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mehr als 1000 Beiträge seit 01.09.2002

Keine Mißverständnisse

Marlene schrieb am 14. November 2002 14:11

> Lange ging man davon aus, dass das Gehirn wesentlich aus zwei
> Gehirnhälften besteht.

Schneiden Sie den Kopf eines beliebigen Menschen auf und Sie werden
sehen, daß das Gehirn tatsächlich in zwei Hälften unterteilt ist. Das
ist bestimmt kein schöner Anblick, aber erhellend.

> Die rechte und die linke, die jeweils für
> andere Aufgaben zuständig sind, die Hemisphären. Das passte auch
> prima ins Weltbild: links, rechts, Ost, West. Man hatte ein Buch mit
> zwei Seiten, schön überschaubar und mußte jetzt nur noch klären, wie
> diese zwei Seiten zusammenarbeiten. Dualismus.

> Heute hat man sich von diesem einfachen Modell verabschiedet, denn
> man hat festgestellt, dass alle Gehirnregionen irgendwie vernetzt
> sind und miteinander ständig interagiern.

Man hat meines Wissen nicht nur nie bestritten, daß die beiden
Hirnhälften miteinander kommunizieren, sondern auch nicht, daß sogar
die meisten Nervenzellen des Körpers mit ihnen verbunden sind.
Ausnahmen sind beispielsweise das Herz und der Darm, die jeweils über
ein autonomes Nervensystem verfügen. Das Problem besteht darin, daß
die Fähigkeit der Kommunikation zwischen den beiden Hirnhäften
begrenzt ist, weil die Zahl der Nervenstränge zwischen ihnen
ebenfalls relativ gering ist. Auf Grund dessen arbeiten diese beiden
Hirnhälften in einigen Bereichen autonom, z. B. bei den
Körperbewegungen. Als Folge tritt bei der Schädigung einer
Hirnhälfte, z. B. durch Schlaganfälle, Hemiplegie, d. h.
Halbseitenlähmung auf. Die Verarbeitung visueller Eindrücke dagegen
stützt sich bespielsweise auf beide Hirnhälften. Von den beiden Augen
und den dahinter liegenden Hirnhälften erfasste zweidimensionale
Bilder werden durch Interaktion beider Hirnhälften zu einem
dreidimensionalen Gesamtbild zusammengefügt.

> Irgendwo dazwischen vermischt, das Gedächtnis,
> was den Wissenschaftlern leider nicht den Gefallen getan hat, dass es
> sich so einfach lokalisieren läßt. Ja, wo sind denn die ganzen Daten,
> sind es überhaupt Daten? (Heinz von Foerster vermutet zum Beispiel,
> dass wir keine Informationen speichern, sondern flexible Algorythmen,
> die uns die Informationen beim Abrufen jedes Mal neu wiederherstellen
> lassen).

Das wäre im übertragenen Sinne der Unterschied zwischen einer reinen
Textdatei und einer gezippten Textdatei mit gleichem Inhalt. Auch
eine ZIP-Datei beinhaltet im wesentlichen einen Datensatz, der mit
einem Algorithmus (... mit i, nicht mit y. Algorithmen sind keine
Rythmen!) zu der Ursprungsdatei zusammengefügt wird. Daten bleiben
trotzdem Daten. In Einzelfällen lassen sie sich sogar lokalisieren.
Bei einem Menschen, der sich nach einer Hirnschädigung an bestimmte
Daten nicht mehr erinnern kann, lagen diese Daten bestimmt in den
geschädigten Bereichen des Gehirns. So konnte man zum Beispiel
feststellen, daß die Fähigkeiten, eine Sprache zu sprechen und sie zu
verstehen in unterschiedlichen Hirnregionen angesiedelt sind. Es gab
Menschen, die ihre Muttersprache noch verstehen, aber nicht mehr
sprechen konnten. Andere konnten nicht mehr in ihrer Muttersprache,
sondern nur noch in einer Fremdsprache kommunizieren. Der Autor
Oliver Sacks hat verschiedene ähnliche Fälle beschrieben, die mit
Verletzungen des Gehirnes zu tun hatten.

Es sei noch hinzuzufügen das auch die von Ihnen erwähnten Algorithmen
im Prinzip nichts neues sind. Die klassische Eselsbrücke ist ein
einfacher solcher Algorithmus, den das menschliche Gedächtnis nutzt.

> Jetzt hat man ein Problem. Links und Rechts passte so schön
> zu Wenn und Dann, man könnte sagen: ein kausalitätsfreundliches
> Modell. Jetzt hat man dagegen ein undurchschaubares Chaos, wo man
> eigentlich nur noch punktuell klare Kausalitäten finden kann, wenn
> überhaupt (Siehe auch Chaosforschung).

Auf das Glatteis der Chaosforschung sollten Sie sich nicht begeben,
denn diese stellt Kausalitäten und damit eine Möglichkeit der
wissenschaftlichen Untersuchung nicht in Frage. Außerdem ist die
Nichtexistenz eines Beweises nicht der Beweis seiner Nichtexistenz.
Das soll hier heißen, daß ein Faktum oder eine Kausalität auch dann
existiert, wenn es oder sie von einem Beobachter nicht erkannt wird.

> Aber wieso sollte die Biologie
> (Hirnforschung) nicht diese Probleme haben, wo die Quantenphysik
> mittlerweile sogar mit Unschärfenrelationen und Wahrscheinlichkeiten
> anstatt klaren Wenns und Danns und klaren Beweisen lebt.

Die Quantenphysik ist eine exakte Wissenschaft und als solche fähig,
gültige Vorraussagen zu treffen. Sie kann dagegen nicht für ein
Weltbild herhalten, in dem alles möglich und nichts beweisbar ist.

> Manche behaupten sogar, die Physik befände sich bereits in einer Liaison
> mit der Metaphysik. (und wenn schon!) Das macht die klare Beweisführung
> unmöglich, aber erzeugt dafür eine neue Form von Denkfreiheit.

Manche behaupten sogar, sie hätten den Teufel oder UFOs gesehen. Es
ist allerdings sehr erhellend, daß Sie sich hier so deutlich vom
wissenschaftlichen Denken verabschieden und sich das Recht ableiten,
hier jeden groben Unfung zum besten zu geben.

> Was beeinflußt das menschliche Verhalten?

> Auch hier haben wir ein Buch mit zwei Seiten: Anlage oder Umwelt?
> Leugnet man ersteres, dann leugnet man, dass es eine menschliche
> Natur gibt (und das, bei einem aus der Natur entstandenem Wesen!),
> leugnet man zweiteres, dann wäre der Mensch von Geburt an
> unveränderlich festgelegt (zur Freude der Wissenschaft, die dann nur
> noch nach Kausalitäten suchen muss, um menschliches Verhalten
> komplett zu entschlüsseln.)

... zur Freude von Mrs. Marlene, die ganze Kriege mit Millionen von
Toten auf die Paarungsinstinkte miteinander konkurrierender Männer
zurückführt.

> Man kann einzelne Verbindugen finden, mehr assoziativ. Daraus ergeben
> sich interessante Geflechte und man findet auch immer irgendwelche
> Erklärungen und Analogien, aber nicht wirklich umfassende, beweisbare
> Kausalitäten. Warum auch? Was ist an Kausalitäten so toll? Sie sind
> logisch analytisch. Das ist natürlich toll, weil empierisch
> beweisbar, aber was habe ich davon, wenn sie die Welt so
> versimplizieren, dass man mit den hervorgebrachten Erklärungen nie
> und nimmer das erklären kann, was man eigentlich erklären will: Das
> komplexe menschliche Verhalten. Nichts habe ich davon!

Sie erklären das menschliche Verhalten schon, nur eben leider nicht
so wie Sie das gerne hätten. Schließlich passt beispielsweise eine
rein sozioökonomische Erklärung für Kriege nicht in Ihr Weltbild, in
dem nur die bösen Männer Kriege führen, die ihre Erbsünde in Form
fehlgeleiteter Paarungsinstinkte ausleben. Kausalitäten sind im
übrigen wahr oder real, wenn sie empirisch beweisbar sind und können
so als Grundlage weitergehender Forschungen und Erklärungen dienen.

> Ihr scheint daran zu glauben, dass man mit Analyse und kausalem
> Denken zu einem realistischen Ergebnis kommen kann, denn ihr versucht
> mich die ganze Zeit in so ein einfaches Modell einzuordnen. Da ist es
> natürlich klar, wieso die Diskussion sich verfährt und ständig
> Mißverständnisse auftauchen!

Das sind keine Mißverständnisse. Ihre ganze Argumentation stützt sich
genauso auf Esoterik, Scheinwissenschaft und sonstigen groben Unfug
wie die von Rassisten und Faschisten. Und tatsächlich haben Sie mich
hier von einem überzeugt: Die ganze sogenannte Frauenbewegung, die
das Elend der Welt auf fehlgeleitete männliche Verhaltensweisen
zurückführt und die Frauen als die biologisch determiniert besseren
Menschen darstellt ist durch und durch reaktionär. Wer den Beweis
dafür haben möchte, muß sich einfach nur Ihre Ergüsse hier in den
Foren durchlesen.

Sollten Sie irgendwann einmal die Möglichkeit haben, sich
fortzupflanzen und sollte ihr Nachwuchs ein Junge werden, dann tuen
Sie bitte ihm, sich und der restlichen Welt den Gefallen, ihn
abzutreiben, nach der Geburt zu töten oder ihn zur Adoption
freizugeben. Denn wenn er auch noch von Ihnen erzogen wird, kann nur
ein verstörter, sich selbst zerfleischender psychischer Krüppel aus
ihm werden.

Mit freundlichen Grüßen:

David al-Nuriq

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