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  • zwodrei

mehr als 1000 Beiträge seit 07.07.2005

Denkfehler

Der Denkfehler ist das Konzept von Assimilation, dem in diesem
Bericht gefolgt wird. Eine Einbahnstrasse findet nämlich immer nur
gewaltsam statt. Das wäre zum Beispiel historisch die Eindeutschung
in den Grenzregionen (Elsass, Ostpreussen) mit Zwang und Verbot der
anderen Kultur. 

In der Tat ist eine gelungene Integration gleichzeitig eine
"Assimilation", welche die Mehrheitsgesellschaft befruchtet. Deutsche
sind ja selbst das Ergebnis eines solchen Integrationsprozesses,
nämlich verschiedenster Völker und Kulturen, die sich zu dem
vermischt haben, was wir heute "deutsche Mehrheitsgesellschaft"
nennen.

Eine Wischi-waschi Integration ist dagegen eine Nicht-Integration,
aus Angst vor der Assimilation werden Parallelgesellschaften gebaut
und womöglich mit einer rassistischen Abgrenzung befestigt.

Das hat in Deutschland eine ahistorische Tradition. Man denke an die
deutschen Sprachhygieniker, die es als Gipfel der Unkultur ansehen,
ein Fremdwort an die deutsche Schreibung anzupassen, nein, das
Fremdwort muss fremd bleiben, sonst verliert es an Wert und muss im
Fremdwort-Ghetto zu seinem Schutze bleiben.

Wir definieren das Fremde und nehmen es nicht als Teil auf. Das
erfordert Bemühen auf beiden Seiten. Dann muss man aber auch eben
nicht so zaghaft bei der Integration sein. Integration darf eben
nicht heissen, dass noch in der dritten Generation säuberlich die
Grenzen gezogen werden oder in einer Weise aufgebaut werden, dass
etwa zwischen Türken und Deutschen eine niedrigere Distanz besteht
als zwischen Diasporatürken in Deutschland und Deutschen. Dieser
Disaporaeffekt ist nämlich etwas, was man nicht fördern darf. Dass
statt einer Integration es zu einer Art demonstrativen inneren
Abschottung mit einem inneren Konservatismus kommt. Das ist auch der
Effekt, den man als mangelnde Integration zum Vorwurf machen muss,
während auf Seiten der Deutschen mehrheitsbevölkerung die Arme
geöffnet sein sollten statt sozial und emotional ab- und
auszugrenzen.

Integration ist also eine Aufgabe für beide Seiten und die Frage ist,
welche Schritte auf beiden Seiten unternommen werden.
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