Dass Seymour Hersh allem Anschein nach richtig liegt ist anzunehmen.
Dass die Bundesregierung wie auch die USA und die Nato keinerlei Interesse an der Aufklärung zeigen, ist eigentlich schon Indiz genug, dazu kommt dann noch die zuvor gemachte Ankündigung Bidens, Nordstream 2 zu beenden.
Dagegen drängt sich die Frage doch unübersehbar auf, welches Interesse Russland daran haben könnte, seine eigene Geschäftsmöglichkeit zum zerstören, zumal es ein Einfaches ist, die Lieferung von Gas durch Schließen der Leitung in der aktuellen Situation abzustellen und bei veränderter Situation wieder in Betrieb zu nehmen?
Das wissen natürlich die USA ebenso wie Polen, England oder die Ukraine.
Schon allein die menschliche Logik lässt Russland hier als am allerwenigsten verdächtig erscheinen.
Und es ist ja nicht so, dass die Nato die Ostsee nicht überwachen würde. Fremde Schiffe und Akteure dürften wohl kaum so leicht und unbemerkt so nahe an Nato-Gebiet solche Aktionen durchführen können. Man kann es drehen und wenden wie man will, der Täterschaft am Verdächtigsten sind und bleiben die USA und Nato-Staaten. Doch was für Konsequenzen hat es dies als bewiesene Tatsache bekannt zu machen, vor allem in Deutschland? Zumal, wenn man der Tatsache ins Auge schaut, dass Scholz nach dem Bericht von Hersh und kurz vor erscheinen des Segelbootmärchens zu einem doch ungewöhnlichen Besuch unter seltsamen Umständen in Washington war. Wurde ihm hier die Täterschaft der USA mitgeteilt mit dem Hinweis, die Segelbootgeschichte auf keinen Fall in Zweifel zu ziehen? Dann wäre der Kanzler der Bundesrepublik Deutschlandzumindest Mitwisser eines terroristischen Anschlages auf die Infrastruktur der Bundesrepublik Deutschland. Allein diese Vorstellung wäre geeignet, eine veritable Staatskrise hervorzurufen. Aber selbst wenn nicht, wenn es nur bewiesen werden würde, dass die USA dies getan oder veranlasst haben - wovon jetzt schon in Teilen der Gesellschaft ausgegangen wird - dann hätte das doch nochmal eine andere Dimension der Wirkung für die Bürger Deutschlands.
Als Fakt zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass der angebliche "Verbündete und Partner" einen feindlichen Angriff auf die Energieversorgung unseres Landes durchgeführt hat, könnte die Stimmung im Land völlig kippen lassen, womöglich gar Unruhen hervorrufen und die Regierung zu einem konsequentem Handeln, bzw. zum Rücktritt zwingen. Die Ampel hat jetzt schon keine Mehrheit mehr bei den Wählern und würde nach all ihrer transatlantischen Vasallentreue untragbar als Regierung.
Ob es danach dann noch weitere Unterstützung für die Ukraine aus Deutschland gäbe ist ebenso fraglich wie die zukünftige transatlantische Bindung. Kann man solchen Verbündeten überhaupt noch trauen? Kann man solchen Verbündeten noch erlauben, weiterhin Truppen in unserem Land zu stationieren, kann man mit solchen Ländern überhaupt noch in "Bündnissen" sein?
Dass die USA die Aufklärung einer solchen Tatsache mit solchen möglichen Folgen zu verhindern sucht und nun mit Blendgranaten wie der Segelbootgeschichte weiterhin wenigstens den Zweifel an ihrer Täterschaft aufrecht zu erhalten, wäre durchaus nachzuvollziehen. Doch da auch dieser Versuch nun zu scheitern droht und schutzreflexhaft wieder Russland als möglicher Täter präsentiert wird, ist jedoch so durchsichtig, dass es selbst den transatlantisch treuen Vertretern in Deutschland schwer fällt, weiterhin die USA als Täter auszuschließen.