TheSnake69 schrieb am 9. Juni 2006 13:55
> > Abgesehen davon hab ich ähnliche Sprüche auch von deutschen Freunden
> > gehört die kräftig durch die Betten gehüpft sind aber wehe jemand
> > wollte was von seiner kleinen Schwester ;-)
>
> Logo, da steht die gleiche Philosophie dahinter, die Frauen als
> Eigentum der Familie und später des (Ehe-)Mannes sieht. Machoarsch
> bleibt Machoarsch, egal welche Nationalität er hat.
Gut erkannt. In der Tat hat die Sache mit der "Familienehre"
eigentlich nichts mit der türkischen Kultur zu tun oder gar dem
Islam. Vielmehr sind es sehr patriachische Migranten-Familien, wo das
zu einem Problem in unserer Gesellschaft wird.
Es ist also kein Problem, daß sich mit dem Ablegen der türkischen
Identität und daran gekoppelter Tradition und Werte an sich beheben
läßt. In einer Familie die sich früher irgendwann fast vollkommen
assimiliert hat, kann trotzdem noch die patriachalische Sichtweise
beibehalten und weiterhin ihre weiblichen Familienmitglieder
unterdrücken oder gar Gewalt antun. Diese beiden Dinge, kulturelle
Identität und der Grad der Emanzipation oder Schwere des Patriachats
sind nicht miteinander gekoppelt. Man sieht es ja bei den Deutschen,
als nach dem Ersten Weltkrieg das Frauenwahlrecht eingführt wurde,
wurden wir ja auch nicht alle automatisch zu Neuseeländern.
Und es gibt ja natürlich auch liberale Türken, in der Türkei, in
Deutschland, in anderen Ländern, der beste Beweis für dafür, daß es
nicht zwingend notwendig ist die Schwester vor den schlimmern
Deutschen fern zu halten um Türke zu bleiben. Patriachismus ist
heilbar... egal woher man kommt oder wo man wohnt ;)) Es sei denn der
Wohnort heißt Deutschland... :(( das ist traurig.
Denn leider heißt es auch, daß der Konflikt zwischen
frauenfeindlichen und die Frau gleich berechtigenden Denkweisen durch
die momentane Lage, wie sie der Artikel ganz gut beschreibt, nicht
aufgelöst werden kann. Auch hier in Deutschland und nicht nur in der
süd-östlichsten türkischen Provinz sind die türkischen Mädchen
letzendlich auf sich allein gestellt, und bei vielen lautet die, wie
ich finde verständliche aber traurige Antwort: Anpassung, wenn die
Eltern es glücklich macht: Kopftuch. Oder Freund haben ja, aber nur
Türken.
Diese Reaktion einiger Türkinnen hier in Deutschland, die offensive
und auch visuelle Hinwendung zu Symbolen von vermeintlicher
"Unterordnung" ist eine ganz eigene Art von Teil-Emanzipation und
"Problemlösung" (eher: Problemverschiebung und Verdrängung) in diesem
Konflikt, in dem sie stehen. Mit Kopftuch ist frau erstmal "weniger
verdächtig" bei den Verwandten, angepasst eben, und frau hat sogar
eventuell dadurch mehr Freiheiten, womit das Kopftuch und
konservative Einstellungen als Zugeständnisse agieren. So vermute ich
das mal, leider habe ich auch keine konkretes Wissen, weil ich keine
türkischen Mädchen die Kopftuch tragen kenne und fragen kann, was sie
denken. Aber ich bin dennoch ziemlich sicher, daß im Kampf um
Selbstbestimmung einige Mädchen nunmal bereit sind Dinge, die in der
Mehrheitsgesellschaft als Freiheit gelten zu "opferen", um dann halt
in viel existenziell wichtigeren Dingen wieder mehr rausholen können,
z.B. Führerschein, (Aus)Bildung und Job, Freund vor der Ehe, usw. Daß
man mit dem Kopftuchtragen selbstbewußt auftreten will, zeigt ja auch
schon daran, wenn man einmal in der Großstadt die jungen
Kopftuchträgerinnen der zweiten und dritten Generation mit den in der
Türkei geborenen "türkischen Babuschkas" vergleicht. Modisch liegen
da manchmal Welten zwischen. Also die Entscheidung Kopftuch zu tragen
kann gar nicht eine vollkommene Abwendung von der
Mehrheitsgesellshaft und dem Hier und Jetzt sein. Es unleugbar eine
Art Kompromiss, was aber genauso einen unleugbaren Widerspruch
voraussetzten muß.
Inwiefern physische Gewalt (neben der psychischen), als extremste
Weise der Austragung dieses Konflikts, verbreitet ist, weiß ich
nicht. Ich glaube das wissen nicht einmal die Wissenschaftler,
Sozialarbeiter und Aktivisten, die sich mit dem Problem beruflich
befassen. Die Kommunikation in die betroffenen Familien hinein,
Sichtbarmachung patriachischer Denkweisen und Handlungen stelle ich
mir als schwierig vor, eben wegen der mangelnden Integration. Auch
das mangelnde ehrliche Interesse der Deutschen ist da mit Schuld. Um
ein Problem auch gesamtgesellschaftlich lösen zu können muß es
ersteinmal in seiner Gesamtheit sichtbar gemacht werden. Auch nicht
gerade toll, wo dann über die Kopftuch tragenden Türkinnen wenig
berichtet wird, weil man sich viel lieber auf die spektakulären
Ehrenmorde beschränkt in den Massenmedien.
Letzendlich bin ich dafür, daß Beziehungen zwischen Türken und
Deutschen so normal wie unter Türken untereinander und unter
Deutschen untereinander werden. Ich verstehe auch nicht wieso es OK
sein soll, daß frau sich in unserer Gesellschaft ein Kopftuch
umbindet, weil sie dann weniger Stress mit den Eltern hat. Ich kann
zwar die Türkinnen verstehen wie sie fiffig und selbstbewußt den
Spieß umdrehen, aber Deutsche die die Gründe für das Kopftuchtragen
nicht kennen und es irgendwie als zum Türkischsein dazugehörig
empfinden, kann ich nicht verstehen. "So sind sie nunmal die
Türken... laß sie doch... jeder wie er glücklich wird." - Naaaja.
Etwas was offensichtlich Mauern aufbaut zwischen Deutschen und Türken
kann nicht gut sein.
Für mich sind das beides Kennzeichen einer patriachistischen
Abkappselung, die die kulturelle und soziologische Abkappselung
eigentlich nur schlimmer machen. Ich frag mich wirklich ob das
insgesammt alles so ohne Probleme weiter laufen kann. Es reicht ja
schon, wenn die Bevölkerung den Appetit auf Döner Kebab verliert, und
stattdessen lieber afrikanische Snacks ißt. Die Selbständigen mit
ihren Imbiß-Läden stehen dann vor einem Problem. Was kommt dann? Die
Abwaderung der Türken, Randale vielleicht sogar gegen die
konkurrierende Migranten-Gruppe?
Oder es bleibt friedlich und es kommt doch eine zähe und laaangsame
Integration zwischen Deutschen und Türken generationsweise sozusagen,
auch wenn die Studien aus dem Artikel etwas anderes sagen.
Ich kann nämlich etwas ganz anderes beobachten, weißt du: die
Assimilation einer deutschen jugendlichen Unterschicht in die
Jugendkultur der Migrantenkinder, verstehst du Dicker? Ischt doch so,
oder Dicker? Vielleich gibt es ja mit der forschreitenden
Neoliberalisierung Deuschlands eine zunächs stark umgekehrte
"Assi"milation von unten. Ich schwöhr Dicker, die is dann aber eine
wahre Verschmelzung beider kulturen auf größerer Bassis, weißt du?
Back-to-the-roots sozusagen. ;) SCNR!
> > Abgesehen davon hab ich ähnliche Sprüche auch von deutschen Freunden
> > gehört die kräftig durch die Betten gehüpft sind aber wehe jemand
> > wollte was von seiner kleinen Schwester ;-)
>
> Logo, da steht die gleiche Philosophie dahinter, die Frauen als
> Eigentum der Familie und später des (Ehe-)Mannes sieht. Machoarsch
> bleibt Machoarsch, egal welche Nationalität er hat.
Gut erkannt. In der Tat hat die Sache mit der "Familienehre"
eigentlich nichts mit der türkischen Kultur zu tun oder gar dem
Islam. Vielmehr sind es sehr patriachische Migranten-Familien, wo das
zu einem Problem in unserer Gesellschaft wird.
Es ist also kein Problem, daß sich mit dem Ablegen der türkischen
Identität und daran gekoppelter Tradition und Werte an sich beheben
läßt. In einer Familie die sich früher irgendwann fast vollkommen
assimiliert hat, kann trotzdem noch die patriachalische Sichtweise
beibehalten und weiterhin ihre weiblichen Familienmitglieder
unterdrücken oder gar Gewalt antun. Diese beiden Dinge, kulturelle
Identität und der Grad der Emanzipation oder Schwere des Patriachats
sind nicht miteinander gekoppelt. Man sieht es ja bei den Deutschen,
als nach dem Ersten Weltkrieg das Frauenwahlrecht eingführt wurde,
wurden wir ja auch nicht alle automatisch zu Neuseeländern.
Und es gibt ja natürlich auch liberale Türken, in der Türkei, in
Deutschland, in anderen Ländern, der beste Beweis für dafür, daß es
nicht zwingend notwendig ist die Schwester vor den schlimmern
Deutschen fern zu halten um Türke zu bleiben. Patriachismus ist
heilbar... egal woher man kommt oder wo man wohnt ;)) Es sei denn der
Wohnort heißt Deutschland... :(( das ist traurig.
Denn leider heißt es auch, daß der Konflikt zwischen
frauenfeindlichen und die Frau gleich berechtigenden Denkweisen durch
die momentane Lage, wie sie der Artikel ganz gut beschreibt, nicht
aufgelöst werden kann. Auch hier in Deutschland und nicht nur in der
süd-östlichsten türkischen Provinz sind die türkischen Mädchen
letzendlich auf sich allein gestellt, und bei vielen lautet die, wie
ich finde verständliche aber traurige Antwort: Anpassung, wenn die
Eltern es glücklich macht: Kopftuch. Oder Freund haben ja, aber nur
Türken.
Diese Reaktion einiger Türkinnen hier in Deutschland, die offensive
und auch visuelle Hinwendung zu Symbolen von vermeintlicher
"Unterordnung" ist eine ganz eigene Art von Teil-Emanzipation und
"Problemlösung" (eher: Problemverschiebung und Verdrängung) in diesem
Konflikt, in dem sie stehen. Mit Kopftuch ist frau erstmal "weniger
verdächtig" bei den Verwandten, angepasst eben, und frau hat sogar
eventuell dadurch mehr Freiheiten, womit das Kopftuch und
konservative Einstellungen als Zugeständnisse agieren. So vermute ich
das mal, leider habe ich auch keine konkretes Wissen, weil ich keine
türkischen Mädchen die Kopftuch tragen kenne und fragen kann, was sie
denken. Aber ich bin dennoch ziemlich sicher, daß im Kampf um
Selbstbestimmung einige Mädchen nunmal bereit sind Dinge, die in der
Mehrheitsgesellschaft als Freiheit gelten zu "opferen", um dann halt
in viel existenziell wichtigeren Dingen wieder mehr rausholen können,
z.B. Führerschein, (Aus)Bildung und Job, Freund vor der Ehe, usw. Daß
man mit dem Kopftuchtragen selbstbewußt auftreten will, zeigt ja auch
schon daran, wenn man einmal in der Großstadt die jungen
Kopftuchträgerinnen der zweiten und dritten Generation mit den in der
Türkei geborenen "türkischen Babuschkas" vergleicht. Modisch liegen
da manchmal Welten zwischen. Also die Entscheidung Kopftuch zu tragen
kann gar nicht eine vollkommene Abwendung von der
Mehrheitsgesellshaft und dem Hier und Jetzt sein. Es unleugbar eine
Art Kompromiss, was aber genauso einen unleugbaren Widerspruch
voraussetzten muß.
Inwiefern physische Gewalt (neben der psychischen), als extremste
Weise der Austragung dieses Konflikts, verbreitet ist, weiß ich
nicht. Ich glaube das wissen nicht einmal die Wissenschaftler,
Sozialarbeiter und Aktivisten, die sich mit dem Problem beruflich
befassen. Die Kommunikation in die betroffenen Familien hinein,
Sichtbarmachung patriachischer Denkweisen und Handlungen stelle ich
mir als schwierig vor, eben wegen der mangelnden Integration. Auch
das mangelnde ehrliche Interesse der Deutschen ist da mit Schuld. Um
ein Problem auch gesamtgesellschaftlich lösen zu können muß es
ersteinmal in seiner Gesamtheit sichtbar gemacht werden. Auch nicht
gerade toll, wo dann über die Kopftuch tragenden Türkinnen wenig
berichtet wird, weil man sich viel lieber auf die spektakulären
Ehrenmorde beschränkt in den Massenmedien.
Letzendlich bin ich dafür, daß Beziehungen zwischen Türken und
Deutschen so normal wie unter Türken untereinander und unter
Deutschen untereinander werden. Ich verstehe auch nicht wieso es OK
sein soll, daß frau sich in unserer Gesellschaft ein Kopftuch
umbindet, weil sie dann weniger Stress mit den Eltern hat. Ich kann
zwar die Türkinnen verstehen wie sie fiffig und selbstbewußt den
Spieß umdrehen, aber Deutsche die die Gründe für das Kopftuchtragen
nicht kennen und es irgendwie als zum Türkischsein dazugehörig
empfinden, kann ich nicht verstehen. "So sind sie nunmal die
Türken... laß sie doch... jeder wie er glücklich wird." - Naaaja.
Etwas was offensichtlich Mauern aufbaut zwischen Deutschen und Türken
kann nicht gut sein.
Für mich sind das beides Kennzeichen einer patriachistischen
Abkappselung, die die kulturelle und soziologische Abkappselung
eigentlich nur schlimmer machen. Ich frag mich wirklich ob das
insgesammt alles so ohne Probleme weiter laufen kann. Es reicht ja
schon, wenn die Bevölkerung den Appetit auf Döner Kebab verliert, und
stattdessen lieber afrikanische Snacks ißt. Die Selbständigen mit
ihren Imbiß-Läden stehen dann vor einem Problem. Was kommt dann? Die
Abwaderung der Türken, Randale vielleicht sogar gegen die
konkurrierende Migranten-Gruppe?
Oder es bleibt friedlich und es kommt doch eine zähe und laaangsame
Integration zwischen Deutschen und Türken generationsweise sozusagen,
auch wenn die Studien aus dem Artikel etwas anderes sagen.
Ich kann nämlich etwas ganz anderes beobachten, weißt du: die
Assimilation einer deutschen jugendlichen Unterschicht in die
Jugendkultur der Migrantenkinder, verstehst du Dicker? Ischt doch so,
oder Dicker? Vielleich gibt es ja mit der forschreitenden
Neoliberalisierung Deuschlands eine zunächs stark umgekehrte
"Assi"milation von unten. Ich schwöhr Dicker, die is dann aber eine
wahre Verschmelzung beider kulturen auf größerer Bassis, weißt du?
Back-to-the-roots sozusagen. ;) SCNR!