Wenn die Grünen mit ihren politischen Schachzügen wirklich beim Wähler ernstgenommen werden wollen, dann sollten sie gerade dort mal Farbe bekennen, wo sie bisher auffällig ruhig sind.
In meinem sozialen Umfeld ist man überzeugt, daß die Grünen statt russischem Gas doch lieber US-Fracking-Gas beziehen würden, und damit ihre hehren Umweltschutzpositionen zum Ulk erklären. Oder hat da schon mal einer eine klare Position bemerkt ?
Ebenso besteht nach meiner Beobachtung vielfach die Meinung, daß man die Umweltschutz nicht ohne die Einbeziehung gesamtwirtschaftlicher und sozialen Fragen erreichen kann. Umweltpolitik ohne Einordnung in die gesamte Komplexität, ohne die Menschen mitzunehmen, wird nur Argwohn und Abwehr hervorrufen. Und Nordstream bietet hier ein anschauliches Bild von abgehobenen Partikularinteressen.
Dazu kommt, dass die Grünen die ausgeprägtesten antirussischen Positionen in Deutschland darbieten. Für eine potentielle (?) Regierungspartei ist das außenpolitisch aus meiner Sicht sehr bedenklich. Möchte man mit einer klar USA-hörigen Position tatsächlich die Spaltung der Welt in zwei feindliche Blöcke forcieren, und so die Kriegsgefahr erhöhen ?
Ich sehe also die Auseinandersetzung um Nordstream 2 tatsächlich als perfekte Gelegenheit für den Wähler, zu erkennen, wer hier wessen Interessen vertritt. Wenn er denn willens ist, Augen und Ohren zu öffnen und hinter den ganzen Pulverdampf zu blicken versteht.