparteien bislang nicht von ihren Maximalzielen abrücken: Russland will mindestens die annektierten Gebiete halten, die Ukraine will alle besetzten Gebiete zurück.

(aus: „Die Ukraine ist in Schwierigkeiten“: Vier Szenarien, wie der Ukraine-Krieg weiter geht
https://www.fr.de/politik/putin-jahrestag-konflikt-ukraine-krieg-russland-nato-zr-92852601.html )

Da eine Verhandlungslösung momentan von beiden Seiten ausgeschlossen wird, geht der Krieg also weiter.
Und da sich die Kriegsbegeisterung in beiden kriegführenden Ländern vermutlich in Grenzen hält, muss der Nachschub der Resourcen in beiden Ländern strategisch vorbereitet werden.

Als Deutschland 1918; kapituliert hat, hatte niemand in Deutschland Gebiete erobert.
Ganz im Gegenteil. Im Osten und Südosten waren die Gegner besiegen, im Süden in enorme Schwierigkeiten.
Trotzdem war jedem Beobachter klar das Deutschland den Krieg verloren hatte.
Der Grund war, das Deutschland einfach nicht mehr in der Lage war die Front im Westen zu stabilisieren, bzw zu ihrem Gunsten zu ändern. Außerdem bröckelte der politische Rückhalt
Das hat absolut gereicht für die Niederlage.
Jetzt erzähl man uns, das es ausschließlich um große Durchbrüche geht....um die Eroberung von Land.
Wenn ich die aktuelle Situation richtig einschätzen steht die Ukraine etwa in der gleichen Situation wie Deutschland 1918. Es gibt kein gewaltigen Durchbruch, keine totale Vernichtung der Armee, aber trotzdem ist die Ukraine nicht mehr in der Lage ihre Verluste auszugleichen,oder russischen Angriffen Angemessen entgegen zu treten. Außerdem bröckelte der politische Rückhalt immer mehr.
Das Ding ist gelaufen, jeder anständige Militär würde kapitulieren um nicht noch mehr Menschen zu opfern.

Es ist aber trotzdem noch ein wenig so wie bei der Staatspleite - nicht die Höhe der Schulden entscheidet, sondern ob der Staat die Kreditzinsen begleichen kann.
Im Augenblick sieht es so aus, dass die Amerikaner und Europäer entschlossen sind, der Ukraine mit jährlichen Kapitalspritzen zu helfen.
Das hat für die direkten Kriegsparteien denselben Effekt, dass beide Staatsführungen das Ende des Krieges fürchten müssen, weil es danach ziemlich trostlos weitergehen dürfte.
Russland weiß das alles auch und stellt sich auf einen langen Krieg ein.

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