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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Was die Genetik nicht über uns aussagt und so

Lieber Leser (m/w/d),

bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, weise ich auf die folgenden "Kritiken" hin:
> https://www.heise.de/forum/p-36719579/
> https://www.heise.de/forum/p-36844944/
> https://www.heise.de/forum/p-36932686/

Der inhaltliche Bezug dürfte klar sein.

Zitate aus dem Artikel kursiv und in „“-Zeichen:
„Psychische Störungen werden immer häufiger diagnostiziert.(...) Wie erklären Sie sich diesen Anstieg?“

Das ist in meinen Augen eine sehr gute Frage. Leider glaube ich nicht an eine definitive Antwort.

„Ich sehe das so, dass eine Psychiatrisierung der Gesellschaft stattfindet.“

Zumindest scheint es gewisse "psychiatrische Phänomene" zu geben, die direkt chic zu werden scheinen. Ob man damit den Betroffenen wirklich einen Gefallen tut.

„Dabei ist so eine Reaktion nach dem Tod des Partners oder des eigenen Kindes ein Stück weit psychologisch völlig normal.“

Es kann aber trotzdem sinnvoll sein, wenn da jemand ist, der sich darum kümmert.

„Wenn man sich darüber nun philosophisch Gedanken macht, dann kommt man auf die Idee, dass etwas wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Anm. S. Schleim) oder Autismus auch eine Normvariante sein könnte.“

Vielleicht, vielleicht ist es aber auch so, dass man die Diagnose zum Teil unmerklich und ohne Absicht ausgeweitet hat, bis man auch vergleichsweise "normales" Verhalten darunter gepakt hat.
Die aus einem pragmatischen Blickwinkel relevante Frage lautet, ob man den Betroffenen damit einen Gefallen getan oder ihnen geschadet hat und hier gehen die Meinungen ganz extrem auseinander.

„Heute denke ich aber, dass man ein Medikament wie Ritalin als Hilfsmittel sehen kann, wie etwa eine Brille für Kurz- oder Weitsichtige.“

Ich verweise hier an der Stelle auf zwei Artikel:
> https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ritalin-Riskantes-Gehirndoping-bei-Gesunden,ritalin102.html
> https://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-03/ritalin-medikament-studenten

So spontan fiel mir auch nicht viel mehr dazu ein. Es wird aber mit Sicherheit schon Fachpublikationen geben, die sich mit diesen Thema befassen.

„Das ist nach meinem Eindruck aber nicht eingetroffen. Menschen mit psychiatrischen Diagnosen werden auch heute noch oft ausgegrenzt.“

Das hat doch viel mehr mit Rundfunk und Presse zu tun. Wenn da von einen "psychisch auffälligen Einzeltäter" die Rede ist und im abendlichen Krimi dann der Held einen geisteskranken Mörder überführt, dann bleibt das Bild hängen. Übrigens auch dann, wenn man sich nicht dafür interessiert.
Interessant ist die Frage eigentlich, wie es sich auswirkt, dass man sich dessen bewusst ist.

„Aber als Bauernsohn vom Dorf hatte ich auch meine Berührungsängste, da man früher noch sagte: "Psychiater sind doch genauso verrückt wie ihre Patienten!" Darum ging ich erst in die Neurologie.“

Sie haben mir ein Lachen geschenkt! Danke!

„(...)und jeder von uns hat 60 bis 100 Neumutationen in seiner Keimbahn, die mit Autismus oder ADHS in Zusammenhang stehen, aber nicht zur Ausprägung der Störung führen müssen. Das wurde mir auch erst später klar. “

Stichwort für Interessierte: de-novo-Mutationen.
Siehe auch:
> https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46916/De-novo-Mutationen-verursachen-mehr-als-die-Haelfte-sporadischer-Schizophrenien

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