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  • yossarian

mehr als 1000 Beiträge seit 20.06.2000

Ich sage ja, der Papst ist schlau

Ich bin wirklich sehr glücklich, daß der Ratzinger Papst geworden
ist, denn der ist schlauer Fuchs und wohl das Beste, was der
Katholischen Kirche passieren konnte.

Es ist nicht wirklich interessant, wie das Gedankengebäude des
Papstes funktioniert, über bestimmte Dinge kann Ratz nicht
hinausgehen, ohne seinen gesamten Saftladen mit 1,2 Mrd. Mitgliedern
zu zerstören.

Womit wir beim Kern der Sache wären: Der Ratz weiß, daß er bestimmte
Elemente der Evolutionstheorie nicht mehr ignorieren kann, genauso
wie er auch schon vor einigen anderen Dingen kapituliert hat, z.B.
der Pille. Er würde sich ja auch sonst hochgradig lächerlich machen:
Gerade dort, wo sie alle kreuzkatholisch sind, nehmen sie sehr gerne
die Pille und sind wissenschaftlich orientiert: Frankreich, Spanien,
Italien, Bayern, Brasilien, Argentinien. Aus diesen Ländern stammt
auch ein Großteil der Kohle für den Vatikan, die Gläubigen dort kann
er schlicht nicht ignorieren.

Mit dem Spagat von Wissenschaft und Glaube versucht der Ratz, die
Einheit der katholischen Kirche sicherzustellen und sich gleichzeitig
positiv von solchen Irren wie den Kreationisten abzugrenzen. Außerdem
muß er eine Antwort auf den schiitischen Islam geben, der ebenfalls
technischen Fortschritt mit Glauben zu kombinieren weiß, was sich
besonders im Streben des Iran nach Hochtechnologie äußert: Im Iran
wird auch Evoltionstheorie gelehrt, im Iran gibts auch die Pille.

Und es liegt ihm offensichtlich was an seiner Glaubwürdigkeit: Er hat
eben keine Lust, gegen Pille und Evolution zu wettern, denn in so
einem Fall würden sich die Menschen von ihm abwenden. Die
Papst-Performanz ist bislang außerordentlich gut, er hat sich nicht
durch radikale, lebensferne und lustfeindliche Thesen hervorgetan. Im
Gegenteil.

Der größte Joker des Papstes ist aber nach wie vor die Sinnstiftung.
Es besteht nun mal ein allgemeines menschliches Bedürfnis nach Sinn,
was sich dann in Fragen äußert: "Warum mach ich das alles hier, was
ist der Sinn des Lebens, was ist gut, was ist böse?". Atheismus und
Materialismus tun sich regelmäßig sehr schwer damit, eine Antwort für
den Sinn des Lebens zu geben. Und wenn sie es schaffen, dann nur mit
hochgradig intellektuellen Konstruktionen, die für die Masse schlicht
zu kompliziert sind.

Auch die Evolutionstheorie ist im Kern nihilistisch, sie ist zwar
durchaus geeignet Prozesse zu modellieren, aber auf die alten Fragen
nach dem "Guten" und "Bösen" gibt sie keine Antwort. Hier zieht der
Papst seinen Gott aus der Tasche und sagt: "Wo ihr keine Antwort mehr
wißt, da hab ich was im Angebot."

Das Sinndefizit des Materialismus ist die Stärke des Katholizismus.
Und das weiß der Ratz.

mfG, yossarian
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