rosc schrieb am 14.10.2018 01:23:
Allerdings ist das System, meiner Meinung nach, trotzdem um Längen besser und vor allem demokratischer als das jetzige.
Ich möchte noch mal feststellen, dass ich diesen Punkt im Text eingeräumt habe ("diese Kosten sollten einen eine echte Demokratie schon wert sein").
Rhetorisch gefragt, was soll ich dazu sagen? Die Tatsache, dass ich mich näher damit beschäftige und es nicht einfach als "Quatsch" abtue, beweist ja quasi, ich sehe hier Potenzial.
Die Art und Weise wie Bürgerparlamente geformt werden, ist sicher einer der Knackpunkte. Ich habe allerdings auf der Seite nirgends etwas über die Aufteilung nach Autofahrer/Radfahrer oder nach Religion gefunden. Nur Alter, Geschlecht, Vermögen und Wohnort und das macht ja durchaus Sinn.
Das ist ja der Punkt, den ich in Frage gestellt habe.
Wieso sollten Faktoren wie Altern, Geschlecht oder Vermögen sinn machen, aber Religion oder Radfahrer nicht?
Das Schöne an einer "Lottokratie" ist ja, dass grundsätzlich erst Mal alle Menschen die selbe Chance haben. Auch Leute, die sonst keine Chance hätten.
Das ist aber zugleich ein großer Nachteil.
Da das "Bürgerparlament" nur aus Freiwilligen besteht, besteht natürlich die Gefahr, dass bevölkerungsreiche Regionen überrepräsentiert sind. Die Gefahr ist bereits heute in allen demokratischen oder sogar undemokratischen Ländern der Fall.
Wenn z. B. die Bewohner einer Nordsee-Insel einen Entwurf einbringen, um ihre Lebensqualität zu verbessern und dann ein Bürgerparlament ausschließlich aus Alpenbewohnern zusammentritt, um über das Problem zu entscheiden, sehe ich das Problem.
Aber die lokale Verantwortung sollte man eben durch förderale Strukturen herstellen. Die Leute vor Ort wissen schon, was gut für sie ist.
Wenn man nur Freiwilligkeit und Eignung ran zieht, bekommt man ggf. zu homogene Gruppen, die dann wieder nur einen bestimmten Teil der Bevölkerung wiederspiegeln.
1. Das ist jetzt ein heißes Eisen, aber:
Das grundsätzliche Modell der Lottokratie spielt auch mit dem Gedanken eines Art "Geschworenendienstes" wie in den USA, vor dem man sich nicht drücken darf. Im Klartext: Es wird aus allen Bundesbürgern ausgelost und die Leute werden ggf. per Zwang zur Teilnahme gebracht.
(Ich kann nachvollziehen, wenn man damit Probleme hat und lieber explizit Freiwillige nimmt.)
2. In letzter Konsequenz muss man frage, ob das ein großes Problem ist. Wenn die Leute sich nicht freiwillig zur Auslosung aufstellen, dann haben sie eben diese Entscheidung getroffen. Das ist genauso wie nichtwählen. Ich würde wahrscheinlich bei einer Chance von 1:80000000 auch keine großen Anstrengungen unternehmen, mich aufzustellen. Wenn die Chance dann noch kleiner wird, weil ich zufällig am falschen Ort lebe oder sich zu viele Männer aufgestellt haben, dann ziehe ich daraus die Konsequenz...
Man sollte halt nur nicht anfangen noch weitere Unterteilungen vorzunehmen als die vier genannten.
Dann hat die junge Frau aus dem Osten viel mehr Chancen, gelost zu werden als der ältere Herr aus Hamburg oder was?
Wie geht das System mit "Kreuzzugehörigkeiten" um? Man gehört ja nicht nur zu einer Gruppe.
Muss nicht schlecht sein, macht es in demokratischer hinsicht aber erstmal nicht besser. Aber vielleicht ist das auch ein Vorurteil meinerseits, das sehr Viele desinteressiert an Politik sind.
1. Hängt das stark vom Begriff der Demokratie ab. Aus einer rousseauschen Sicht ist natürlich die Beteiligung einer möglichst großen Gruppe wichtig. Andere Sichtweisen sehen es vielleicht als unproblematisch an, wenn bestimmte Gruppen sich freiwillig aus der Politik raushalten (etwa Zeugen Jehova).
2. Die Frage ist, ob ein politisch desinteressierter Mensch wirklich gut in einem Bürgerparlament aufgehoben ist. Der weiß vielleicht gar nicht, was er da anrichtet.