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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Will man die Leser verkaspern? Ein paar Anmerkungen.

Wenn der zweite Satz schon so lautet: "Am 21. September 2022 kündigte Putin eine Einberufung an, die 300.000 Zivilisten zum Militärdienst verpflichtet."

Einberufen wurden Reservisten, also die, die bereits einen Militärdienst abgeleistet haben. Wenn es schon sachlich falsch und manipulativ anfängt, dann kann es nur so weiter gehen.

Siehe da, übernächster Satz: "Wie alle anderen Übel des Kapitalismus trifft auch die Wehrpflicht am härtesten die Armen, die Arbeiterklasse und die Randgruppen, die wenig Geld oder Macht haben, um sich ihr zu entziehen."

Was haben noch mal alle gemeinsam, für die überhaupt die Wehrpflicht gilt, unabhängig von ihrem sozioökonomischem Status? Es sind Männer.
Der Klassiker für alle, die sonst konsequent das Geschlecht betonen ist, sie "vergessen" es an dieser Stelle.

Aber weiter schreibt die Autorin: "Stattdessen sollte man mit offenen Ohren und Augen die Solidarität mit der russischen Linken in den Vordergrund stellen, von ihren Erfahrungen lernen, ihren Kampf verstehen und ihre Selbstbestimmung unterstützen."

Eigentlich löblich. Der anonym Interviewte gibt jedoch von sich: "Die linke Bewegung in Russland ist sehr schwach und zersplittert." Dann schauen wir doch mal auf die Zusammensetzung der Duma: https://de.wikipedia.org/wiki/Duma

Da sieht man wiederum, die größte Oppositionspartei in der Duma ist die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF).
Wen meint der Befragte also, wenn er von der "linken Bewegung in Russland" spricht?
Offensichtlich eine, in der die KPRF von vorne herein nicht enthalten ist, sondern: "Sie ist in Streitigkeiten zwischen Trotzki und Lenin verstrickt und nicht in Lösungen für soziale Probleme." Politische Sekten demnach.

Dass sie die Leser verkaspert, indem die KPRF nicht einmal erwähnt wird ist der Stil dieser "Progressiven". Wenn die Realität nicht zur Argumentation passt, dann hat die Realität Pech gehabt und kann gehen. Die Autorin bezieht die "Solidarität mit der russischen Linken" nur auf eine solche Linke, die genauso "progressiv" und intersektional ist wie sie selbst.

Wie naiv der Interviewte ist, gibt er hier kund: "Das Vorgehen einiger baltischer Länder hat Empörung ausgelöst. Menschen, die nicht kämpfen wollten, wurde verwehrt, ins Ausland einzureisen. Manche wurden sogar an die russischen Behörden ausgeliefert. Viele vom Westen verhängte Sanktionen treffen letztlich die normalen Menschen, die wenig haben."

Ja, denn die sollen gefälligst Putin stürzen und nicht einfach nur ihr Leben retten oder gut leben wollen. Das war und ist der Sinn und Zweck der Maßnahmen und der Sanktionen des Westens: Regime Change.
Was für ein Kasperkram in Form eines Artikels...

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