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192 Beiträge seit 04.10.2004

Psychoindustrie

Da tun sich ja völlig neue Welten (sprich: Einkommensquellen) für die
Psychoindustrie auf: Menschen die kein Bedürfnis nach Sexualität
haben. Wenn etwa ein Prozent der Bevölkerung derart ist, dann sind
sie nach den heutigen psycho-wissenschaftlichen Kriterien sexuell
deviant (=abweichend). Das bedeutet nichts anderes, als dass die
Psychoindustrie als Hüter des normalen (d.h. statistisch
durchschnittlichen) Menschen hierin eine psychosexuelle Störung mit
pathologischen Charakter erkennen wird. Und diesen armen Menschen,
die sexuell abweichend sind, muss natürlich geholfen werden. Sei es
wirklich aus dem naiven Glauben heraus, diesen armen Menschen helfen
zu müssen: sie sind ja krank (die Psychomedizin definiert ja
Krankheiten, sie entdeckt sie nicht wirklich). Oder sei es aus der
politischen Überzeugung, alle Menschen, die abweichend sind
(seltsamerweise definieren manche Menschen, welche anderen Menschen
abweichen), gleichzumachen (wer hat da gerade Faschismus gerufen?).
Und dann gibt es da noch die Kapitalisten, die es nicht verwinden
können Konsumeinheiten (unter Humanisten Menschen genannt) in einem
solch großen Ausmaß zu verlieren (nicht nur wegen der Sexindustrie,
sondern auch wegen der stets sexuelle Reize transportierenden
Werbeindustrie).

Solche Menschen kommen der Psychoindustrie doch wie gelegen, könnte
doch hier endlich der Versuch gelingen, die gesamte Menschheit
(natürlich kostenpflichtig) zu pathologisieren (der letzte Versuch
war, "Angst vor Psyhotherapien" als eine psychische Störung zu
klassifizieren): nachdem US-amerikanische Wissenschaftler die Onanie
wieder pathologisiert haben (wer sich bereits durchschnittlich einmal
pro Tag onaniert gilt als gestört) erfasst man nun auch die anderen
Menschen, die grundsätzlich  nicht onanieren.

Für den Menschen wird es langsam eng, sich sexuell zu betätigen, ohne
als Devianter (früher: Perverser) zu gelten.

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