Zuerst Dank fürs Kompliment betreffend anderer Themen. Ihre Unterstellung, meine Position habe mit meiner Lebenssituation zu tun ist aber falsch. Meine Argumente - hier im Forum zum Verdruss mancher Forenten schon zig Mal dargelegt -, beruhen auf logischen Überlegungen. Dass meine Urteilskraft ganz brauchbar ist, beweist der Umstand, dass diverse meiner darauf basierenden Ansichten Bestätigung in der fortschreitenden realen Entwicklung erfahren haben. Etwa, dass Masken einen beträchtlichen Nutzen haben, dass C-19 nicht mit einer Grippe verwechselt werden sollte, dass C-19 nicht saisonal ist, dass es sich bei den in den meisten westlichen Staaten angeordenten Lockdowns in Wirklichkeit um Freizeit-Lockdowns handelt, die zwar auch wirken, aber langsamer und daher länger in Kraft bleiben müssen - um nur einiges zu nennen, was im Lauf des letzten Jahres aktuell war.
Und nein, Sie zahlen Ihren Krankenkassenbeitrag durchaus nicht nur für den Schutz der Oktogenarier. Es gibt weiterhin nicht nur C-19. Und auch C-19 trifft nicht nur, wenn auch vorwiegend, diese Alterskohorte. Zwar gibt es schon bei den 50 - 80jährigen viel weniger fatale Verläufe, doch gibt es sie. Und, was stets untergeht und ich hier schon oft eingebracht habe - in einem nicht unbeträchtlichen Prozentsatz derjenigen, die eine Infektion durchmachen, führt diese zu Folgeschäden, z. T. unter dem Begriff Long Covid bekannt, darüber hinaus aber auch kurzfristig asymptomatisch bleibende, sozusagen schlafende Hunde, etwa Schäden am Herzmuskel. Auch kühl und systemkonform rein ökonomisch betrachtet, kommt auf die Krankenkassen, bzw. ihre Beitragzahler eine Kostenlawine zu, deren Mächtigkeit sich an der Zahl der C-19-Infektionen bemisst.
Sie sind nach eignen Aussagen ein Akademiker. Diese befinden sich in den meisten Fällen in einer besseren Lage als die Leute, die irgendwo an der Front arbeiten und weiterhin dahin geschickt werden. Mit kleinen Kindern ist man selbstverständlich in so einer Situation besonders belastet. Das ist sicher objektiv so. Ändert aber nichts daran, dass alles getan werden muss, um die C-19-Prävalenz zu minimieren. Wie Staaten wie China, Vietnam, Neuseeland beweisen, kann man dies besser erreichen, als es Deutschland gelungen ist. Nun zahlen eben alle dafür, dass anfangs nicht genügend schnell und hart durchgegriffen wurde.
Ich gehe mit Ihnen einig, dass die Medien zum Overkill neigen. Weniger wäre oft mehr. Davon kann man leider auch Telepolis nicht ausnehmen. Der Satz, den Sie aus Riegs Auslassungen zitieren, ist nun gerade ein Beispiel für dessen Tendenz. Er soll eine Reaktion sein auf die folgende von ihm zitierte Aussage:
Im Umgang mit diesen Protesten ist es aus unserer Sicht wichtig, die Kritiker:innen der Corona-Massnahmen nicht einfach zu pathologisieren. Das ist zwar verführerisch und entlastend, hilft aber nicht wirklich weiter.
Wo ist da eine Wissenschaft, die eine Gruppe von Menschen mit bestimmten Ansichten 'pauschal für krank halten möchte'? Gerade dies wird doch im Zitat kritisiert. Es sei zwar verführerisch und entlastend, helfe aber nicht weiter. In diese Aussage eine Affirmation der Pathologisierung hineinzulesen ist prekär. Niemand nimmt hier einen Skeptizismus als Pathologiebeleg, das behauptet Rieg einfach und ist durch das Zitat nicht gedeckt. Eher im Gegenteil. Aber es gibt Rieg die Gelegenheit die Chiffre 'Franz Kafka' zu platzieren. Und damit die zitierte Quelle als Teil einer kafkaesken Struktur zu denunzieren. Ohne das geringste valide Argument dafür.
Mithin macht Rieg genau das, was er anderen vorwirft. Dabei bedient er sich, wie die selbsternannten 'Faktenchecker' einer beliebten Täuschung. Er gibt vor, aus einer höheren Warte, nicht der medialen, zu argumentieren. In Wirklichkeit ist auch er nur Teil des medialen Tsunamis, der sich tagtäglich über uns ergiesst.