In den Diskussionen über die Rede wird immer wieder das Zitat von
Manuel II. Palaeologos angeführt, um eine islamfeindliche Intention
des Papstes zu begründen. Und dann wird darauf geantwortet, er
zitiere ja nur, und mache sich den Satz nicht zu eigen. Es lohnt sich
deshalb, die Rede ein wenig weiter zu verfolgen.
Wie in dem Hauptartikel ausgeührt, ist das Kernthema des Vortrages ja
keine Islamkritik, sondern das Verhältnis des Katholizismus zur
Vernunft. Dennoch steigt Benedikt mit dem genannten Zitat ein (ein
CNN-Kommentator hat dieses Vorgehen heute nachmittag als "throwaway
argument" - Wegwerfargument - bezeichnet). Bevor er endgültig nur
noch über christliche Theologie spricht, beendet Benedikt seine
Bemerkungen zum Islam wie folgt:
"Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch
Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes
zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den
Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen
Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre
hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine
unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury
zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R.
Arnaldez, der darauf hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären,
daß Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß
nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er
es wollte, müsse der Mensch auch Götzendienst treiben."
Wie hier aus der "absoluten Transzendenz" des muslimischen Gottes
gefolgert wird, der Islam verteidige die Irrationalität, ist schon
ein intellektuelles Husarenstück. Aber das ist es, was bis insgesamt
hängenbleibt: Für den Islam sei der Wille Gottes nicht
notwendigerweise vernünftig, und wenn Gott unvernünftig ist (lies:
wenn er den heiligen Krieg fordert), dann müsse ein Muslim ihm
dennoch folgen.
Selbst wenn sich der Papst das Verdikt des Kaisers über den Islam "da
wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden" nicht zu eigen macht -
eine böse Unterstellung bleiben seine Ausführungen doch. Denn was
Benedikt nicht sagt, ist dass der zitierte Ibn Hazm (994-1064) nur
eine der pointiertesten Äußerungen in einem mittelalterlichen Streit
zwischen islamischen Theologen ist: Während die Mutazaliten
versuchten, den Islam aus der Vernunft zu begründen, lehnten die
Ashariten das ab und sagten, das Verständnis der einmaligen Natur und
der Eigenschaften Gottes seien dem Menschen nicht möglich.
Beide Positionen gehören in die Religionsgeschichte, und haben mit
dem heutigen Islam nur noch teilweise zu tun. Aber selbst wenn man
sagt, die Position der Ashariten sei mit der der heutigen Wahhabiten
zu vergleichen, muss man sagen, dass die verbunftbetonte
Gegenposition gerade im zwanzigsten Jahrhundert wieder viele Anhänger
hat. Ich betone aber, dass ich zu wenig davon verstehe um hier
wirklich substantiell argumentieren zu können.
Klar wird nur, dass Benedikt tatsächlich in das Horn derjenigen
stößt, die den Islam als geistfeindlich, anti-aufklärerisch und
rückwärts gewandt verschreien. Und dass diese glaubenskriegerische
Haltung Reaktionen hervorruft, muss wirklich nicht wundern.
Manuel II. Palaeologos angeführt, um eine islamfeindliche Intention
des Papstes zu begründen. Und dann wird darauf geantwortet, er
zitiere ja nur, und mache sich den Satz nicht zu eigen. Es lohnt sich
deshalb, die Rede ein wenig weiter zu verfolgen.
Wie in dem Hauptartikel ausgeührt, ist das Kernthema des Vortrages ja
keine Islamkritik, sondern das Verhältnis des Katholizismus zur
Vernunft. Dennoch steigt Benedikt mit dem genannten Zitat ein (ein
CNN-Kommentator hat dieses Vorgehen heute nachmittag als "throwaway
argument" - Wegwerfargument - bezeichnet). Bevor er endgültig nur
noch über christliche Theologie spricht, beendet Benedikt seine
Bemerkungen zum Islam wie folgt:
"Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch
Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes
zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den
Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen
Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre
hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine
unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury
zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R.
Arnaldez, der darauf hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären,
daß Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß
nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er
es wollte, müsse der Mensch auch Götzendienst treiben."
Wie hier aus der "absoluten Transzendenz" des muslimischen Gottes
gefolgert wird, der Islam verteidige die Irrationalität, ist schon
ein intellektuelles Husarenstück. Aber das ist es, was bis insgesamt
hängenbleibt: Für den Islam sei der Wille Gottes nicht
notwendigerweise vernünftig, und wenn Gott unvernünftig ist (lies:
wenn er den heiligen Krieg fordert), dann müsse ein Muslim ihm
dennoch folgen.
Selbst wenn sich der Papst das Verdikt des Kaisers über den Islam "da
wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden" nicht zu eigen macht -
eine böse Unterstellung bleiben seine Ausführungen doch. Denn was
Benedikt nicht sagt, ist dass der zitierte Ibn Hazm (994-1064) nur
eine der pointiertesten Äußerungen in einem mittelalterlichen Streit
zwischen islamischen Theologen ist: Während die Mutazaliten
versuchten, den Islam aus der Vernunft zu begründen, lehnten die
Ashariten das ab und sagten, das Verständnis der einmaligen Natur und
der Eigenschaften Gottes seien dem Menschen nicht möglich.
Beide Positionen gehören in die Religionsgeschichte, und haben mit
dem heutigen Islam nur noch teilweise zu tun. Aber selbst wenn man
sagt, die Position der Ashariten sei mit der der heutigen Wahhabiten
zu vergleichen, muss man sagen, dass die verbunftbetonte
Gegenposition gerade im zwanzigsten Jahrhundert wieder viele Anhänger
hat. Ich betone aber, dass ich zu wenig davon verstehe um hier
wirklich substantiell argumentieren zu können.
Klar wird nur, dass Benedikt tatsächlich in das Horn derjenigen
stößt, die den Islam als geistfeindlich, anti-aufklärerisch und
rückwärts gewandt verschreien. Und dass diese glaubenskriegerische
Haltung Reaktionen hervorruft, muss wirklich nicht wundern.