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  • kamka

mehr als 1000 Beiträge seit 01.05.2002

Ratzingers Monopolanspruch auf metaphysische "Vernunft" der katholischen Kirche

Was Ratzinger als Diskurs in seiner
Regensburger Rede vertritt, nämlich die
Frage, ob die Verkündigung des "Logos"
immanent und kohärent impliziere, daß
das Wesen der religiösen Vorstellung in
seinem Reden und Handeln die "Vernunft"
sei, die eine Bekehrung zum Glauben
durch Gewalt und Nötigung verneine,
entpuppt sich schließlich als Mono-
polanspruch der katholischen Kirche
auf methaphysische "Vernunft".

Als historisches Lehrstück zu der
Charakterisierung des "Logos", dem
metaphysischen Text der Verkündigung,
zieht er ein abweichendes Beispiel
heran, wo Gewalt zur Durchsetzung der
Bekehrung und des Glaubens praktiziert
wird: in einem Dialog eines byzanti-
nischen Kaisers im Jahre 1391, wo
dieser dem Islam die "Vernünftigkeit"
abspricht und dieser Glaubenrichtung
die Gewaltausübung anheftet, wobei
er den Propheten Mohammed als Gewalt-
verkündiger anklagt.

Ratzinger greift hier zu einem rheto-
rischen Kniff in seiner Regensburger
Rede, weil er aus der Geschichte der
eigenen Kirche, die Kreuzzüge z.B.,
nicht zurückgreifen kann, denn sonst
würde er sich in Widersprüche ver-
wickeln, d.h. er würde sich in seiner
Behauptung der Konsistent des "Logos"
bezüglich praktizerender "Vernunft",
selber widerlegen. Denn zur Gewalt
der Verteidigung des Glaubens hatte
der Papst zum 1. Kreuzzug mit dem
Motto "Gott will es!", selber zur Er-
oberung der religösen Stätten im
ehemaligen Siedlungsgebiet der Juden
aufgerufen. Was allerdings mit der
Ermordung der europäischen Juden
in Deutschland und anderswo begann
und im Blutbad von Jerusalem endete.

In einem weiteren rhetorischen Kniff
unterstellt nun Ratzinger dem Islam
insgesamt, die durch in vertretenen
Lehrmeinungen würden im Islam keine
Konsistenz des Redens und Handels zu-
lassen. Mit anderen Worten: selbst wenn
die Verkündigung im Islam die "Vernunft"
enthalte. so wäre der Verkündiger nicht
konsistenz daran gebunden, sondern könnte
jederzeit auch das Gegenteil in Anspruch
nehmen. Schlußfolgerung: nur die Verkün-
digungslehre der katholischen Kirche
sei Garant für die Immanenz der meta-
physischen Vernunft, nicht aber der
Islam. Und hier nimmt Ratzinger den
Bezug auf die Gegenwart.

Was hier Ratzinger unternommen hat, ist
eine historisch begründete Ableitung,
einen einzigartigen theologischen An-
sruch auf die Immannenz und Konstanz
der metaphysischen Vernunft zu erheben.
Dabei genügt ein einfacher Blick in
die Geschichte der katholischen Kirche
und andererseits in die überlieferten
Lehrschulen des Islam, daß Ratzinger
einen Monopolanspruich erhebt, der
durch Ereignisse der Geshichte jeder-
eit widerlegbar ist.

Siehe auch Stichwort Voluntarismus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Voluntarismus


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