Woody Box schrieb am 19.07.2020 11:37:
In den letzten drei Wochen sind mehrere wissenschaftliche Artikel erschienen, die seltsamerweise noch nicht so richtig an die mediale Oberfläche gelangt sind. Es darf mittlerweile als nahezu gesichert gelten, dass etwa 85% der mitteleuropäischen Bevölkerung bereits seit Jahren eine Immunität gegen SARS-Cov2 haben, via Kruezimmunität gegen die bekannten Corona-Viren. Das läuft aber nicht über Antikörper, sondern über T-Killer-Zellen, die bereits infizierte Zellen abtöten. Das ist wohl der Grund, warum etwa 85% der Bevölkerung wenn überhaupt nur leichte Symptome entwickeln: die Zellen werden von dem Virus befallen, aber das Immunsystem ist auf Zack und schaltet diese aus, bevor sie grösseren Schaden anrichten können.
Hier ist einer von diesen Artikeln, mitverfasst von der Oxford-Professorin Sunetra Gupta:
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.07.15.20154294v1
Oder hier, ein aktueller Zeit-Artikel (mit Werbeschranke):
https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fwissen%2Fgesundheit%2F2020-07%2Fcovid-19-immunitaet-dauer-antikoerper-impfung-pandemie-verlauf%2Fseite-2
Das wird die Impfstoff-Industrie, die ja nur auf die Antikörper-Linie geht, nicht freuen. That's life.
Warum bist du so vorschnell in deinen Einschätzungen? Könnte sein, dass es stimmt was du vermutest, es zumindest in diese Richtung geht, könnte aber auch gar nicht stimmen. Gerade das Fazit des sehr informativen Zeit-Artikels heißt doch eigentlich: "Nichts Genaues weiß man nicht". Weder in Bezug auf die Immunität, auch ob zum Beispiel überhaupt eine längerfristige Herden-Immunität möglich ist, als auch in Bezug zur Möglichkeit einen brauchbaren Impfstoff zu entwickeln. Es gibt einfach zu wenig gesicherte Erkenntnisse.
Doch zwei Textstellen in dem Zeitartikel haben mich besonders aufmerken lassen, denn die Konsequenzen daraus, die im Artikel aber gar nicht erwähnt werden, zeigen doch mal wieder wie schwer fassbar dieses Virus überhaupt ist.
Das legt beispielsweise eine noch nicht von Experten geprüfte Studie aus Lübeck an 110 Probanden nahe. Die Forscherinnen und Forscher konnten bei 30 Prozent der Patienten mit milden oder moderaten Symptomen keine Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachweisen (MedRxiv: Solbach et al., 2020). Bei einer kleinen Untergruppe von nachweislich Infizierten, die überhaupt keine Zeichen der Krankheit zeigten, fiel der Antikörpertest sogar in sechs von zehn Fällen negativ aus.
UND
Bei 40 Prozent der asymptomatischen Patienten waren schon zwei Monate nach der Erkrankung keine Antikörper mehr im Blut nachweisbar. Bei Patienten mit Symptomen waren es 13 Prozent.
"Antikörpertest fiel negativ aus" und "Keine Antikörper mehr nachweisbar".
Abgesehen davon was das "möglicherweise" für die Immunität bedeutet, bedeutet es vor allem auch etwas für die zahlreichen Antikörperstudien, die gerade gemacht werden und schon gemacht worden sind. Heinsberg-Studie, Ischgl-Studie oder die in Spanien usw.. Alle diese Studien können ja gar nicht mehr die wirkliche Durchseuchung der Bevölkerung erfassen, wenn ein Teil der ehemals Infizierten keine Antikörper mehr im Blut hat, auf die der Test anspringen kann!
Damit gäbe es auch weiterhin kein wirklich brauchbares Mittel die genaue Gefährlichkeit und die Sterblichkeit von Covid-19 einzuschätzen.
Die einzige Schlußfolgerung wäre, dass man zu den gefundenen Leuten mit Antikörpern immer noch einige mit hinzurechnen muss, bei denen der Test nicht mehr anschlägt. Aber wie viel das sind, kann man nicht genau wissen, da es davon abhängt wie lange diese Menschen die Infektion schon hinter sich haben.