zumbo (zumbo@gmx.net) schrieb am 29. Januar 2002 17:09
> hannes_f (ka.be@gmx.net) schrieb am 29. Januar 2002 16:09
>
> > Kannst Du mir erklären, warum ich mich argumentativ mit Leuten
> > auseinandersetzen soll, die angesichts einer eingeschmissenen
> > Scheibe
> > schreien und angesichts von verhungernden Kindern schweigen?
>
> Weil ersteres zur Diskussion steht und nicht zweiteres. Ich finde
> es Mist, das Kinder verhungern, OK? Und ich frage dich, was du von
> eingeschlagenen Fenster hälst. Du kannst ja einfach sagen, dass du
> es Mist findest. Oder du kannst mit dem Hinweis auf hungernde >Kinder
die Antwort verweigern. Dann machst du genau das, was du >abgelehnt
hast, nämlich das eine Unrecht mit dem andern >aufzurechnen. Wie
schlimm das eine und wie geringfügig das andere >ist, ist nicht
entscheidend.> Wer früher mal eine Bank ausgeraubt >hat, ist trotzdem
im Recht, wenn >er reklamiert, weil er an der >Ladenkasse zuwenig
Rückgeld bekommt.
>
Ich fühle mich als weniger grossen Heuchler, wenn ich mich von Gewalt
nicht distanziere, als wenn ich es tue.
Denn wenn ich es tue, muss ich es total tun. Doch ist es mir nicht
möglich auf die Ausübung indirekter Gewalt auf Millionen von Menschen
zu verzichten.
Aber ich gebe zu, man lebt sehr gut damit wenn man sagt: "ich
distanziere mich von jeder Gewalt". Dann braucht man ein für alle mal
nicht mehr darüber nachzudenken. So machen es die meisten und
schleudern einem dieses dann auch selbstherrlich ins Gesicht.
Ich sehe keine Möglichkeit sich diesem Gewalttätigen System zu
entziehen, weswegen mich Diskussionen über Gewalt eher langweilen.
Konstruktiv wäre es über die Gründe dieser Gewalttätigkeit zu reden.
Doch wieviele haben darüber geredet und geforscht und aufgeklärt und
wieviel ist davon hängengeblieben. Müssen wir jetzt eine neue
Kapitalismuskritik formulieren? Oder Demokratie neu beschreiben.
Scheinbar ja, alle 50 Jahre.
Es gibt Sachen die sind politisch klug, andere sind es nicht.
Die Proteste in Genua hatten meiner Ansicht nach einen herrausragenden
Erfolg. Die Lage der sog. dritte Welt Länder erschien vielen in einem
neuen Licht und der Gerechtigkeitsgedanke war weiter verbreitet. Diese
Aufmerksamkeit wurde durch das Gesamtkonzept der Proteste erreicht und
nicht durch deren Quantität. Andere Massenproteste gab es schon vorher,
wobei die 40000 1999 in Köln wohl keinen interessiert haben.
Ich beurteile die Wahl der Mittel nach ihrer Legitimation und im
Einzelfall. Für Ghandi war es legitim dieses oder jenes zu tun. Schily
würde ihn heute dafür einbuchten.
Ich eier nicht herum, wie Du es vielleicht sehen magst, und ich bin
kein Pazifist ( auf jeden Fall kein theoretischer ;-) ). Ich halte
Gewalt gegen Menschen für schlecht und freue mich über jede demolierte
Überwachungskamera. Eingeschlagenen Banken sind für mich freie
Meinungsäusserung und Polizisten "Gewalttäter". Tucholski hatte recht
und Brecht noch rechter. Und Horkheimer erst.
mfg hannes
> hannes_f (ka.be@gmx.net) schrieb am 29. Januar 2002 16:09
>
> > Kannst Du mir erklären, warum ich mich argumentativ mit Leuten
> > auseinandersetzen soll, die angesichts einer eingeschmissenen
> > Scheibe
> > schreien und angesichts von verhungernden Kindern schweigen?
>
> Weil ersteres zur Diskussion steht und nicht zweiteres. Ich finde
> es Mist, das Kinder verhungern, OK? Und ich frage dich, was du von
> eingeschlagenen Fenster hälst. Du kannst ja einfach sagen, dass du
> es Mist findest. Oder du kannst mit dem Hinweis auf hungernde >Kinder
die Antwort verweigern. Dann machst du genau das, was du >abgelehnt
hast, nämlich das eine Unrecht mit dem andern >aufzurechnen. Wie
schlimm das eine und wie geringfügig das andere >ist, ist nicht
entscheidend.> Wer früher mal eine Bank ausgeraubt >hat, ist trotzdem
im Recht, wenn >er reklamiert, weil er an der >Ladenkasse zuwenig
Rückgeld bekommt.
>
Ich fühle mich als weniger grossen Heuchler, wenn ich mich von Gewalt
nicht distanziere, als wenn ich es tue.
Denn wenn ich es tue, muss ich es total tun. Doch ist es mir nicht
möglich auf die Ausübung indirekter Gewalt auf Millionen von Menschen
zu verzichten.
Aber ich gebe zu, man lebt sehr gut damit wenn man sagt: "ich
distanziere mich von jeder Gewalt". Dann braucht man ein für alle mal
nicht mehr darüber nachzudenken. So machen es die meisten und
schleudern einem dieses dann auch selbstherrlich ins Gesicht.
Ich sehe keine Möglichkeit sich diesem Gewalttätigen System zu
entziehen, weswegen mich Diskussionen über Gewalt eher langweilen.
Konstruktiv wäre es über die Gründe dieser Gewalttätigkeit zu reden.
Doch wieviele haben darüber geredet und geforscht und aufgeklärt und
wieviel ist davon hängengeblieben. Müssen wir jetzt eine neue
Kapitalismuskritik formulieren? Oder Demokratie neu beschreiben.
Scheinbar ja, alle 50 Jahre.
Es gibt Sachen die sind politisch klug, andere sind es nicht.
Die Proteste in Genua hatten meiner Ansicht nach einen herrausragenden
Erfolg. Die Lage der sog. dritte Welt Länder erschien vielen in einem
neuen Licht und der Gerechtigkeitsgedanke war weiter verbreitet. Diese
Aufmerksamkeit wurde durch das Gesamtkonzept der Proteste erreicht und
nicht durch deren Quantität. Andere Massenproteste gab es schon vorher,
wobei die 40000 1999 in Köln wohl keinen interessiert haben.
Ich beurteile die Wahl der Mittel nach ihrer Legitimation und im
Einzelfall. Für Ghandi war es legitim dieses oder jenes zu tun. Schily
würde ihn heute dafür einbuchten.
Ich eier nicht herum, wie Du es vielleicht sehen magst, und ich bin
kein Pazifist ( auf jeden Fall kein theoretischer ;-) ). Ich halte
Gewalt gegen Menschen für schlecht und freue mich über jede demolierte
Überwachungskamera. Eingeschlagenen Banken sind für mich freie
Meinungsäusserung und Polizisten "Gewalttäter". Tucholski hatte recht
und Brecht noch rechter. Und Horkheimer erst.
mfg hannes