Der neue Zug ist ein schöner Erfolg, noch dazu, weil die 400 (450?) km/h durch Gewichtsreduzierung und besere Stromlinienform erreicht wurden.
Drei wichtige Faktoren sollte man allerdings im Kopf behalten:
1. Der relative Zeitgewinn wird immer kleiner, wenn man 100 km/h überschritten hat. 50 km/h --> 100 km/h halbiert die Reisezeit, 350 km/h --> 400 km/h reduziert die Zeit gerade mal um ein Siebtel. (Was übrigens ein prima Argument für ein Tempolimit für Autos wäre - 130 km/h -->150 km/h hat praktisch keinen Einfluß mehr auf die Reisezeit, und mehr als 150 km/h im Schnitt schafft man nur morgens um 4.00 ....)
2. Der Energieverbrauch verdoppelt sich von 100 km/h --> 200 km/h, und dann nochmal von 200 km/h auf 300 und nochmals auf 400 km/h. Soll heißen, das letzte siebtel Reisezeitverkürzung ist enorm teuer, in Euro wie in Umwelteffekten.
Beides sind keine Killerargumente gegen superschnelle Züge, zumal in der Betrachtung das Flugzeug als Alternative zum Zug fehlt. Das Videomeeting allerdings auch ...
3. Eine interessante Frage wirft der Verhaltensforscher (Marketingexperte?) Rory Sutherland immer wieder auf: Heißt "besser" Zugfahren automatisch "schneller Zug fahren"? Zur Erfolgsmeldung, dass der Eurostar, nach einer Investition von 6 Milliarden Pfund, 20 Minuten schneller von London nach Paris fährt, fragt er etwa, ob man nicht die Fahrgäste glücklicher gemacht hätte, hätte man für eine Milliarde Supermodels angeheuert, die mehrere Jahrzehnte lang gratis Moet&Chandon-ausgeschenkt hätten. Oder wie Profis von Walt Disney die Frage nach "besseren Zügen" angehen würden.
Von Sutherland gibt es eine Menge Videos zum Thema, zum Beispiel: https://youtu.be/Bc9jFbxrkMk?list=PLaRnSta4lcVhFOB_XiSb4HtvT4rKCvMGa&t=641