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  • Lars K.

826 Beiträge seit 25.06.2001

Re: Schon mal gesehen, wie Sprengstoff verpackt ist?

DcPS schrieb am 10.03.2023 12:38:

... Ein halber Kubikmeter Sprengstoff in Folie läßt sich da problemlos auf ein kleineres Schiff transportieren.

Falls es C4 war und wie berichtet 500 kg TNT-äquivalent wären wir für 4 Explosionen bei 4 * 370 kg C4 mit 1.72658 g/cm^3, also rund 0.86 m^3 (womit dann die berichteten "über 1000 Pfund" Sprengstoff zu niedrig liegen, es sei denn man lässt "über" mehr als das doppelte gelten). Also d'accord, immer noch kein Platzproblem.

Eine Dekomoressionskammer ist unnötig, wenn andere Atemgase verwendet werden. Stickstoff entfernen und z.B. durch Helium ersetzen- schon ist alles gut.

Gasmischungen, typischerweise Trimix oder Heliox, benötigst Du auf jeden Fall. D.h. sofern Du kein Himmelfahrtskommando daraus machen willst, insbesondere wenn Du für unten arbeiten musst und das bei wiederholten Tauchgängen. Zum Teil sind Taucher mit Pressluft in vergleichbare Tiefen gegangen, aber von denen, die das regelmässig gemacht haben (z.B. berufliche Korallensammler in den frühen Jahren der Taucherei) sind m.W. nach früher oder später praktisch alle dabei umgekommen. Das würde ein Profitaucher, wie Du ihn für den Job benötigst, heutzutage nicht mehr freiwillig machen.

Mit Druckkammer vermeidest Du lediglich die längeren Entsättigungspausen zwischen den Tauchgängen (und hast eine zusätzliche Sicherheitskomponente für die Gesundheit Deiner Taucher). Schon ohne die Entsättigungspause benötigst Du etwa viereinhalb Stunden für einen derartigen Tauchgang und für die Pause nochmal mindestens 24h. Grundzeit zum Arbeiten 20 bis 30 Minuten, brauchst Du mehr ist ein weiterer Tauchgang angesagt.

Dabei gehst Du entweder mit drei oder besser vier grossen Flaschen mit den verschiedenen Mischungen runter (zwei auf den Rücken, ein oder zwei als Pony-Flaschen am Gürtel -- sehr schwierig mit der Ausrüstung noch zu arbeiten) oder besser Du hast einen Rebreather, der automatisiert das Mischungsverhältnis bestimmt. Und dann sollst Du noch ca. 185 kg Sprengstoff pro Person mitnehmen (plus die Zünder). Gewichtsmässig ist das kein grosses Problem (Auftrieb hilft, notfalls Hebesack), aber das Handling der zusätzlichen Ausrüstung ist nicht so einfach.

Dazu kommt, dass Du bei den Boden- und Sichtverhältnissen in der Tiefe in der Ostsee in aller Regel die Pipeline nicht unmittelbar finden wirst, selbst wenn der Ausstieg schon genau über der richtigen Stelle passiert. Normalerweise wird man einen Tauchgang vorweg machen, allein zu dem Zweck die Zielposition auszumachen und ein Seil dahin zu spannen. Damit sind das insgesamt schon mindesten acht Tauchgänge.

Das Ganze ist schon eine Leistung, das bekommst Du nur mit einem Team von Spezialtauchern (Militär oder Industrietaucher) und sehr guter Ausrüstung hin. Angeblich sollen selbst die Industrietaucher, die die Sprengstoffhandhabung unter diesen Umständen beherrschen, alle auch eine militärische Vergangenheit haben.

Zwei Taucher von einer Yacht aus erscheint mir als dürftig. Die Aktion wäre dann wohl nicht völlig unmöglich, aber schon eine absolute Meisterleistung für die Zahl der erfolgreichen Sprengungen. Wenn sich herausstellen sollte, dass noch ein weiteres Schiff mit Druckkammer und vielleicht auch weiteren Tauchern beteiligt war (z.B. wie in der gerade kursierenden Theorie mit dem Tanker Minerva), dann wird das ganze schon plausibler.

Allzuviel Wissen ist da nicht notwendig, etwas Ingenieurwissen vielleicht. Und unter denen gibt es auch Tauchfreunde.

Das sind Arbeitsbedingungen, unter denen theoretisches Wissen nicht reicht. Für solche Unterwasserarbeiten benötigt es spezielles Training und Erfahrung. Das sind ähnliche Umstände, wie wenn die Astronauten bei Aussenmissionen Stunden benötigen, bloss um eine Schraube festzudrehen. Du hast bei der Tauchmission keinen festen Stand, mässige Sicht und wegen der Temperaturen isolierende Handschuhe. Ich kann Dir aus eigener Erfahrung (war als Helfer bei UW-archäologischen Grabungen dabei), dass schon bei normalen Tiefen (ca. 30 m) das Abnehmen eines Probenbeutels und einer Probennummer vom einem Haltering und das Platzieren eines Fundobjektes samt Nummer in diesen Ziplockbeutel ein Akt ist, bei dem man als behandschuhter Laie oft minutenlang rumfummelt, während man an Land dafür wenige Sekunden benötigt.

Hilfreich wäre der Sprengstoffherstellungsort, bei industriell hergestellten Sprengstoffen ermittelbar.

Da stimme uneingeschränkt zu.

Im Fall der Nichtermittelbarkeit dürfte es sich um selbsthergestellten Sprengstoff handeln, für Chemiker kein Problem - selbst bei der benannten Menge.

Die Berichte sprachen von militärischen Sprengstoff, also wohl C4/PE4 oder Semtex. Solche Plastiksprengstoffe sind im privaten Handel aber streng reguliert (und mit Markersubstanzen versehen). Kleinere Mengen dürfte man mit ausreichend Geldmitteln wohl noch auf den Schwarzmarkt bekommen, aber diese Mengen? Das spricht m.E. eher für staatliche Verbindungen.

Ich habe wenig Ahnung von Chemie, aber halte die Herstellung von Plastiksprengstoff (anders als Sprengstoffe allgemein) für nicht ganz so einfach. Alle Berichte über grössere Sprengstoffanschläge Marke Eigenbau, die mir einfallen, haben auf Düngermittel basierende Explosionsstoffe benutzt. Ich vermute, dass die für Unterwassereinsätze eher ungeeignet sind.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.03.2023 14:33).

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