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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

North Stream 2 galt in Osteuropa als potentielles Druckmittel der Russen

Mich wundert es nicht, dass Deutschland beim Versuch, in Polen Unterstützung für die Aufklärung der Anschläge auf die North Stream Pipelines zu bekommen keine Unterstützung erhielt und durch Formalitäten ausgebremst wurde.

Besonders North Stream 2 galt in ganz Osteuropa als ein exklusives Projekt der russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland - hat man doch deutlich verstanden, dass damit die Gas-Infrastruktur von Westeuropa gänzlich von den Vorgängen in Osteuropa entkoppelt werden konnte. Von daher ist es verständlich, dass Polen kein Interesse daran hatte, den Haftbefehl zeitnah zu vollstrecken.

Bereits seit 30 Jahren gab es immer wieder Streit zwischen der Ukraine und Russland wegen der Funktion der Ukraine, das Gas der sibirischen Felder nach Mittel- und Westeuropa zu leiten. Ebenso lange gabe es russische Versuche, das Gas sowohl als politisches Lockmittel wie auch als Druckmittel einzusetzen. Man denke an die Winter, in denen Russland eigentlich versucht hatte, der Ukraine das Gas abzudrehen und der Westen und Russland dann gemeinsam zusehen konnten, wie nach der Reduktion der Gaszuleitung um den ukrainischen Anteil dann plötzlich weniger auf der "westlichen" Seite der Gasleitung rauskam. Gelöst werden musste das dann jeweils damit, dass die Ukraine als Transitland deutlich vergünstigte Gaspreise erhielt, was dann wiederum die Russen ärgerte, da die Ukrainer damit das billigste Gas in Europa hatten und z.B. mit diesem Erdgas Stahl und Zement zu unschlagbar günstigen Preisen herstellen konnten.

Dass North Stream 2 nie produktiv verwendet wurde, lag daran, dass Russland sich weigerte, in der Form eine Sicherheitsgarantie für die Ukraine abzugeben dass North Stream 2 nicht dazu verwendet wird, die Ukraine ganz von Gaslieferungen aus Russland abzuschneiden.

Interessant ist auch die zeitliche Koinzidenz zwischen der Fertigstellung von North Stream 2 und dem Beginn des Angriffs Russlands auf die gesamte Ukraine im Februar 2022. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Abgeschaltet hatte Russland die Gaslieferungen an Deutschland über North Stream (1) übrigens schon vor den Anschlägen. Von daher war der einzige, der bisher von den Anschlägen profitieren konnte der Betreiber Gazprom: Wo durch höhere Gewalt die Leitungen zerstört sind, braucht man keine Vertragsstrafen für nicht erfüllte Lieferverpflichtungen zu zahlen.

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