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215 Beiträge seit 25.12.2021

Von mir was aus der Praxis...

Interessanter, aber weitestgehend theoretisierender Artikel.

Von mir ein wenig aus der Praxis, denn selbst in einer Grossstadt wäre es möglich, Flächen im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes und damit auch als "Grünfläche" für eine Nutzung durch den Menschen zu erhalten. Dazu müssen nicht viele Gärtner beschäftigt werden, die Natur macht das von sich aus. Das Gegenteil erscheint mir richtig: ein normaler Stadtpark ist wesentlich pflegeintensiver als z.B. eine weitgehend naturbelassene Fläche.

Wirtschaftliche und eigentumsrechtliche Belange stehen allerdings, wie immer, dagegen. 2 Beispiele aus meiner Heimatstadt Dortmund.

1. Grävingholz und Brechtener Heide
Dieser Wald ist mit anderen Wäldern Dortmunds nach der letzten Eiszeit entstanden und einer der wenigen verbliebenen, wertvollen Wälder Dortmunds. Der Grävingholz ist als Biotop gefährdet durch
- freilaufende Hunde,
- zunehmende Freizeitaktivitäten,
- Beseitigung alter Bäume,
siehe hier: [ http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/de/fachinfo/gebiete/gesamt/DO-023 ]. Ich kann das aus eigener Anschauung bestätigen. Realiter ist es noch schlimmer, als es die dürren Worte des Landes NRW sagen.

Direkt an den Grävingholz grenzte bis vor ca. 10 Jahren nord-nordwestlich die Brechtener Heide, eine uralte Kulturlandschaft, vom Wald nur durch die schmale Wittichstr. getrennt. Dieses Gebiet wurde inzwischen für ein Wohngebiet platt gemacht, siehe hier: https://goo.gl/maps/uvQYTPwjzKLAFY3LA. Die gehobene Wohnbebauung dort dient sicher nicht der Linderung von Wohnungsnot, wohl eher Kapitalinteressen.

Als ich das vor ein paar Jahren erstmalig gesehen habe war ich fassungslos, denn ich kenne die Ecke schon seit 50 Jahren. Was die Bebauung für den Wald daneben bedeutet dürfte klar sein.

2. Birkenwald westlich des Hafens
Auf einem alten Güterbahnhof hat sich hier in den letzten 15-20 Jahren Dortmunds grösster Birkenwald (zur Birke: https://de.wikipedia.org/wiki/Birken#%C3%96kologie) mit ca. 1,5km Länge und bis zu 150m Breite gebildet, siehe hier: https://goo.gl/maps/aBFWWkQvKrDn9v5Z8.

Durch die noch vorhandenen Gleise + Gleisbett sieht es von oben so aus, als wäre in Reihen gepflanzt worden. Auf diesem Untergrund mit einer bisher nur dünnen Verrottungsschicht können sich andere Baumarten kaum durchsetzen. Ich habe hier schon Birkenzeisige gesehen.

Mit der westlich parallel verlaufenden, "renaturierten" Emscher nebst "renaturierter" Mündung des Rossbachs im Nordwesten und dortiger, schmaler Verbindung zum Birkenwald bestünde langfristig die Perspektive eines interessanten Naturverbundes.

Drauf gesch ... , der Wald wird für ein neues ICE-Werk plattgemacht, siehe radio91.2 hier: https://www.radio912.de/artikel/bahn-baut-ice-werk-am-dortmunder-hafen-1186392.html. Dabei haben wir schon ein ICE-Werk in Nähe HbF: https://goo.gl/maps/BbXLTrjSBBku5rJV7.

Klar: "400 Mill." + "500 Arbeitsplätze" gegen Birken und Zeisig. Gar nicht erstaunlich: die Kommune ist über den Eigenbetrieb Stadtwerke an radio91.2 (Lokalfunk Do) beteiligt, siehe https://www.dortmund.de/media/p/lokalpolitik/beteiligungsberichte/Beteiligungsbericht_2021.pdf, S.8, links, mittig.

Alles klar, Herr Kommissar?

MfG

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