Steinzeitislam gepaart mit lokalem, tradierten Clankolorit führt zwangsläufig zu genau dem was wir gesehen haben. Eine afghanischer Staat, der auf dem Papier demokratische Republik ist, aber keine demokratischen Republikaner zu dessen Verteidigung hat. Als erstes flohen deshalb die Garanten der bestehenden, neuen Ordnung (Polizei, Militär, Präsident). Die alte Ordnung hat mit einem Federstreich die Macht übernommen.
Der Westen war einfach unfassbar naiv, als er 2001 glaubte, diesen gescheiterten Staat, diese an sich selbst gescheiterte Gesellschaft wirtschaftlich und moralisch sanieren zu können...
So etwas klappt nur evolutionär-intrinsisch. Also von innen heraus, nicht durch von außen aufoktroyierte Revolution.
Wie schon in einem anderen Beitrag angedeutet:
Wahrscheinlich hätten 200 Jahre Besatzung und Aufbauhilfe auch nicht ausgereicht, wenn man die Taliban nicht zugleich militärisch vollkommen ausgelöscht hätte.
Vom NS-Staat (1945) bis zur BRD (1949) brauchte es 4 Jahre, da der Boden soziokulturell fruchtbar war. Es musste nur "restituiert" werden, was seit 1848 und 1918 bereits angelegt war.
In Afghanistan herrscht diesbezüglich aver absolute Leere. Die soziokulturelles Fruchtbarkeit und Offenheit gegenüber der Moderne sieht spiegelbildlich genau so aus wie die karge, afghanische Steppe. Und so reicht der Faktor 5 für eine soziokulturelle Enttalibanisierung eben bei weitem nicht aus.
Diese Lektion ist die mit Abstand Wichtigste aus 20 Jahren sinnlosem Engagement in dieser Region. Es ist natürlich nicht so, dass man das nicht hätte wissen können. Ein deutscher Weltkenner mahnte von Anfang an das soziokulturelke Grundproblem an. Und er hat - wieder einmal - absolut Recht behalten. Peter Scholl-Latour.
Wir wären gut beraten, auch seine Prognosen zum Iran, zu Russland und zu China mehr Bedeutung zuzumesesen.