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  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Papst und Politik

Was hat der Mann vor ? Er wendet sich hier m.E. nicht an seine
Anhänger, vielmehr versucht er, die katholische Kirche als führende
gesellschaftliche Kraft des 21. Jahrhunderts auch bei denen
akzeptabel zu machen, die nicht Angehörige seiner Kirche sind.

Erst distanziert er sich vom Kreationismus - löblich - denn dieser
führt direkt ins gesellschaftliche und später auch technische
Mittelalter, keine Frage inzwischen mehr wie in den USA zu sehen. Es
ist also nicht nötig, alle Erkenntnisse des 19. und 20. Jahrhunderts
in den Papierkorb zu werfen. Aufatmen - das will ja schon etwas
heißen in diesen Zeiten.

Zweitens will er den Menschen nicht als Zell- und Genhaufen
betrachtet sehen, dessen jeder Bestandteil aus einem evolutionären
Zweck erklärt werden kann. Das kommt erstens dem Bedürfnis vieler
Menschen entgegen und zweitens ist es einfach richtig.

Wohlfeil ist die Absage an den islamischen Fundamentalismus, aber er
darf natürlich nicht fehlen. Mithin: die katholische Kirche kann sich
als Hort der Vernunft in einer ansonsten übergeschnappten Welt
präsentieren, und das nicht einmal zu Unrecht. Das wird Ratzinger
auch von Nicht-Katholiken Sympathien zutragen und wenn es seine
Absicht ist, die Kirche wieder als (dominierende) gesellschaftliche
Kraft zu etablieren, stellt er sich nicht ungeschickt an. Im
Gegensatz zu seinen doch dem Weltlichen sehr entrückten Vorgängern.

Der Einzige, dem das nicht passt, bin vermutlich wieder ich. Die in
die Flucht geschlagene Vernunft sollte doch mindestens ein zweites
Asyl zur Auswahl haben, und eigentlich wäre es der Job der
politischen Linken, dasselbe zu gewähren.

Gruß Artur


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