Sagen wir mal so.
Unser System lebt davon, dass jeder etwas beiträgt. Je mehr etwas beitragen, desto besser läuft der Laden. Das sollte doch eigentlich klar verständlich sein.
Der "Beitrag", den jeder leisten kann, nennt sich "Arbeiten". Was als "Arbeit" anerkannt wird und was nicht, darüber können wir uns gern streiten. Für mich ist "Mutterschaft" z.B. Arbeit, die aber gesellschaftlich nicht anerkannt wird, obwohl existenzsstiftend für ebendiese Gesellschaft. Keine Kinder = Gesellschaft stirbt aus.
Auch der Arbeitslose, der vom Sozialstaat lebt, ist ja nicht unbedingt faul. Vielleicht engagiert er sich ehrenamtlich, ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Tierschutzverein oder ist als Hausmeister in seiner Siedlung unterwegs, für ein Handgeld. Das Bild vom trägen und faulen Arbeitslosen wurde ja lang genug in der Boulevardpresse kultiviert.
Es wird aber nur "sozialversicherungspflichtige Arbeit" anerkannt als Beitrag. Klar: nur wer abhängig beschäftigt ist und Sozialabgaben und Steuern zahlt, trägt etwas bei zum Bundeshaushalt. Ohne Steuern ist der Staat handlungsunfähig. Damit ist klar, welcher Beitrag am Ende wirklich nur zählt: der, bei dem der Staat Steuern einnehmen kann. Da haben Mütter und Arbeitslose mit Ehrenamt Pech gehabt, das wird nicht anerkannt. Auch die Integrationswilligkeit wird nur anerkannt, wenn am Ende der Betroffene einer Lohnarbeit nachgeht. Ansonsten hat man ja "völlig für die Katz" investiert, richtig?
Ich gebe nur wieder, was die Boulevard-Presse an Stimmung produziert.
Wir brauchen da eigentlich gar nicht wirklich weiter drauf eingehen: solange nur die Fähigkeit berücksichtigt wird, Steuern und Sozialabgaben zahlen zu können, werden Menschen auf ihre Arbeitskraft reduziert. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, es liegt an uns, da was dran zu ändern. Aber dafür müssen einige goldene Kälber geschlachtet werden, um die wir so eifrig tanzen.
Hier werden wir uns sicherlich auch trennen: ich finde, JEDE Arbeit sollte anerkannt sein als solche, egal, ob der Beitrag im Staatshaushalt sich auswirkt oder nicht. Und insbesondere bei Familien gehört mehr Fokus draufgelegt. Die leisten nämlich am Ende einen Beitrag, der Kosten verursacht in Höhe eines Einfamilienhauses, ohne dass es ihnen wirklich gedankt wird. Im Gegenteil: diese Gesellschaft ist ausgesprochen kinderfeindlich aufgestellt. Selbst die Behörden und Institutionen, die sich um Kinder, Betreuung und Beschulung kümmern sollen, sind nicht auf die Bedürfnisse von Kindern und ihre Eltern zugeschnitten oder greifen tief ins Kontor. Ich sage nur "Betreuungszeiten" und "Extrakosten für zusätzliche Betreuungsstunden". In einer Zeit, in der beide Elternteile arbeiten gehen müssen, ist das gesellschaftlich absolut unzumutbar, wenn die Schule um 11:30 schon aus ist und die Nachmittagsbetreuung nur bis 14 Uhr abdeckt UND dafür auch noch Gebühren eingetrieben werden.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.09.2024 11:39).