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  • Lingen2

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Re: Eine Ungereimtheit bei Hersh

Timorous_Beastie schrieb am 10.03.2023 11:27:

Worüber ich bei Hersh gestolpert bin sind die "shaped C4 charges". Meines Wissens würde das mit Hohlladung bzw. Schneidladung übersetzt (es gab ja großes Gelächter deswegen über einen Faktenchecker des ÖRR).
Nach den fotografierten Schäden und seismischen Messungen waren die Sprengsätze allerdings in der Größenordnung von mehreren 100kg.
Schneidladungen wären mit viel weniger Sprengstoff ausgekommen und wären seismisch nicht aufgefallen.

Damit liegst du komplett richtig.
Bei Schneidladungen hätten jeweils wenige Kilo gereicht - wenn überhaupt so viel nötig gewesen wäre.
Jeder Experte für Sprengungen hätte daher auch die Nutzung von Schneidladungen vermutet - es wurden aber offensichtlich viel größere Ladungen verwendet.
Das ist mindestens ein sehr starkes Indiz dafür, dass Hersh sich seine Geschichte ausgedacht hat. Immerhin mit Expertenhilfe.
Und es ist übrigens nur eine Ungereimtheit in seiner Story. Eine andere ist das angeblich zum Verlegen der Ladungen genutzte norwegische(!!) Militärschiff, das tatsächlich bereits außer Dienst gestellt war. Und die Norwegische P8-Orion (die die Sonarboje für das Zündungssignal abgeworfen haben soll) - die war nämlich noch nicht in Dienst gestellt.

Hier krankt auch die Geschichte mit der nun präsentierten ominösen Gruppe. Gerade beim Einsatz eines kleineren, zivilen Bootes wäre es sinnvoll Schneidladungen zu benutzen, um die benötigte Menge an Sprengstoff klein zu halten. Und wer mehrere 100kg Sprengstoff besorgen kann, kann auch Schneidladungen auftreiben, wie sie z.B. für Gebäudesprengungen verwendet werden.

Es kann Gründe für die großen Ladungen gegeben haben: Möglicherweise vermutete man irgendeine Art von Kollisionssensoren an der Pipeline (z.B. um Schäden durch Anker oder Fischernetze rechtzeitig zu bemerken) und hat deshalb die Ladungen ein paar Meter entfernt abgelegt - dann benötigt man natürlich mehr Sprengstoff.
Darüber hinaus habe ich noch keine sichere Information über die Art des Sprengstoffs gefunden. Ziviler Sprengstoff, wie er z.B. in Steinbrüchen und im Bergbau genutzt wird, ist deutlich leichter zu beschaffen und abzuzweigen als Schneidladungen. Die werden zwar auch im zivilen Bereich zum Abbruch von Metallträgerstrukturen verwendet, sind aber deutlich seltener.
Das "kleinere" Boot hat übrigens eine Verdrängung von 14 Tonnen - da kann man problemlos 1000kg Sprengstoff transportieren. Und da Segelyachten über diverse Leinen, Winschen, etc. verfügen, kann man die auch bis kurz über den Meeresgrund ablassen. Die Taucher müssen dann nur noch über oder neben der Pipeline das Tau kappen.

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