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  • von Vorgestern

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hat es das schon so gegeben?

aus:
> http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/3/0,1367,HOME-0-2207779,00.html
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Bush oder Kerry - immer mehr Wissenschaftler mischen sich ein.

Wahlkampf der Wissenschaftler

Immer mehr Akademiker wollen einen Wechsel in Washington

Auch in den USA pflegen hochrangige Wissenschaftler normalerweise
eine noble Aura der Überparteilichkeit. Im diesjährigen Wahlkampf
werfen aber immer mehr Professoren ihre Maske der Neutralität über
Bord und betreiben aggressiven Wahlkampf.


  von Wolfgang Harrer, Washington D.C., 28.10.2004

  Schon im Sommer veröffentlichten 48 Nobelpreisträger einen
gemeinsamen Brief an das amerikanische Volk, in dem sie John Kerry
als Präsidenten empfahlen. Ein weiterer offener Brief der "Union of
Concerned Scientists" wurde inzwischen von mehr als 5000
Wissenschaftlern unterschrieben, darunter auch 62 Träger der
Nationalen Wissenschaftsmedaille. In dem Brief werfen die Akademiker
der Regierung Bush vor, wissenschaftliche Erkenntnisse absichtlich zu
ignorieren oder sogar zu verfälschen. 

    Irritationen seit Beginn der Amtszeit
     Selbst die altehrwürdige Universität Harvard hat sich in den
Wahlkampf begeben: 56 aktive und emeritierte
Volkswirtschaftsprofessoren der renommierten Harvard Business School
sprachen sich öffentlich gegen Bushs Finanzpolitik und für die Wahl
John Kerrys aus. 

    Die Irritationen zwischen Weißem Haus und Amerikas akademischer
Elite reichen bis in die ersten Wochen von George W. Bushs Amtszeit
zurück. Anders als seine Vorgänger hatte Bush nach seiner Vereidigung
keinerlei Eile, den wichtigen Posten seines wissenschaftlichen
Beraters zu besetzen. Bill Clinton beispielsweise präsentierte seinen
Chef-Wissenschaftler schon in der zweiten Woche seiner Amtszeit. Bush
Junior dagegen ließ fünf Monate verstreichen, bevor er den
Physik-Professor John Marburger als seinen wissenschaftlichen Berater
präsentierte. Die Bestätigung Marburgers durch den Senat dauerte dann
noch einmal fünf Monate. 


ap
Von Wissenschaftlern kritisiert: Bush
  Ton hat sich verschärft
     Anders als unter Bushs Vorgängern wurde Marburger auch nicht,
wie eigentlich üblich, in den Nationalen Sicherheitsrat des
Präsidenten berufen, sondern stattdessen vom Rang eines
Präsidentenberaters zu einem "speziellen" Berater herabgestuft.
Anschließend verlor er auch noch die Hälfte seiner Planstellen. Unter
Universitäts-Rektoren wurde dies als Ohrfeige aufgenommen.

Verschärft hat sich der Ton dann vollends, als immer mehr
Spitzenwissenschaftler erleben mussten, dass sie bei
Vorstellungsgesprächen für Beratergremien in den Ministerien zuerst
nach ihrer politischen Gesinnung gefragt wurden und dass politische
Beamte wissenschaftliche Studien regelmäßig umformulierten. 

    Geschönte Klima-Studien
     Die New York Times berichtet von einer Pressemitteilung der
National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dem
meteorologischen Dienst der Regierung, die im Juli letzten Jahres
zuerst unter folgendem Titel versandt wurde: "Für den Juli meldet die
NOAA Rekordtemperaturen im Westen, kühlere Werte als normal im Osten
und weltweite Temperaturen, die weit über dem Durchschnitt liegen." 




Die US-Wahl interaktiv
  Kurz darauf wurde die Presseerklärung umformuliert und noch einmal
versandt. Die Schlagzeile lautete diesmal: "Die NOAA meldet
unterdurchschnittlich kühle Temperaturen im Osten. Heiß im Westen."
Vor wenigen Wochen traute sich nun auch ein Institutsleiter der
Raumfahrtbehörde NASA an die Öffentlichkeit und klagte, dass
zahlreiche Klima-Studien seines Institutes von der Regierung entweder
geschönt oder auffällig lange verschleppt worden seien. 

    Parteifreunde kritisieren Bush
     Der Umgang Bushs mit wissenschaftlichen Beraterstäben versetzt
selbst republikanische Politiker in Rage. Russel Train,
republikanischer Leiter der Umweltbundesbehörde EPA unter den
Präsidenten Nixon und Ford, ist aus dem Ruhestand zurückgekehrt und
betreibt inzwischen Wahlkampf gegen seinen Parteifreund Bush. "Viele
hochqualifizierte Wissenschaftler wurden aus Beratergremien entfernt,
in denen es um wichtige Themen wie die Bleivergiftung von Kindern
oder um Fortpflanzungsmedizin geht", sagt Train. "Ihre Plätze wurden
anschließend von Vertretern der Industrie übernommen. Die Zensur und
Verfälschung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu politischen Zwecken
muss jetzt ein Ende haben." 




Mehr zum Wahlkampf
Bush und die Presse: Versagensangst oder Kontrollzwang?
Terror-Angst vor den Wahlen
Droht ein zweites Florida?

Wie sich die Wahlkampfhilfe der Akademiker für John Kerry auswirken
wird, ist indessen schwer einzuschätzen. Akademiker finden im
derzeitigen Medienklima der USA ohnehin nicht besonders viel Gehör.
Erst vor zwei Wochen veröffentlichten 700 zum Teil namhafte
akademische Experten für Außenpolitik einen offenen Brief, in dem sie
die Irak-Politik des Präsidenten kritisieren. Das Schreiben fand in
den amerikanischen Medien kaum Erwähnung. Immerhin haben sich aber
auch sechs Nobelpreisträger für George Bush ausgesprochen, darunter
Milton Friedman, der einstige Lieblings-Ökonom Ronald Reagans.
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