Bernhard Kuhn schrieb am 21.04.2021 01:18:
"Nur eine Minderheit der Eltern, nämlich 28 Prozent, sei der Auffassung, dass die Schulschließungen ihrem Kind mehr genutzt als geschadet haben."
Wir gehören zu den 28%, schränken das aber größtenteils auf den vermittelten Stoff ein. Das liegt daran, dass wir sofort eine Privatlehrerin engagiert haben, als im letzten Jahr die Schulen dicht gemacht wurden. Hintergrund ist der, dass wir beide in "systemkritischen" Berufen arbeiten und überhaupt keine Möglichkeit haben, unsere Tochter halbtags zu beschulen. Die Notbetreuung war für uns keine Alternative, da in dieser kein Unterricht stattfand, sondern nur Arbeitsblätter ausgereicht wurden und die Kinder Selbststudium betreiben sollten...
Ich kann mir diese Zahl nur so erklären:
Entweder sehen die Eltern selbst mit Schulausbildung keine Zukunft für ihre Kinder auf dem normalen Arbeitsmarkt, oder die Kinder werden jetzt zumindest nicht gemobbt und können sich im Selbststudium entfalten.
Nun, unsere Tochter besucht die Grundschule. In dieser lernen die Kinder erst einmal unter Anleitung primär das Lernen, sekundär Stoff - da ist es nicht weit her mit Selbststudium.
Evtl. liege ich da falsch, aber es wäre wirklich interessant zu wissen warum fast ein Drittel der Eltern in diesem Land denken, dass Schule überflüssig ist!
Nein, das denken wir keineswegs - ganz im Gegenteil! Wir haben auch gesehen, dass unsere Tochter durch den Einzelunterricht wesentlich schneller Fortschritte gemacht hat, der Lernerfolg besser war. Als dann die Schulen bei uns wieder aufmachten, wurden die Fortschritte und der Lernerfolg gleich wieder eingestampft, denn unser Bildungssystem ist darauf ausgelegt, dass der kleinste gemeinsame Nenner als Maßstab gilt. D.h. die Kinder, die keine Möglichkeiten hatten (aus welchen Gründen auch immer), vernünftig im Unterricht zu Hause zu lernen und abgehängt waren, droschen den Klassenschnitt sofort wieder nach unten.
Aber natürlich ist die Schule nicht nur ein Hort der Wissensvermittlung nach Lehrplan, sondern auch ein großes und differenziertes Sozialgefüge. Und gerade das ist mittlerweile ein riesiges Problem - die Kinder erwerben kaum noch Sozialkompetenzen, wenn die Schulen geschlossen sind.