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  • Karl Sten

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2015

Mögliche Antworten

Was bleibt? Wir wissen, dass gut 450 Kilo Sprengstoff auf einem 15 Meter langen Segelschiff mit Dieselmotor, wohl aber ohne Kran, transportiert worden sein soll; dass vier Taucher die massive Fracht in 80 Meter angebracht haben sollen, offenbar ohne Dekompressionskammer; dass Reisepässe gefunden wurden.

Disclaimer: Nein, ich habe kein Insiderwissen zu der Sprengung - aber Teil meines Job ist es ungewöhnliche Probleme zu lösen.

1. Die Sprengladung muss kein einzelnes 450 kg Block sein. Natürlich nicht. Es ändert überhaupt nichts an der Sprengkraft wenn ich daraus 10 * 45 kg Pakete mache, die eine Person jeweils noch tragen kann. Tatsächlich wird z.B. C4 / SemTex für die Pioniere in Blöcken mit einem Gewicht zwischen 100 g und 1 kg geliefert. Das Gewicht kann ich mir somit beliebig zusammenstellen. Und ich kann das ganze in beliebiger Form stapeln, denn wenn ein Block explodiert - dann explodieren alle anderen Blöcke aus Sympathie mit ( Anmerkung: bei der BW durfte ich im Rahmen einer Pionierfortbildung auch selber sprengen - daher kann ich mich hier als Praktiker äußern.)

Beispiel wie so ein Block aussieht (für die Ausbildung).

https://inertproducts.com/product/semtex-h-1000g-demolition-block-basic-inert-replica-training-aid/

C4 hat eine ähnliche Konsistenz wie Marzipan und lässt sich genauso schneiden oder formen. Vom Essen rate ich allerdings ab.:-)

2. Der Autor hat definitiv noch nicht gesegelt. Sonst wüsste er, dass man auf sehr einfache Weise aus dem Großbaum einer Yacht einen Ladebaum machen kann. So hat man früher - auf richtigen Frachtsegelschiffen - auch sperrige Fracht an / von Bord gebracht. Wobei - wenn man von vielen kleineren Blöcken (siehe 1.)) ausgeht - dies auch nicht notwendig ist.

3. C4 hat ungefähr die doppelte Dichte von Wasser (1,8 kg / l) und würde sofort untergehen. Man könnte aber bei großen Paketen ohne Probleme einen Hebesack am Paket befestigen, damit der Abstieg langsamer und kontrollierter ist - und statt einem Abtrieb von 200 kg nur noch einen von vielleicht 10 kg hat. Anmerkung: Hebesäcke werden u.a. durch die Luft aus den Atemflaschen befüllt.

https://www.diveshop-austria.at/tauchen/zubehoer/hebesack-hebeballon/1882/cressi-herkules-500-liter-kg-hebe-berge-ballon-taucher-hebeballon-bergeballon-robuster-bergesack

Aber auch wieder hier - bei kleineren Blöcken tritt das Problem nicht auf.

Es gibt sicherlich auch noch andere Möglichkeiten, aber Gewichte lassen sich unter Wasser besser händeln als an Land.

4. Dekompressionskammer ist ein sehr wichtiger Punkt. Die kriegt man auf so einem Boot nicht unter.

Es gäbe vermutlich noch eine andere Variante ohne Dekompressionskammer und weniger und einfacherer Tauchausrüstung - die allerdings nicht ganz ohne Risiko ist, aber ohne große Dekompression auskommt. Auf die Diskussion hierzu aus dem Jahr 2012 bin ich in einem Taucherforum gestoßen.

Ich habe zwar auch schon privat getaucht - aber bin natürlich für diese Tiefen absolut kein Experte.

Wie schon angetönt, als Touchdown sicher machbar (wenn auch nicht empfehlenswert). Gemäss V-Planner: Runter in 4min mit 20m/min, direkt wieder hoch mit 10m/min, erster Dekostopp auf 9m (1min). Ich kenne einige Taucher, vor allem ältere und erfahrene, die früher ab und zu solche Tauchgänge gemacht haben, teils tiefer als die hier angesprochenen 80m

https://taucher.net/forum-notaufstieg_von_80_auf_10_meter-ioz57134

Dann würde die Aktion wie folgt aussehen. In einem Tauchgang von ca. 15 Minuten (4 Minuten runter / 2 Minuten vor Ort das Gewicht ausrichten / 7 Minuten Auftauchen bis auf 10 m / 1 Minute Dekompression / 1 Minute bis zur Oberfläche) ein Grundgewicht (mit 100 m Leine + Boje an der Oberfläche) direkt an die Pipeline bringen und dann einfach an jedem Block Sprengstoff einen Karabinerhaken befestigen und diese Blöcke von der Oberfläche an der Leine runterrutschen lassen. Das wäre dann nochmal eine weitere 1/2 Stunde. Danach die Boje von der Leine abschneiden, die Leine an ein kleines Gewicht knoten, loslassen und fertig. Unten liegen dann alle Pakete auf einem Haufen. Das Verfahren würde sich z.B. Anbieten, wenn der Sprengstoff nur als 1kg Pakete vorhanden ist.

5. Reisepässe - schon mal daran gedacht - dass, wie z.B. bei jeder Autovermietung - der Vermieter Kopien der Ausweisdokumente und des Sportbootführerscheins gezogen hat.

Anmerkung:

Ich behaupte gar nicht, dass es so passiert sein muss - aber es wäre so machbar und zu mindesten eine Erklärung für die vermeintlich ungelösten Fragen.

Und warten wir erst mal die weiteren Ermittlungen ab.

Denn wenn ich auf so eine Lösung kommen kann - dann können das auch Andere.

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