Dieser False-Flag-Vorwurf, obwohl (wie eben vieles) definitiv nicht auszuschließen, ist im Falle der Pipelines allerdings (noch) schwer nachvollziehbar. Warum Russland sich entschieden haben soll, seine terroristische Drohgebärde ausgerechnet auf das (zur Hälfte) eigene Milliardenprojekt zu richten und dabei die in unmittelbarer Nähe befindliche "Konkurrenz"-Pipeline von Norwegen nach Polen verschonte, mag nicht recht einleuchten.
Die Logik ist ganz einfach und einfach nachzuvollziehen.
1. Hätte Russland die Pipeline von Norwegen nach Polen gesprengt, dann wäre dies ein NATO-Bündnisfall nach Artikel 5. Sprengt er seine eigene Pipeline in internationalen Gewässer kriegt er nur Ärger mit Greenpeace und Greta. Das kann er verschmerzen.
2. Es ist auffällig, dass nur 3 von 4 Pipelines gesprengt wurden, noch keiner die Schäden inspiziert hat, und trotzdem Gasprom am 3. Oktober meldet : Wir können Gas nach Prüfung über NS2 liefern.
https://twitter.com/GazpromDE/status/1576908725264056321/photo/1
3. Nachdem jetzt die Verletzbarkeit von Unterwasserleitungen (Gas / Strom / Daten) demonstriert wurde muss die NATO zukünftig durch verstärkte Sicherheit reagieren. Das bindet militärische Ressourcen der NATO und erhöht die gefühlte Bedrohungslage im Sinne von: "Warnung. Wir können Euch massiv bei dieser Infrastruktur wehtun - mischt Euch nicht weiter ein". Wie man bereits seit Skripal, Litwinenko und Nawalny weiß - solche PR Attentate sind Putins Ding. Bestrafe einen - diszipliniere alle Anderen.
Natürlich ist dies noch eine Hypothese unter Anderen. Aber sie ist zu mindestens nachvollziehbar.