Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

105 Beiträge seit 30.12.2007

Re: Klingt für mich so, als würde am falschen ende der hierarchie gespart

doomsdaydevice schrieb am 20.07.2023 19:38:

Wenn man jemanden wie elon musk dazu zwingen würde, 3/4 seines co2 budgets zu sparen, könntest du und 1000 weitere in deiner situation sogar noch etwas mehr konsumieren und unterm strich hätten wir vermutlich trotzdem gesamtgesellschaftlich eine niedrigere emission.

Warum das nicht eher durchsetzbar ist als dein ansatz, wissen nur die sklaven 😉

"Mein Ansatz"? Falls du dich wirklich auf meinen Kommentar beziehen solltest, dann gibt es da wohl ein fundamentales Missverständnis. Ich lebe so wie ich das will und würde heute so ziemlich genau das Gleiche tun, selbst wenn wir uns nicht zufällig mitten in einer Klimakrise befänden.

"Mein Ansatz" lässt sich auf eine einfache, kurze Formel runterbrechen: Maximale Freiheit, wobei der Begriff Freiheit für mich erst einmal eine sehr individuelle, rein subjektive und durchaus egoistische Bedeutung hat. Natürlich immer unter der Prämisse, die Freiheiten anderer möglichst nicht einzuschränken. Das machen andere schon, die sich nur allzu gern als Opfer inszenieren, ohne überhaupt auch nur einen Gedanken an diesen Punkt zu verschwenden. Es bleibt halt immer noch ein kleiner Unterschied zwischen einem Egoisten, der bereit ist über Leichen zu gehen und einem, der wenigsten schaut wo er hintritt.

Ich kann hier nicht meinen ganzen Lebensweg beschreiben, aber immerhin zwei Schlüsselentscheidungen benennen: Einmal das Rauchen aufgegeben (ich hatte zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre lang geraucht, davon die meiste Zeit Kette, zuletzt 70 - 100 Stück am Tag) und dann mein Auto abgestoßen, was noch einmal so viele Ressourcen freigegeben hat, dass ich von da an von einem Minijob leben konnte. Ich hatte sozusagen in einem Fesselballon gelebt und alle Sandsäcke gleichzeitig abgeworfen. Das war vor 17 Jahren und ich fliege immer noch.

Diesen Minijob übe ich übrigens heute noch aus, weil er mir in all seiner Schlichtheit immer noch Freude macht und mich obendrein, sozusagen als Bonus, fit hält - BEWEGUNG ist das Zauberwort - und obwohl ich den dank kleiner Rente inzwischen nicht einmal mehr unbedingt bräuchte. Das nur zum FDP Lieblingsthema "individuelle Mobilität", womit seltsamerweise immer nur der motorisierte Autoverkehr gemeint zu sein scheint, und dem Lieblingsmantra deutscher Autofahrer "aber ohne Auto kann ich meinen Job nicht machen".

Wer aber jetzt glaubt, hier würde ein eingefleischter Asket sprechen, könnte falscher nicht liegen. Aber das weiter auszuführen, würde hier wirklich zu weit führen.

Ich spare nach wie vor an Dingen, die nichts zu meinem persönlichen Glück beitragen, wie zum Beispiel ständig neue Klamotten kaufen oder Urlaub im Ausland machen. Die Haare schneidet mir meine Frau, die es übrigens schon seit über 50 Jahren mit mir aushält. Wäre ich selbst eine Frau, hätte ich vermutlich noch nie ein Nagelstudio von innen gesehen. Dafür kann ich mir regelmäßig ziemlich kostspielige Restaurantbesuche leisten und auch sonst legen wir großen Wert auf gesunde Ernährung. Würde ich mehr Wert legen auf Urlaub in Sizilien (oder von mir aus auch auf Nagelstudiobesuche), müsste ich eben einige dieser Restaurantbesuche zurückfahren.

Das alles hat also nichts mit Bevormundung zu tun, wie mir hier einmal jemand zu unterstellen versucht hat.

So einfach ist das, im Grunde alles eine Frage von Entscheidungen und Prioritäten. Ich habe erst in jüngster Zeit gelernt, dass eine ganz ähnliche Lebensweise als Frugalismus bezeichnet wird. Allerdings tun Frugalisten das in der Regel mit einer ganz klaren Absicht, nämlich sich möglichst früh aus dem Arbeitsleben zurückziehen zu können, was bei mir nicht der Fall war (sich also eher zufällig ergeben hat und ich auch nie als "Verzicht" im eigentlichen Sinn wahrgenommen habe). Und auch sonst ist die Motivationslage eine völlig andere. Ich bin also weder ein Klimaaktivist, noch christlicher Missionar oder sonstiger Gutmensch. "Lebenskünstler" würde ich mir am ehesten noch gefallen lassen.

Dennoch sitze ich zwangsläufig mit im selben Boot, in dem einige superschlaue Clowns meinen, ungestraft ein Loch bohren zu können und dabei laut johlend auf einen Abgrund zu schippern. Und das nur weil alle anderen Clowns meinen, ein Loch könne ja so schlimm nicht sein und schließlich hat der Kapitän auch nix dagegen. Leider bohren sie alle...

Ansonsten ist es mir herzlich Schnuppe, wenn jemand sich dazu entschieden hat, ein Leben in Verdruss zu führen und dafür glaubt, andere (die Regierung, die da oben, die Bonzen, die Nachbarn, was auch immer) für seine ganze Miesere verantwortlich machen zu müssen.

Eine ziemlich grobe Vereinfachung, ist mir schon klar, dürfte aber im Großen und Ganzen die momentane gesellschaftliche Situation in großen Teilen Deutschlands darstellen. Sollte sich allerdings nur ein einziger Mensch durch meine Schilderung inspiriert fühlen, sein Leben auf ähnliche Weise in die Hand nehmen zu wollen oder wenigstens mal zu überdenken, dann hat sich die ganze Tipperei schon gelohnt. Realistischerweise glaube ich eher nicht, dass es jemand überhaupt bis hierhin geschafft hat. In dem Fall: Hut ab! :)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.07.2023 21:38).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten