Es wäre schon ein Wunder, wenn die bereitgestellten Truppen die nigrischen Truppen übertreffen werden. Insofern ist es nur "Säbelrasseln" der ECOWAS - allerdings mit einem Spielzeugschwert.
Insbesondere scheint mir die Relation ECOWAS zu den ehemaligen Kolonialmächten Frankreich und Großbritannien im Artikel eher unterbelichtet zu sein. Es ist kein allzu großes Geheimnis, das viele der Präsidenten der Staaten, die dem ECOWAS angehören, nicht gerade lupenreine Demokraten sind:
- Togo: Der Präsident von Togo ist der Sohnemann des vorherigen Präsidenten, nach fünf Jahren im Amt wurde er dann durch zweifelhafte Wahlen im Amt bestätigt. Die EU hat damals offiziell lautstark protestiert, aber kein Gedanke von Sanktionen oder gar einem Militärseinsatz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Faure_Gnassingb%C3%A9
- Cote d'Ivoire: Die am lautesten brüllen haben gerade den schwächsten Präsidenten. Gesundheitlich sichtlich angeschlagen, hat Alassane Outtara für eine dritte Amtszeit kandidiert mit mehr als fragwürdigen Wahlen. Insbesondere mit Wahlergebnissen von über 90% im Norden - also zur Grenze nach Burkina Faso und Mali. Übrigens kann der Präsident der Elfenbeinküste nur zweimal das Amt antreten, wegen einer Verfassungsänderung hatte sich Alassane Outtara aber eine Verlängerung durch das Verfassungsgericht bestätigen lassen. Auch hier wieder für die EU alles egal solange der Kakao zum gleichen, für die Ivorer schlechten Preis nach Europa kommt. Habe ich schon erwähnt, dass der ehemalige Präsident von Frankreich Sarkozy und Outtara eng befreundet sind und dass die Ehefrau von Outtara eine Französin ist?
- Guinea-Bissau: An der Spitze der Macht von einen der wenigen afrikanischen Ex-Kolonien Portugals ist Umaro Sissoco Embaló, der selbst erst kürzlich ein tötliches Attentat im Februar 2022 überlebt hat und auch durch "unsaubere" Wahlen an die Macht gelangt ist.
- Liberia: Eine der wenigen Leuchttürme der Demokratie in Afrika. Der jetzige Präsident und einstige Fußball-Champion Weah ist im Volk beliebt. Liberia ist aber nicht gerade die treibende Kraft, um den Putschversuch im Niger umzukehren.
- Sierra Leone: Der General Bio ist durch einen Putsch 1996 an die Macht gekommen und später durch freie Wahlen bestätigt worden.
- Guinea, Burkina Faso, Mali und Niger: Suspendiert von der ECOSWAS-Mitgliedschaft
Und mit diesem Potpourrie an Demokratie, manipulierten Wahlen und (Ex-)Juntas wollen die ehemaligen Kolonialmächte auf Niger einwirken, den ursprünglichen Präsidenten Nigers wieder einzusetzen?
Das kann auch zum Bumerang werden ...
Bis denne,
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