cip22 schrieb am 15. September 2006 21:37
> ...bequem plötzlich auch *in* (bzw. neben)
> den Erklärungen Platz nimmt, die Generationen von Forschern der Natur
> mühsam abgetrotzt haben, lächelt er milde und meint: letztlich ist es
> mir wurscht, wie ihr die Phänomene erklärt, in denen ich per
> definitionem doch als »causa finalis« innewohne - Hauptsache,
> geglaubt wird!
Sehr schön! Ich stimme überaus zu!
> An den Begriffen »rational« und »irrational« entlang kann man
> Ratzingers Ausführungen auch ganz überraschende Erkenntnisse
> abgewinnen. Denn ebenso wie man den »irrationalen« Kern der Natur,
> der ja laut Papst bei der erklärenden Naturforschung übrigbleibt, mit
> Hilfe der göttlichen Vernunft dann doch noch irgendwie sinnvoll
> machen kann, so könnte man die katholische Glaubenslehre mal von
> ihren ganzen irrationalen Bestandteilen befreien und landete dann
> entweder bei einem »Kult der Vernunft« im Sinne der französischen
> Revolution oder vielleicht doch bei einem »common faith«, wie er John
> Dewey vorschwebte. Dort werden die Sachen, die man wertvoll findet,
> um ihrer selbst willen wertgeschätzt, ohne göttliches Beiwerk. Ich
> stelle mir gerade vor und schmunzle dabei, wie Papst Benedikt seine
> »Logos«-Philosophie zu Ende denkt und langsam beginnt, den Vatikan
> aufzulösen, ähnlich wie das Gorbatschow mit der Sowjetunion
> unterlaufen ist.
Noch schöner!
> Ärgerlich fand ich an dem Artikel die implizite Unterstellung, es
> gebe zwischen der kirchlichen Heilslehre (hier mal eben kurz mit dem
> griechischen Logos indentifiziert) und dem seelenlosen Naturalismus
> (früher hätte man an dieser Stelle gern »Materialismus« gesagt, aber
> das klingt heute platt und paßt nicht zum Trendthema Hirnforschung)
> keine weiteren philosophischen Ansätze - genausogut könnte man
> behaupten, es habe sich seit der Renaissance bis heute außerhalb der
> Kirche niemand Gedanken über Sinn, Ziel und Beschaffenheit des
> menschlichen Daseins gemacht. Damit, Frau Kaul, kommen Sie nicht
> durch. Sie können nicht einfach 800 Jahr Philosophie- und
> Kulturgeschichte unter den Tisch fallen lassen und dann rufen: »Aber
> irgendwer muß doch unseren Kindern sagen, was der Sinn des Lebens
> ist!« (So gehört von einem brandenburgischen CDU-Abgeordneten Anfang
> der 90er Jahre, als der Religionsunterricht duch ERL abgelöst werden
> sollte. Hauptsache, geglaubt wird, nicht wahr?)
Ich bin begeistert, hier auch mal einen geistreichen, ausführlichen
und schön geschriebenen Kommentar zu lesen. Ich kann vielleicht noch
dies hinzufügen: Was der Papst natürlich in seiner Rede nicht
erwähnt, ist die Komponente des Zufalls in (allen Spielarten) der
Evolutiontheorie(n), welche durchaus essentiell ist. Dass Evolution
zielgerichtet ist, kommt unterschwellig in dem gesamten Artikel zum
Ausdruck. Doch gerade die Komponente des Zufalls ist, was das Absurde
schafft, das sinnfreie unserer Existenz, was diese so reich, frei und
schön macht und MICH glücklich! So wie Dein Kommentar...
Mathias
> ...bequem plötzlich auch *in* (bzw. neben)
> den Erklärungen Platz nimmt, die Generationen von Forschern der Natur
> mühsam abgetrotzt haben, lächelt er milde und meint: letztlich ist es
> mir wurscht, wie ihr die Phänomene erklärt, in denen ich per
> definitionem doch als »causa finalis« innewohne - Hauptsache,
> geglaubt wird!
Sehr schön! Ich stimme überaus zu!
> An den Begriffen »rational« und »irrational« entlang kann man
> Ratzingers Ausführungen auch ganz überraschende Erkenntnisse
> abgewinnen. Denn ebenso wie man den »irrationalen« Kern der Natur,
> der ja laut Papst bei der erklärenden Naturforschung übrigbleibt, mit
> Hilfe der göttlichen Vernunft dann doch noch irgendwie sinnvoll
> machen kann, so könnte man die katholische Glaubenslehre mal von
> ihren ganzen irrationalen Bestandteilen befreien und landete dann
> entweder bei einem »Kult der Vernunft« im Sinne der französischen
> Revolution oder vielleicht doch bei einem »common faith«, wie er John
> Dewey vorschwebte. Dort werden die Sachen, die man wertvoll findet,
> um ihrer selbst willen wertgeschätzt, ohne göttliches Beiwerk. Ich
> stelle mir gerade vor und schmunzle dabei, wie Papst Benedikt seine
> »Logos«-Philosophie zu Ende denkt und langsam beginnt, den Vatikan
> aufzulösen, ähnlich wie das Gorbatschow mit der Sowjetunion
> unterlaufen ist.
Noch schöner!
> Ärgerlich fand ich an dem Artikel die implizite Unterstellung, es
> gebe zwischen der kirchlichen Heilslehre (hier mal eben kurz mit dem
> griechischen Logos indentifiziert) und dem seelenlosen Naturalismus
> (früher hätte man an dieser Stelle gern »Materialismus« gesagt, aber
> das klingt heute platt und paßt nicht zum Trendthema Hirnforschung)
> keine weiteren philosophischen Ansätze - genausogut könnte man
> behaupten, es habe sich seit der Renaissance bis heute außerhalb der
> Kirche niemand Gedanken über Sinn, Ziel und Beschaffenheit des
> menschlichen Daseins gemacht. Damit, Frau Kaul, kommen Sie nicht
> durch. Sie können nicht einfach 800 Jahr Philosophie- und
> Kulturgeschichte unter den Tisch fallen lassen und dann rufen: »Aber
> irgendwer muß doch unseren Kindern sagen, was der Sinn des Lebens
> ist!« (So gehört von einem brandenburgischen CDU-Abgeordneten Anfang
> der 90er Jahre, als der Religionsunterricht duch ERL abgelöst werden
> sollte. Hauptsache, geglaubt wird, nicht wahr?)
Ich bin begeistert, hier auch mal einen geistreichen, ausführlichen
und schön geschriebenen Kommentar zu lesen. Ich kann vielleicht noch
dies hinzufügen: Was der Papst natürlich in seiner Rede nicht
erwähnt, ist die Komponente des Zufalls in (allen Spielarten) der
Evolutiontheorie(n), welche durchaus essentiell ist. Dass Evolution
zielgerichtet ist, kommt unterschwellig in dem gesamten Artikel zum
Ausdruck. Doch gerade die Komponente des Zufalls ist, was das Absurde
schafft, das sinnfreie unserer Existenz, was diese so reich, frei und
schön macht und MICH glücklich! So wie Dein Kommentar...
Mathias