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  • Hintergrundrauschen

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Subjektivität

Member of the Inner Party schrieb am 15. September 2006 7:24

> Ich vermute, du glaubst nicht an die
> Bibel. Daher halte ich es fuer sinnlos,
> daraus zu zitieren. Aber:

> marasek schrieb am 15. September 2006 5:57

> > > Niemand. Gott war, ist, und wird immer sein.
> >
> > Da haben wir uns aber noch mal gut aus der Affäre gezogen? Wieso
> > nicht einfach ein Metauniversum nehmen, dass war, ist und immer sein
> > wird?

> Selbst wenn du an den Urknall glaubst (auch bloss
> eine Theorie!), wirst du eingestehen muessen, dass
> es etwas "davor" gegeben haben muss.

1. Gibt es nicht wenige Wissenschaftler, die den Glauben an den
Urknall für mindestens so religiös halten, wie den Glauben an Gott
2. Ist der Gottesbeweis des "selbst unbewegten Bewegers" durch
Spinoza zeitlich Newton etwas vorgelagert. Man hat damals geglaubt,
Ein Ding besäße nur Energie, sich zu bewegen, wenn es durch ein
anderes angestoßen würde (wie Billardkugeln). So etwas wie
Wärmeenergie im zusammenhang mit kochendem Wasser z.B. kannte man
zwar durch Beobachtung, konnte es aber nicht erklären. Dieser Glaube
steckt genau in diesem Gottesbeweis, den auch Descartes letztendlich
zum Antrieb seines mechanistischen Universums brauchte.

Letztendlich kann man Gott aber an jeden nur erdenklichen Punkt
setzen, denn er ist laut Bibel schließlich überall. Ob er nun Gene
sortiert, oder den Urknall anschiebt, ist dabei letztendlich
unerheblich. Er ist und bleibt vermutlich auch nicht nachweisbar.
Deswegen heißt es Glauben und nicht Wissen.


> > > Ich vermute, du versuchst, Gott als eine Wesenheit
> > > zu begreifen. Gott ist aber kein Wesen. Gott ist
> > > das Wort.
> >
> > Was das wieder bedeuten mag kann mir nur ein Level 15-Theologe
> > erklären.

> Nein. Steht alles in Genesis, Kapitel 1. Auch fuer
> Nicht-Theologen leicht verstaendlich.

Na, leicht verständlich ist aber anders. Da hat sich Joachim ernst
Behrendt in "Nada Brahma - Die Welt ist klang" aber schon die Finger
dran krumm geschrieben, was Moses wohl mit "Am Anfang war das Wort"
gemeint hat. Ob er nicht einfach gesagt hat "Go-Go
Gadjetto-Universum", weiß doch eh keiner.

> Ich vermute immer noch stark, dass du Gott als
> Wesen oder Prinzip auffasst. Das ist schlichtweg
> falsch. Das waere nur Wissen, aber nicht Glauben.

Wenn das so wäre, sollte man die Kirchen enteignen, die Bibeln
einstampfen und Buddha lesen. Da darf man nämlich ungestraft "Suchen"
alias "Glauben" und angeblich ist sogar das "Finden" mit einbegriffen
(Aber an das "Finden" muss man auch glauben).

> > 150 Jahre Evolutionstheorie und was weiss ich wieviel
> > Jahre Neurobiologie haben uns mehr über die Menschwerdung erzählt als
> > davor 8000 Jahre Theologie.

> Evolution ist und bleibt eine Theorie. Ansonsten muesstest
> du mir knallharte Beweise auf den Tisch legen. Genauso, wie
> ich dir Gott beweisen soll.

Was ich nicht glaube, ist, dass du so einen großen Tisch hast.
Es geht nicht darum, dass es nur eine 'Theorie' ist - was in der
Wissenschaft etwas anderes bedeutet als 'Hypothese' - sondern darum,
wieviele Erkenntnisse es gibt, die diese Theorie stützen. Kenntnisse
der Genetik, Entwicklungsbiologie, Physiologie und Ökologie muss man
sich aber aneignen. Zu wissen, dass es mal einen Herrn Darwin gab,
reicht nicht aus. Selbst gegen seine Aussagen zu argumentieren reicht
nicht mehr aus. Mittlerweile hat sogar ein Monsieur Lamarck wieder
seinen Leumund durch die Epigenetik wiederbekommen.

> > Die Jungs haben immerhin auch mal
> > geglaubt, das Denken hat seinen Sitz im Herz oder sich gestritten, ob
> > Frauen eine Seele haben.



> Nochmal: Die Schoepfung belegt die Menschwerdung zu
> 100 % schluessig und logisch.

Nein das tut sie nicht. Wenn das Logik wäre, gäbe es zur Schöpfung
mindestens 1 Mio. Alternativen, die mindestens genauso logisch wären.


> Gott zu begreifen heisst, sich nicht auf sein Wissen zu
> verlassen. Natuerlich wurde die Pflanze auf natuerlichem
> Wege "hergestellt" (Bestaeubung etc. pp.), aber Gott hat
> es geschaffen.


> Jetzt mal ernsthaft: Dein Koerper mag vergaenglich sein,
> aber deine Seele ist es nicht. Ob du daran glaubst oder
> nicht.

Das Ego stirbt mit dem Fleisch. Was du Seele nennst, ist für die
Buddhisten nur ein Teil von allem und nichts. Damit ist sie
unvergänglich und eine Definition bedeutungslos. Die Christen stellen
sich immer nur die Frage nach einem "Leben" nach dem Tod. Warum nicht
fragen "Gibt es Subjektivität über Leben und Tod und damit über das
Ego hinaus?"

HR

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