"Eine solche Linie der Vernunft, die den heißen Krieg erst einmal beendet, wird hingegen regelrecht konterkariert und hintertrieben, wenn die Ausweitung des Konflikts durch Flugverbotszonen, immer mehr Waffenlieferungen, die Entsendung von Freiwilligen in die Ukraine gefordert wird. Das sind sichere Mittel, den Konflikt weiter auf die Spitze zu treiben."
Eine Flugverbotszone weitet den Konflikt nur aus, wenn die Russen sich nicht an sie halten. Wieso hat eigentlich der Westen nachzugeben und dem Morden weiter tatenlos zuzusehen, und wenn er es nicht tut, wieso haben dann die Russen das Recht, den Dritten Weltkrieg zu beginnen?
1. Niemand zwingt die Russen, Städte zu bombardieren. Niemand zwingt sie, NATO-Einheiten anzugreifen, wenn die die Flugverbotszone durchsetzen. Die russischen Flugzeuge können sich auch ganz einfach an die Flugverbotszone halten.
2. Selbst wenn es wegen der Flugverbotszone zu Scharmützeln zwischen NATO und Rußland kommt, zwingt niemand die Russen, dann weitere, bisher unbeteiligte Länder anzugreifen. Die Russen können auch einfach mal zur Kenntnis nehmen, daß sie allein gegen den größten Teil der Welt stehen, und diesen sinnlosen Eroberungsfeldzug beenden. In dieser Minute, wenn sie wollen.
3. Selbst wenn die Russen auch noch das Baltikum oder Polen angreifen, zwingt sie niemand, auf den roten Knopf zu drücken. Die Eskalation führt nur zum nuklearen Dritten Weltkrieg, wenn die Russen das so wollen. Sie können sich stattdessen auch eingestehen, daß ihr Vorhaben, sich einfach mit Gewalt zu nehmen, was sie wollen, gescheitert ist, und darauf verzichten, in einem Feuerball unterzugehen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.
Die meisten Artikel und Diskussionen hier bei TP folgen dem Muster "die Russen kriegen, was sie wollen, oder es gibt den Dritten Weltkrieg". Niemand scheint ernsthaft bereit zu sein, den Russen Mäßigung abzuverlangen und dem Rest der Welt zuzugestehen, daß er sich gegen einen imperialistischen, massenmörderischen Kriegsverbrecher zur Wehr setzen darf und muß. Niemand scheint sich darüber Gedanken zu machen, was passiert, nachdem die Russen ihre Maximalforderungen durchgesetzt haben - in der Ukraine, aber auch in anderen ehemaligen Ostblockländern und Sowjetrepubliken. Es gibt keine Alternative dazu, die Russen aufzuhalten, und zwar zu Bedingungen, die wir auf Dauer mittragen und unterstützen können. Ob das in Verhandlungen geschieht oder auf dem Schlachtfeld, ist Sache der Russen.