Knowhow und Gerät dürften neben den USA praktisch sämtliche Anrainer der Ostsee haben. Ein Motiv haben vermutlich außer den USA die Ostsee-Anrainer, die gegen Nordstream 2 waren. Das sind fast alle, außer Deutschland und Russland.
Zum Motiv: man kann eher sagen, wer kein Motiv hatte. Zunächst: Beide Pipelines lieferten ja kein Gas. Nordstream 2, weil deutsche Politiker sehr folgsam sind und nichts unversucht lassen den großen Bruder nicht zu verärgern. Nordstream 1, weil Deutschland und die EU seit 2014 einen Wirtschaftskrieg gegen Russland führen und Russland mal zurückschlagen wollte. Nun gab es seit der Reduktion der Lieferungen via Nordstream 1 immer wieder Forderungen Nordstream 2 zu öffnen; zuletzt von Michael Kretschmer, dem CDU-Ministerpräsidenten von Sachsen. Mit sinkenden Temperaturen wäre der Druck die Pipeline zu öffnen sicher gestiegen. Wobei diesem nachzugeben für die deutsche Politik wohl nicht in Frage gekommen wäre, mit der Folge, dass die Landtagswahlen 2023 in Bremen, Bayern und Hessen wohl nicht sonderlich gut für die regierenden Parteien ausgehen würden. Für Russland wäre der Druck aber gut, so dass man eigentlich kein Argument findet, warum man sich in Moskau die Möglichkeit verbauen sollte, dass Deutschland zum Kotau antreten müsste. So etwas wäre ja der größte Triumph über den besonders lautstarken Gegner und ein Desaster für die deutsche Außenpolitik. Daher scheidet Russland m. E. aus, weil zerstörte Pipelines den Druck von der hiesigen Politik nehmen würden, woran man in Moskau aber sicher wenig Interesse hatte.
Bleiben einige Anrainer, Deutschland u. U. selbst und die USA. Hatten die verbleibenden Verdächtigen eine Chance das unbeobachtet umzusetzen? Angeblich soll das nicht möglich sein, da der Ostseeraum zu den am Besten überwachten Meeren überhaupt gehört. Nun gab es im Juni mit BALTOPS 2022 eine NATO-Großübung in der Ostsee, natürlich unter Beteiligung der USA (6. Flotte) und den NATO-Beitrittskandidaten Finnland und Schweden. BALTOPS war ursprünglich eine Übung der USA. Der Schwerpunkt von BALTOPS lag von Anfang an auf dem Schutz der dänischen Inseln und der dänischen Meerengen. Es ist denkbar, dass ein Teilnehmer der Übung die Sprengsätze bereits zu dem Zeitpunkt gelegt hat. Und derzeit läuft in der Ostsee das Seemanöver Northern Coasts 22, wieder eine Möglichkeit nahezu unbemerkt Sprengsätze zu legen. Die Zündung wäre ja durchaus aus der Ferne möglich.
Natürlich bleibt das reine Spekulation und es ist fraglich, ob die, die die Zerstörung jetzt untersuchen, tatsächlich ein Interesse an Aufklärung haben. Mit dem Finger auf die jeweils anderen zu zeigen ist einfacher und politisch besser zu nutzen.
M. Boettcher
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.10.2022 16:21).