Subzero schrieb am 26.12.2023 20:12:
lucia schrieb am 25.12.2023 11:28:
Nicht zu vergessen: viele Obdachlose sind schlicht und ergreifend psychisch krank bar jeder Heilungsmöglichkeit. Die Antriebslosigkeit (die viele erst in die Obdachlosigkeit hat rutschen lassen) scheint ein Sympton von tiefer Depression zu sein. Von Alkohol und Drogen nicht zu reden.
Wie kommt man zu so einer verallgemeinernden Aussage?
'bar jeder Heilungsmöglichkeit'...klar ist Alkohol ein Killer
aber die Frage, die leider immer noch viel zu wenig Leute stellen, imho,
ist die nach den Ursachen. Wo kommt sie her, die tiefe Depression?
Wo ist die Ursache?Wer noch gern liest, kann sich mal das Buch
'Die Narben der Gewalt' - von Judith Lewis Hermann zu Gemüte führen.Depressionen folgen nicht immer Gewalterfahrungen. Streß oder das Zerbrechen sozialer Verhältnisse sind auch oft Gründe.
Streßerfahrung kann ebenso wie das Zerbrechen sozialer Verhältnisse eine Gewalterfahrung sein. Gewalt muß ja nicht immer nur physische Gewalt sein.
Und wenn Du meinst, man könne Depressive oder Suchtkranke ganz fix, sicher und immer heilen, dann gib der Welt die Therapie bekannt und kassier den nächsten Nobelpreis.
Wo steht etwas von 'ganz fix' ? Scheinst etwas in meinen Beitrag hineinzulesen, das ich garnicht geschrieben habe. Was meint man, warum ich einen Buchempfehlung abgebe? Aus Jux und Dollerei? Nein, sondern weil ich es wirklich hilfreich fand, um zu verstehen; vor allem auch, um Verallgemeinerungen zu begegnen, wie viel Leut' brechen denn mal schnell den Stab über Menschen mit psychischen Problemen - gern auch mal, gleichzeitig denjenigen noch die Schuld ( zu den Schamgefühlen die die Leut ohnehin schon oft genug haben!) mit draufzulasten. Wieviele Leute hab ich schon gedankenlos daherbrabbeln hören: 'Ach, Borderliner', oder 'ach Schizo'...und dabei haben die null Ahnung ( paar Nasen verdienen sich deppert , nennen sich 'Psychologe' und haben ebenso keinen Plan, andere sind Sozialarbeiter und die Leut die sie zu betreuen haben gehn ihnen wo dran vorbei..alles schon mitbekommen :( ist nicht 'so dahergeredet' )
Gewalt gegen Menschen wird nicht selten darum ausgeübt, um sie psychisch zu brechen. Vergewaltigungen bspw. können ein Mittel politischen Terrors gegen Menschen sein, nur mal das erwähnt. Und Menschen, die sich gedemütigt fühlen - und dies manchmal schon von Kindheit an- die also in langanhaltenden Prozessen physischer und psychischer Gewalt großgeworden sind, die heilst du eben nicht mal 'ganz fix'.
Denk mal drüber nach bitte, bevor Du mir was unterstellst, was ich garnicht gesagt/bzw. geschrieben hab'.
Danke!
Manchmal geht es einfach nicht. Und so einige wollen wollen auch nicht geholfen werden (kleine Anspielung auf jemanden, der auch schon längst unter der Brücke hausen würde, würden sich nicht andere Leute heftig kümmern), sie haben einen anderen Freiheitsbegriff und die Hilfe (oder das, was sie dafür tun müßten) ist eine unannehmbare Einschränkung für sie.
Kann ich auch - anekdotische Anspielungen. Und zu denen gehören allerdings auch eine Person, die nicht am Alkohol hängt, sondern irgendwann mal einen bad trip hattte, von dem sie sich nicht erholt hat und seither Probleme hat, dauerhaft sich in geschlossenen Räumen sich aufzuhalten. Kann man( könnte man) auch wieder laut aufschreien: 'selbär schult' -
allerdings könnt mans auch anders machen und dann hätten wir vermutlich wieder das nächste Streitthema, den mit 'selber schuld hat ihm keiner gesagt er soll Drogen/Alk nehmen' ists nicht getan.
Ah ja, apropos 'under the bridge/s' - im München vor vielen Jahren gabs mal den Mosi ( Moshammer/Maxiamilianstraße/feinste Adresse) der sich um die Leut gekümmert hat. Geräumt worden ( Reichenbachbrücke) sind die aber nicht wegen solchen 'feinen Pinkeln', wie man meinen möcht'-nein. Ich verlink nicht, weil alles hinter einer Bezahlschranke steht, sorry.
btw: ich vermute, bei vielen Obdachlosen kommt der Alkohol erst nach dem Abrutschen in die Obdachlosigkeit.
Und so hart wie es ist: wir können nicht allen helfen. Bei manchen Leuten geht es einfach nicht.
Weißt was!? Jenen mal " in die Schuhe hineinhelfen", die mitverantwortlich sind aufgrund ihrer Finanzdeals und ihrer Gier unter Nichtachtung der Würde ihrer Mitmenschen- jenen Entmietspezialisten, die wegen Profiten bei Gentrifizierung ganze Stadtviertel in die Ödnis
'verschönert' haben und die Menschen, die diese Viertel vorher bunt und lebendig gehalten haben, an die Ränder gedrängt haben und auch in die Obdachlosigkeit, denen tät ich mal einen solchen gerechten Engel des Zorns wünschen mögen...oder sowas wie in Dickens Weihnachtsgeschichte. Ich fürcht' nur, wer auf so einem Giertrip unterwegs ist, kommt davon auch nimmer runter.
Übrigens: Da ich ja wie schon erwähnt sympathisch fand, daß Du das Andersen-Märchen zum Lesen eingestellt hattest: Am End' der Geschichte- also wo die Großmutter das Kind holt, sozusagen...es ist traurig, wie die geschichte ausgeht - aber das Positive daran wäre: dass da immer noch ein positives Introjekt war, etwas, woran die Kleine sich festhalten konnte.
Wie viel Leiderfahrene gibts, die keinerlei positive Introjekte ausbilden konnten, von klein an schon nicht...und ihre Alter Egos zum Teil aus Persönlichkeitsabspaltungen bestehen. Möcht man da tauschen?
Man sollt nicht immer so schnell damit sein, die Leut' zu diskriminieren, sie zu stigmatisieren.
Schnell ist leicht ( und dumm, imho).
Prozesse dauern immer länger und wenns was helfen soll, brauchts doch auch Einsicht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.12.2023 11:26).