Erstens, Lobbyismus (= Kungelei mit der Politik) ist nicht der freie Markt!
Der freie Markt bildet die Schnittmengen [1] der Wert- und Gerechtigkeitsvorstellungen aller (!) Marktteilnehmer ab. Jeder Mensch findet entweder auf dem Markt ein Angebot und akzeptiert es für sich freiwillig und ohne Druck von anderen Menschen oder er kann auf dem Markt selbst etwas anbieten, wenn er die Mittel dazu hat. Keine Wahl ist demokratischer als die, die man auf dem freien Markt hat. Jeder Cent ist ein Stimmzettel, mit dem der Kunde dem Anbieter ein Mandat auf Widerruf erteilt. Der Markt ist auch eine Meritokratie, denn diese Stimmzettel bekommt man nicht umsonst. Man muss sie sich verdienen.
Der Markt ist allwissend! Denn der Markt ist die Summe aller Menschen mit ihrem jeweiligen, spezialisierten Wissen. Kein einzelner Mensch, also auch kein Zentralplaner, kein Wirtschafts- oder Finanzminister kann all dieses Wissen allein in seinem Kopf haben. Wissen ist nicht zentralisierbar!
Lesetipp (!!): Joseph Henrich: The Secret of our Success
Wie soll denn Demokratie (die du meinst) in der Wirtschaft aussehen? Wie sollen Millionen von Menschen „demokratisch“ über hunderttausende von Unternehmen entscheiden? Machen die jeden Vormittag eine Versammlung oder eine Abstimmung? Das wird Chaos. Zuerst würden die über ihr Gehalt entscheiden und es erhöhen, womit sie die Firma ruinieren und ihr eigenes wirtschaftliches Todesurteil aussprechen würden. So etwas ähnliches habe ich selbst erlebt.
Lesetipp (!!): Kristian Niemietz: Sozialismus die gescheiterte Idee die niemals stirbt
Für den Angestellten ist der Arbeitsmarkt dieselbe meritokratisch-demokratische Institution wie für den Kunden der Markt. Wer enttäuscht wurde, geht zu einem anderen Anbieter. Die wahrhaft demokratische Abstimmung ist die mit den Füßen.
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[1]
Menschen haben Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen, auch von anderen Menschen und deren Arbeit. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche, subjektive Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen.
Bei einer arbeitsteiligen Spezies ist ein Individuum nicht nur auf seine Arbeit angewiesen sondern auch auf die Arbeit anderer. Doch wessen Arbeitsergebnisse wählt sich ein Individuum aus, um sie gegen die Ergebnisse seiner Arbeit einzutauschen? Wie lassen sich individuell unterschiedliche Wertvorstellungen, also auch die von Konsumenten und Herstellern, in Einklang bringen?
Wertvorstellungen von Arbeitsergebnissen lassen sich untereinander in ein Verhältnis setzen, lassen sich in einer Werteskala einordnen. Das Tauschmittel Geld ist dabei ein gutes, nicht unbedingt notwendiges Hilfsmittel.
Bei Tauschakten sind Wertvorstellungen mehr oder weniger große Toleranzbereiche darüber, was man zu geben bereit ist und was man dafür bekommen will. Jeder ist nun bestrebt, Tauschpartner zu finden, deren Toleranzbereiche sich mit seinen messbar mehr oder weniger überlappen.
Im Gegensatz zu einer zentral geplanten Wirtschaft mit ihren begrenzten, zentralistisch aufgezwungenen, für alle gültigen Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen besteht der freie Markt aus einer Vielzahl von Individuen mit ihren zahlreichen, eigenen, unabhängigen Wertvorstellungen, die sich in der ganz unterschiedlichen Beschaffenheit ihrer Arbeitsergebnisse und in vielen, unterschiedlich gestalteten Tauschverhältnissen widerspiegeln.
Wenn auf dem Markt zwei Tauschpartner mit überlappenden Toleranzbereichen zueinander zum Tausch finden, dann stellt diese Überlappung die Schnittmenge ihrer Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen dar. Und die vielen anderen Tauschhandlungen auf dem Markt mit ihren jeweils eigenen Überlappungen stellen weitere, anders geartete Schnittmengen dar. Somit bildet der freie Markt die Summe aller Schnittmengen der Wertvorstellungen aller Marktteilnehmer ab. Diese vielen Schnittmengen haben untereinander keine (übergeordnete) Schnittmenge, aber sie existieren problemlos und friedlich nebeneinander.
Findet ein Konsument keinen Hersteller, der seine Wertvorstellungen teilt, gibt es also dafür keine Schnittmenge, kann er, so er die Mittel dazu hat, als Hersteller seine Wertvorstellungen selbst erfüllen und damit vielleicht auch die Wertvorstellungen anderer Konsumenten.