Kein vernünftiger Mensch kommt umhin, den russischen Überfall auf die Ukraine als bestialisch abzulehnen. Das enthebt uns aber nicht der Pflicht nachzufragen, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte und ob man sie durch kluge Politik hätte verhindern können.
Dass der russische Machthaber sich durch die NATO-Osterweiterung bedroht sieht, lässt sich spätestens jetzt nicht mehr leugnen - wer diese Phobie (?) für ein zu vernachlassigendes Hirngespinst hielt, ist einer Fehleinschätzung gigantischen Ausmaßes aufgesessen und sollte zukünftig keine Rolle mehr in politisch verantwortlicher Position spielen.
So verständlich das Anliegen, westlich-demokratische Zustände nach Osten zu transportieren auch sein mag, ohne die Berücksichtigung realpolitischer Gegebenheiten wird es zu einem hochriskanten, von Wuschdenken gelenktem Unterfangen, das nicht nur zu unendlichem Leid in der Ukraine (und schon sehr bald anderswo) führt, sondern zusätzlich die Gefahr eines Atomkriegs (und das Ende aller Zivilisation) in sich birgt.
Wer die offensichtlich vorhandenen Risiken nicht erkannt oder gar geleugnet hat und nun versucht, sich einen schlanken Fuss zu machen, indem geleugnet wird, dass diese Eskalation auch nur im Entferntesten erahnbar gewesen sei, macht sich selbst und uns etwas vor.
Wer jetzt so tut, als ob die massive Aufrüstung der Bundeswehr eine Lösung dieser und zukünftiger Krise sein könnte (gibt der Westen nicht jetzt schon das 20-fache des russischen Rüstungsetats für Streitkräfte aus?) bietet keine Lösung im Interesse der Mehrheitsbevölkerung an.
Wer jetzt Waffen in die Ukraine liefert ohne dass er sich sicher sein kann, dass diese tatsächlich einen militärischen Sieg über Russland erringt, handelt unverantwortlich.
Statt im Eingeständnis des eigenen Versagens eine Deeskalation wenigstens jetzt zu betreiben, fachen unsere Vertreter den Konflikt weiter an - und die überregionalen Medien demonstrieren, wie realistisch Orwells Dystopie war.