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460 Beiträge seit 22.06.2000

Ausweichende Haltung, "minimalistische" Distanzierung

demon driver schrieb am 29. Januar 2002 15:21


> Klartext: wer die Gewalt in den eigenen Reihen nicht diskutieren
> will -
> egal wie man diese Einstellung an sich bewerten will - kann sehr
> wohl
> kategorischer Gegner solcher Gewalt sein.

Das ist aber eine eher merkwürdige Haltung. Wer sich
ungerechtfertigterweise dem Vorwurf der Gewalttätikgeit ausgesetzt
sieht, kann die Sache ja einfach klar stellen, indem er sich
ausdrücklich von der Gewalt distanziert. Wenn sich aber jemand um das
Thema herumdrückt, obwohl es dauernd aufgeworfen wird, ist das wohl
mehr als eine Frage des bevorzugten Diskussionsstils. Es deutet eher
darauf hin, dass jemand eine "versteckte Agenda" hat, d.h. seine wahre
Haltung gegenüber der Öffentlichkeit verheimlichen will. Oder aber,
dass er unter einem inneren Zwiespalt leidet und seine Meinung nicht
mal vor sich selbst eingestehen kann.
 
> Warum sollte man derart verschwommene Grenzen weiter verwischen
> wollen?
> Wie war's denn in Genua und in Göteborg? Da muß man doch wirklich
> nichts mehr zu sagen, daß die Gewaltvorwürfe den Demonstranten
> gegenüber allzuhäufig mehr als ungerechtfertigt warten. Es *gibt*
> diese
> leichte Unterscheidbarkeit zwischen gewalttätig und friedlich
> nicht,
> die sich über Schwarz/Weiß- und Gut/Böse-Kategorien nicht
> hinausreichende Gemüter immer wieder so gerne herbeizureden
> versuchen.
> Worauf man sich einigen könnte, wäre, jegliche unprovozierte und
> grundlose Gewalt auf Seiten der Demonstranten /in jedem Fall/ zu
> "verdammen". Das ist zwar sehr auslegbar, aber ich würde das so
> jedenfalls unterschreiben...

Eine minimalistische Haltung zur Gewaltfrage. Wobei viele
Globalisierungskritiker nicht mal das unterschreiben würden. Auf Seiten
wie indymedia "distanziert" man sich von Aktionen wie denen des
Schwarzen Blocks dadurch, indem man seitenlange Spekulationen darüber
veröffenlicht, welche Polizeispitzel oder Geheimdienste dahinter
stecken könnten. Aber diese Aktionen zu verurteilen, egal wer dahinter
steckt, ist wohl zuviel verlangt.

Deine Haltung ist deshalb "minimalistisch", weil einseitige,
unprovozierte Gewalt (im politisch motivierten Umfeld) eher eine
Randerscheinung ist. Wer sich ernsthaft damit auseinandersetzen will,
muss auch Elemente wie Provokation, Gegengewalt und Gewaltspirale mit
einbeziehen. Von linken Aktivisten würde man eigentlich erwarten, dass
sie sich mehr mit Friedensforschung und gewaltfreier
Konfliktbewältigung beschäftigen. Aber offenbar ist Pazifismus für
einige bloss ein gutgemeinter Ratschlag an andere.


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