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460 Beiträge seit 22.06.2000

Kollateralschäden

hannes_f (ka.be@gmx.net) schrieb am 29. Januar 2002 16:09

> Kannst Du mir erklären, warum ich mich argumentativ mit Leuten
> auseinandersetzen soll, die angesichts einer eingeschmissenen
> Scheibe
> schreien und angesichts von verhungernden Kindern schweigen?

Weil ersteres zur Diskussion steht und nicht zweiteres. Ich finde es
Mist, das Kinder verhungern, OK? Und ich frage dich, was du von
eingeschlagenen Fenster hälst. Du kannst ja einfach sagen, dass du es
Mist findest. Oder du kannst mit dem Hinweis auf hungernde Kinder die
Antwort verweigern. Dann machst du genau das, was du abgelehnt hast,
nämlich das eine Unrecht mit dem andern aufzurechnen. Wie schlimm das
eine und wie geringfügig das andere ist, ist nicht entscheidend. Wer
früher mal eine Bank ausgeraubt hat, ist trotzdem im Recht, wenn er
reklamiert, weil er an der Ladenkasse zuwenig Rückgeld bekommt. 
 
> Von militanter Seite wird immer die
> Vielfalt in
> den Aktionen hervorgehoben. Das kann man als Selbstschutz abtun,
> ist es
> aber nicht. Ein konsequentes Beharren auf seine inhaltliche
> Argumentationen und eine konsequente Abwehr der Diffamierungs- und
> Spaltungsversuche seitens der Herrschenden würde eine extreme
> Stärkung
> der Bewegung bedeuten.

Mit anderen Worten: Der Zweck heiligt die Mittel. Wer eine Diskussion
über die Mittel ablehnt, ist aber mitverantwortlich, wenn Mittel zum
Einsatz kommen, die er eigentlich, wenn er direkt hätte entscheiden
müssen, abgelehnt hätte. Du bist sicher auch gegen den Terrorismus.
Bist du deswegen auch der Meinung, dass die "Antiterrorbewegung" sich
voll auf die Terrorbekämpfung konzentrieren sollte und durch
Diskussionen, welche Mittel dazu nun gerechtfertig sind, nur geschwächt
würde? Und dass Hinweise auf "Kollateralschäden" bloss Diffamierungs-
und Spaltungsversuche von Terroristen sind?

> Wieso diskutieren wir, DU und ich, über eingeworfenen Scheiben und
> nicht über sterbende Kinder in Afrika? Weil es mir aufgedrängt
> wurde (
> durch den ersten Kommentar hier). Das regt mich auf. Der einzige
> Grund
> über die eingeworfene Scheibe zu reden ist der, dass die falschen
> Leute
> diese Diskussionen heraufbeschwören, da sie ander Diskussionen
> vermeiden wollen. 

Moment mal. Wer will denn hier die Diskussion vermeiden? Du könntest
jederzeit einen Thread über sterbende Kinder in Afrika starten. Aber zu
ziehst es vor, in einem Thread zu posten, in dem das Thema "Gewalt bei
Demonstrationen" aufgeworfen wurde. Und du nimmst nicht zur
eigentlichen Frage Stellung, sondern sagst nur immer, dass das Thema im
Vergleich zu anderen unerheblich wäre. 

> Es ist wie Du schon angemerkt hast zynisch aufzurechnen. Genauso
> zynisch ist es sich über eingeworfenen Scheiben oder Steine auf
> Polizeiroboter aufzuregen.

Ich habe mich nicht darüber aufgeregt. Sondern über die Leute, die
unfähig sind, sachlich darüber zu diskutieren. Wenn das Thema so
unerheblich ist, könnte man ja einfach sagen "Gewalt ist Mist, und
jetzt lass uns über die eigentlichen Inhalte diskutieren". Das passiert
aber deswegen nicht, weil die Gewalt halt doch ein Element der
Protestbewegung ist, das nicht einfach von selbst verschwindet. Es sind
"Kollateralschäden", die für eine Mehrheit der Protestbewegung nicht
gerade angenehm sind, und deshalb lieber verdrängt als ausdiskutiert
werden.


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