In Sachen Kriegsführung bezog sich Chomsky im Herbst 2022 auf 2 Artikel aus der Washington Post und der New York Times.
Beide Zeitungen wiesen darauf hin, dass US/UK Militärs sich "wunderten", da sie selbst rücksichtsloser vorgegangen wären.
WaPo, 16.8.22:
"(...)Western intelligence officials, looking back at what turned out to be the shambolic Russian attack on Kyiv, acknowledge that they overestimated the effectiveness of the Russian military.
“We assumed they would invade a country the way we would have invaded a country,” one British official said.(...)"
NYT, 17.9.22:
"(...) Some American officials express concern that the most dangerous moments are yet to come, even as Mr. Putin has avoided escalating the war in ways that have, at times, baffled Western officials. He has made only limited attempts to destroy critical infrastructure or to target Ukrainian government buildings. He has not attacked the supply hubs outside Ukraine. While he has directed low-level cyberattacks against Ukrainian targets every week, they have been relatively unsophisticated, especially when compared to capabilities that Russia has shown it has, including in the SolarWinds attack on American government and commercial systems that was discovered just before Mr. Biden took office. (...)".
Chomsky hatte beide Artikel in seinen Interviews für das alternative Magazin truthout.com bzgl. der kurzen militär. Statements zitiert und verlinkt.
Aber selbst "Newsweek" hatte bereits im Frühling auf diesen Aspekt hingewiesen.
"Putin's Bombers Could Devastate Ukraine But He's Holding Back. Here's Why", 22.3.22
https://www.newsweek.com/putins-bombers-could-devastate-ukraine-hes-holding-back-heres-why-1690494
Darin werden mehrere amerikan. Offiziere zitiert, die sich unzufrieden äußerten über die, aus militäischer Sicht, falsche Darstellung des Kriegsgeschehens.
Weder gibt es in der Ukraine "carpet bombing" noch gibt es eben das "shock & awe".
Tatsächlich hatten sich die russ. Truppen vor Kiew zurückgezogen nachdem sich in den ersten Kriegstagen Kiew und Moskau bereits auf Friedengespräche geeinigt hatten.
Das war eine Form von "good will" Signal.
Die EU reagierte darauf mit ihrem ersten Paket an Waffenlieferungen und Sanktionen.
Gefolgt von BJs Aprilbesuch.
Steht übrigens nachvollziehbar in Jacques Bauds empfehlenswertem Buch "Operation Z", erschienen beim Pariser Max Milo Verlag (ich glaube inzwischen auch auf Engl. käuflich).
Das Buch wird zwar von den Rezensenten bei uns größzügig ignoriert, ändert aber nichts an einigen Tatsachen, die man besser berücksichtig hätte, auch als Journalist, nicht zuletzt den Zehntausenden Toten zuliebe.
Die Behauptung, RU würde es "eh nicht ernst meinen" mit VErhandlungen ist schlicht ein Scheinargument und zutiefst rassistisch im Übrigen. Es verdeckt den eigenen Bellizismus.
Anbei die Opfer des "War on Terror", dokumentiert durch "Cost of War Project" der Brown University:
Herbst 2021:
https://watson.brown.edu/costsofwar/figures/2021/WarDeathToll
1. Direct deaths 2. Probable indirect deaths 3. Total cumulative death toll including direct and indirect deaths:
Yemen 112,092 448,368 560,460
Syria 511,000 2,044,000 2,555,000
Libya 27,361 109,444 136,805
Iraq 275,087- 306,495 1,100,348 – 1,225,980 1,375,435 – 1,532,475
Afghanistan 176,000 704,000 880,000
Pakistan 67,000 268,000 335,000
Total: 1,168,540 – 1,199,948 zu 2. 4,203,404 – 4,589,916 zu 3. 5,842,700 – 5,999,740
(1,169,000 – 1,200,000 rounded to the nearest thousand)
(4,203,000 – 4,590,000 rounded to the nearest thousand)
(5,843,000 – 6000,000 rounded to the nearest thousand)
Antikriegsaktivist David Swanson schlüsselt es nicht auf, aber die Zerstörung hat weltzerstörerisches Niveau (Aufschlüsselungen täuschen durch die Rationalisierung, die auch ich hier betreibe, natürlich hinweg.):
https://davidswanson.org/what-the-war-of-terror-has-cost-us-so-far/
Jacques Baud hat auf folgende Zahlen hingewiesen:
Die USA hätten mehr Raketen in ihren ersten 48 Stunden im Irak eingesetzt als RU in den ersten 3 Wochen des Ukrainekrieges.
Auch die Zahl der Luftangriffe war ein Mehrfaches.
Luftkrieg Syrien:
Zwischen 2014 und 2022 wurden der Irak und Syrien das Ziel von 75.000 "Luftschlägen".
Laut der Organisation "Airwars", lag die Zahl der Opfer zwischen 8192 und 13243. (März 2022).
Von den 12.000 + Opfern des Drohnenkrieges der USA ganz zu schweigen, die bei uns komplett vergessen worden sind.
Was Chomsky betrifft und das Völkerecht:
Chomsky hat in den ersten Wochen das Vorgehen Hitlers gegen Polen mit dem Vorgehen Putins in der Ukraine verglichen.
Er tat das aber ausschließlich hinsichtlich der Frage des Völkerrechts und hinsichtlich der Nürnberger Gesetze.
Mittlerweile ist er davon abgekommen. Ich vermute, weil er festgestellt hat, dass die Öffentlichkeit nicht differenziert.
Aus Hitler wird dann Putin, obwohl Chomsky etwas völlig anderes meinte.
Und der Verlauf des Krieges ist nicht vorhersehbar. Weshalb man sich mit apodiktischen Vor-urteilen zurückhalten sollte.
Was passieren wird ist schlicht unklar.
Fest steht, dass die Russen, in den letzten 14 Monaten versucht haben diesen Krieg so zu führen, dass nicht die gesamte Ukaine unterschiedslos in Mitleidenschaft gezogen wird und so weit möglich "nur" Soldaten.
Dafür mag es zwar völkerrechtlich noch keine Kategorie geben, aber es ist eine Realität "on the ground" die von den "Profis des Krieges" - sprich den Militärs im Westen und ihren Geheimdiensten - sehr wohl zur Kenntnis genommen wird.
Natürlich wird man - siehe Pentagon Leaks - die Wahrheit nicht öffentlich machen, wenn sie nicht in Einklang steht mit den eigenen kriegerischen, polit. Zielen.
Es mag zwar in der dt. Hysterie und verbrämten Kriegsbegeisterung untergegangen sein, aber Millionen von Russen haben Familie in, mit der Ukraine und umgekehrt.
Diesen Krieg begann in RU keiner leichten Herzens.
Deshalb auch der Begriff SMO, statt Krieg.
Das mag man nicht verstehen oder teilen, aber ein Krieg mit einer entsprechenden offiziellen Kriegserklärung hätte in RU auch maximale Folgen gehabt, wie Umstellung auf Kriegswirtschaft und vollständige Mobilisierung usw.
Da wäre auch die NATO sofort bei absoluter Alarmbereitschaft gewesen.
Vergleiche mit dem Irakkrieg sind auch deshalb völlig absurd, denn der gemeine US Marine hatte keinen blassen Schimmer vom Irak. Aber auch gar keinen. Entsprechend ist auch die Haltung gewesen.
Würden die USA einmal abziehen, das war von Beginn an sonnenklar, hinterließen sie ein riesiges Chaos 10.000 km von ihren eigenen Grenzen entfernt - aus den Augen aus dem Sinn.
Völlig anders natürlich im vorliegenden Fall.