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  • Adolfo123

mehr als 1000 Beiträge seit 11.05.2012

Re: Die Ratlosigkeit der Ökonomen - Aufstand von wem und weshalb?

Beim Beispiel Tomaten verkennt man die Macht der großen
Einkaufsketten, die kaufen nämlich von den billigsten Quellen und
nicht unbedingt heimische Produkte. Selbst in Spanien habe ich vor 3
Jahren im Winter holländische Tomaten und Äpfel aus Tirol im
Supermarkt entdeckt. Das Märchen von Spaniens Aufstieg: Genanntes
Land war in den 60er- und 70er-Jahren ein interessanter
Fertigungsstandort auch für ausländischen Unternehmen. Inzwischen
sind aber viele Industriezweige nach Osteuropa und Asien abgewandert,
darunter die Branchen: Textil, Schuhe, Spielzeug, Keramik, selbst
Zulieferer der dortigen Automobilindustrie wie Pirelli (Polen) und
Continental (Rumänien). Die Liste mit Namen könnte ich fortsetzen.
Spanien hat es verpaßt, für die verlorenen Jobs Ersatz zu schaffen.
Vielmehr hat man einen künstlichen Immobilienboom begünstigt und
davon 10 Jahre gelebt. Als die Blase platzte verloren ca. 3 Mio.
Personen ihren Job. Die spanische Presse spracht damals davon, dass
ca. 60% der Betroffenen über keinerlei Ausbildung verfügte.
Inzwischen ist die Arbeitslosenzahl von ca. 6 auf ca. 5 Mio.
zurückgegangen, die Regierung erwähnt dabei nicht, dass viele
Gastarbeiter in ihre Heimatländer, Polen, Rumänien, Südamerika
(300Tsd) zurückgekehrt sind. Durch Oppositionspolitiker wurde
bekannt, dass ca. 44% der derzeitigen Arbeitslosen keinerlei
Unterstützung erhalten, von den neu geschaffenen Stellen
entsprechen lediglich ca. 4% zeitlich nicht befristeten
Arbeitsverträgen. Bei der Mehrzahl handelt es sich also um prekäre
Beschäftigungsverhältnisse. Die Regierung spricht davon, dass man in
diesem Jahr ca. 700 Tsd neue Stellen schaffen möchte, in welchen
Branchen dies geschehen soll, kann man nicht erklären. Zu diesem
Thema werden von der staatlichen TV-Anstalt immer wieder
Kellner und Köche bei der Arbeit gezeigt – ein Akt der Hilflosigkeit.
Über die Staatsverschuldung wurde schon oft berichtet. Ferner ist
Spanien weiterhin an erster Stelle mit Schulversagern in Europa und
steht an letzter Stelle bezüglich Berufsausbildung. Mit Korruption
und Großbetrug ist Spanien beispiellos in Westeuropa und verdient
eher den Beinamen „Bananenrepublik“. In Spanien finden Ende des
Jahres Parlamentswahlen statt, deshalb und um Rajoy zur Wiederwahl zu
verhelfen, wird Spanien, auch in der BRD von einigen Politikern als
Musterland dargestellt. Die Realität bezogen auf Fortschritt und
Wohlstand sagt etwas anderes aus, BIP-Zahlen reichen da nicht aus.
PS: kenne die Baltischen Staaten nicht, aber möglicherweise könnte
man sie zu den"Gewinnern" der Globalisierung zählen und vermutlich
will man mit den dort auferlegten Sparmaßnahmen Fertigungsstandorte
in unserem Interesse sichern.
PS: behaupte weiterhin, dass die Austeritätspolitik in Westeuropa
vordergründig
zu betrachten ist. Um herauszufinden, wie es mit der Beschäftigun
zukünftig aussehen wird, bedarf es eine Analyse zur veränderten
Arbtswelt, mit einer Gegenüberstellung des vorhandenen
Arbeitnehmerpotentiales.  Europa ist längst auf dem Weg zu einer
Armenfestung.

Lovestern schrieb am 17. Juli 2015 13:50

> Adolfo123 schrieb am 17. Juli 2015 12:53

> > einer Abwertung der Landeswährung wieder wettbewerbsfähig und könnte
> > die
> > Tomaten wieder selbst anbauen, anstatt sie zu importieren. 

> Man könnte nicht, man müsste, das ist ein entscheidender Unterschied.
> Die ausländischen Tomaten bleiben ja an und für sich günstiger als
> griechische Tomaten. Aber durch die (ständige) Abwertung der Drachme
> würden ausländische Tomaten so teuer, dass inländische günstiger
> wären. Man bleibt also unproduktiver, hat aber wenigstens Jobs.

> Was Herr Sinn allerdings mit Textilindustrie will- selbst mit
> abgewerteter Drachme wäre Griechenland viel zu teuer.

> Außerdem ist das griechische Problem nicht nur ein wirtschaftliches
> oder finanzielles. Erkennbar ja schon daran, dass trotz derselben
> schlechten (?) Austeritätspolitik eine ganze Reihe anderer Länder
> bereits wieder Wirtschaftswachstum haben. Spanien, Irland, Portugal,
> die 3 baltischen Staaten...

> Es steht also 6:1 für die Austeritätspolitik. 

> Wenn die Griechen weiterhin den eigenen Staat sabotieren und
> ausplündern, inklusive der jeweils herrschenden Parteien
> (Vetternwirtschaft gibts auch unter Syriza), wird sich auch nichts
> ändern.

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