Ein ziemlich oberflächliches Interview. Es ist nicht zu erkennen, daß der Herr Pascal Abb irgendwo von dem Narrativ im Bezug auf China abweicht, das in unseren Qualitätsmedien gepflegt wird.
Da ist zum Beispiel der Begriff "liberale Weltordnung". Angeblich ist China irgendwie dagegen.
In zentralen normativen Fragen vertritt China jedoch sehr andere Positionen als westliche Staaten. Hier ist Peking vor allem daran interessiert, das normative Druckpotential der geltenden liberalen Weltordnung auszuhöhlen
Auf Englisch lautet der Begriff: "rules based order". Er hat in unseren Medien in den letzten vier, fünf Jahren Karriere gemacht, ohne daß er irgendwo definiert worden wäre.
Diese Schwammigkeit macht gerade die Attraktivität die Begriffs für die NATO-Mächte aus. Das Bekenntnis zur liberalen Weltordnung hat USA, NATO und EU-Mächte bisher nicht daran gehindert die arabische Welt von Libyen bis zum Tigris in Brand zu stecken und die Lebensgrundlagen der Menschen dort zu zerstören.
Die liberale Weltordnung oder rules based order ist ein Tarnwort im NATO-Diskurs, um das Friedensgebot der UN-Charta zu umgehen. Die USA und die NATO können ad hoc die rules bestimmen, die ihre Kriegseinsätze rechtfertigen, ohne China und Russland im UN-Sicherheitsrat beteiligen zu müssen.
China hält dagegen an dem internationalen System, das von der UNO konstituiert wird und am Völkerrecht fest. Der chinesische Spitzendiplomat Yang Jiechi sagte im März diesen Jahres bei den konfrontativen Treffen in Alaska mit dem US-Außenminister Blinken:
What China and the international community follow or uphold is the United Nations-centered international system and the international order underpinned by international law, not what is advocated by a small number of countries of the so-called rules-based international order.
https://asia.nikkei.com/Editor-s-Picks/Interview/Is-China-a-threat-to-world-order-Two-analysts-explain
Der Interviewer hätte ruhig mal nachhaken können, was der Herr Abb mit seinen Buzzwords meint.