linksblockde schrieb am 17.08.2021 10:55:
... führenden Taliban reden? Seit 30 Jahren sind 99,9% aller journalistischen Absonderungen über Afghanistan davon geprägt, dass nie das direkte Gespräch mit dem wichtigsten Protagonisten gesucht wird. Und die Taliban sind nun mal seit 30 Jahren die Macht in Afghanistan. Immer werden 3-5-fach gefilterte Informationen aus meist weststaatlichen Quellen verwendet. Fast nie wird überhaupt mit Afghanen geredet, wenn es um Afghanistan geht.
Man darf feststellen, das der westliche Journalismus genauso versagt hat, wie die westliche Politik und das westliche Militär.
Als Minizwerg der Medienlandschaft hätte TP genau diese Lücke ausfüllen können. Aber dazu braucht es Journalisten mit Mumm und Intelligenz an Stelle von Meta"journalisten" wie die Pomrehns und Blumes , die meinen, durch mäßig vergütetes Umformulieren von gefilterten Nachrichten vom Wohnzimmer aus die Welt retten zu können.
Danke für Deinen/Ihren Beitrag, sehe ich genauso.
Ich erinnere mich noch gut an eine recht neutrale Dokumentation über die Taliban, die ich nach 2001 gesehen habe, die Doku selber war aber aus der Zeit vor 2000. Dort wurde u.a. ein Grüppchen Taliban gezeigt, wie sie zu Besuch (Einladung?) bei der UNO-Vollversammlung (Gedächtnisprotokoll, nicht sicher) waren und in die Kamera jammerten, dass sie ja eigentlich mit den anderen Mächten kommunizieren wollten, um dazulegen, welche Ziele sie verfolgen und wie man dabei zusammenarbeiten könne. Hatte nur niemanden interessiert, niemand hatte mit denen geredet und so sind sie unverrichteter Dinge abgereist.
Schade, so ein bisschen Kommunikation mit denen hätte vielleicht nicht geschadet; bei ein paar Tee hätte man sicherlich in Erfahrung bringen können, was sie eigentlich wollen und ihnen geholfen oder auf die Finger gehauen, wo notwendig.
Und jetzt, wo ich dies gerade schreibe, melden sich meine Grauen, noch nüchternen Zellen, ich hätte vor ~15 Jahren hier schon einmal das gleiche/ähnliche geschrieben. Bedauerlich...so lange Zeit und viele viele unnötige Tote später das "Ende" der Geschichte erleben zu müssen. Aber auf mich hört ja auch niemand.
Ganz ehrlich: Ich drücke den Taliban die Daumen. Nicht, dass ich sie mag oder in irgendeiner Weise unterstützen wollen würde, aber jetzt ist deren Zeit in deren Land angebrochen. An ihren Taten sollen sie gemessen werden.