alt_und_naiv schrieb am 27.07.2022 00:20:
Alle amerikanischen Regierungen seit dem 2. Weltkrieg haben Konflikte spätestens dann abgebrochen, wenn es nennenswerte Verluste auf amerikanischer Seite gab.
Ach und die Sowjetunion hat das anders gehandhabt? Nur mal zur Erinnerung: Alleine den Vietnamkrieg haben die Amerikaner sich 60.000 tote Soldaten "kosten lassen", was vermutlich schon mehr ist, als Russland/ die Sovietunion zusammen in allen Kriegen nach dem 2. Weltkrieg verloren haben. Dann gab es da noch den Koreakrieg mit alleine rund 35.000 Verlusten auf Seiten der Amerikaner. Russland hat den eine grossen Konflikt in Afghanistan "schon" nach 15.000 toten Soldaten beendet. Es besteht wenn man danach geht also offensichtlich eher Grund anzunehmen, dass Russland bei hohen Verlusten klein bei gibt und nicht etwa die Amerikaner. Besonders wenn man überlegt, dass es in Vietnam nicht mal um einen so engen Verbündeten - geschweige denn wirtschaftlich wichtigen Partner - ging wie das die Nato Staaten sind. Ob Russland ansatzweise so hohe Verluste "verkraftet", muss sich im Zweifel auch erst zeigen. Ist eben nicht mehr Stalins Russland so wie Deutschland nicht mehr Hitler-Deutschland ist, wo ohne grosses murren bis zum letzten Mann gekämpft wird. Offiziell hat man ja auch nur 2000 Mann in der Ukraine verloren, wobei mir eine fünfstellige Zahl da mittlerweile deutlich realistischer vorkommt. Im Gegensatz zu den USA wird das aber offenbar gleich so gut wie gar nicht kommuniziert.
Wie bereits gesagt glaube ich nicht, dass sich die Amerikaner in ihr eigenes Schwert stürzen, wenn z.B. Berlin vernichtet wird.
Tja kann man natürlich machen, so wie manche scheinbar ernsthaft glauben, dass die USA eine Vernichtung Rammsteins unbeantwortet lässt. Man kann auch dran glauben, dass Russland ebendies auch nicht tut, wenn die Nato sich direkter in der Ukraine engagiert. Ich glaube beides nicht, denn da steht die glaubhafte Abschreckung auf dem Spiel. Wenn man daran glaubt im übrigen ein starkes Argument für nukleare Aufrüsting der EU und etwa Deutschlands.
Sollte Russland dagegen konventionelle Truppen auf Natogebiet gen Westen senden, würde es mich nicht wundern, wenn diese Truppen auf Nato-Gebiet nuklear eliminiert würden. Es gab seit Gründung der Nato immer die Länder, die für einen Untergang in einem (hoffentlich) begrenzten nuklearen Feuer vorgesehen waren, und die Länder, bei denen das überhaupt nicht vorgesehen war.
Wenn man konventionell hoffnungslos unterlegen ist, sind die Staaten nah an der Grenze natürlich gearscht. Simple Logik. Ob das so noch der Fall und damit Atomwaffeneinsatz nötig ist ist zumindest fraglich. Auch ein guter Grund für massive konventionelle Aufrüstung, damit es nicht soweit kommt. Dürfte übrigens bei der russischen Doktrin nicht viel anders aussehen, einen Marsch auf Moskau würde man im Zweifel sicher mit Atomwaffeneinsatz auf russischem Boden verhindern.
Daher halte ich die nuklearen Drohungen Putins gegen GB und USA für Bluff, die gegen die nicht atomar bewaffneten Natostaaten aber für ernstzunehmen. Ob ich damit halbwegs richtig liege, weiß ich natürlich nicht.
Ich halte die Drohung mit Atomwaffeneinsatz in der Form generell für einen Bluff. Denn damit kann man am Ende nur verlieren, selbst wenn es keine gleiche Antwort gibt (was ich arg bezweifle, denn die Glaubwürdigkeit der atomaren Abschreckung...). Im Zweifel wäre das mindestens mal das Signal an alle Staaten - insbesondere nah an Russland - ihrerseits massiv aufzurüsten, und zwar nuklear .it Kapazitäten mindestens mal Russlands Grosstädte auszulöschen. Von den sonstigen diplomatischen Implikationen mal abgesehen, etwa dass das ein Zeichen massiver Schwäche ist. Nein, ein atomarer Angriff gerade auf nicht atomar bewaffnete Staaten wäre schlicht dämlich.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.07.2022 07:54).